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Warum Versicherer jetzt Wohngebäude-Policen im Maklervertrieb kündigen
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Versicherungsvertrieb Warum Versicherer jetzt Wohngebäude-Policen im Maklervertrieb kündigen

Abrissarbeiten an einem Reihenhaus
Abrissarbeiten an einem Reihenhaus: Neben der Axa hat auch die Alte Leipziger begonnen, ihren Vertragsbestand an Versicherungen für Hausverwalter zu sanieren und Verträge mit Maklern zu kündigen. | Foto: Jan-Mallander / Pixabay

Die Alte Leipziger hat laufende Verträge über Wohngebäudeversicherungen für Hausverwalter mit einzelnen Versicherungsmaklern gekündigt. Einen entsprechenden Bericht des Versicherungsjournals hat das Unternehmen aus der Stuttgarter ALH-Gruppe auf Anfrage von DAS INVESTMENT bestätigt: „Als privates Versicherungsunternehmen müssen wir die Wirtschaftlichkeit in den Mittelpunkt unseres Handelns stellen, deshalb behalten wir die Entwicklung weiter im Blick“, erklärt Kai Waldmann. Er verantwortet im Vorstand der Alte Leipziger Versicherung unter anderem das Geschäft mit Privatkunden in der Komposit-Sparte

ALH: „Geschäft zu vier Fünfteln ertragreich“ 

Kai Waldmann
Kai Waldmann © Alte Leipziger Versicherung

Denn: „Die Herausforderungen in der Sachversicherung sind branchenweit – natürlich auch bei uns – gestiegen. Im Segment der verbundenen Wohngebäudeversicherung für Hausverwaltungen ist das Geschäft zu vier Fünfteln strukturell ertragreich. Wir verzeichnen jedoch in Einzelfällen eine starke Zunahme der Schadensfrequenz und -höhe und haben uns als Konsequenz daraus von zirka 30 Vermittlerbeständen getrennt“, erklärt er.

Und weiter: „Die Kostenquote hat sich in dieser Sparte in den letzten Jahren kaum verändert. Die Schadenentwicklung hängt mit den veränderten Marktbedingungen der letzten zwei Jahre zusammen: inflationsbedingte höhere Schadenkosten, allgemeiner Personal- und Handwerkermangel, zahlreiche Starkregenereignisse und Überschwemmungen sowie steigende Rückversicherungskosten.“ 

 Wohngebäudeversicherungen werden teurer  

„Verhärtungen im Rückversicherungsmarkt verschärfen die Situation für die Erstversicherer, was die Rückdeckung teurer macht“, berichtet ALH-Vorstand Waldmann. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) warnt daher bereits davor, dass sich Kunden mancherorts in Deutschland bald keine Versicherung mehr für ihre eigenen vier Wände leisten könnten. Denn die Prämien für Wohngebäudeversicherungen dürften sich nach Schätzungen des Branchenverbands allein infolge der Klimaschäden innerhalb der nächsten zehn Jahre verdoppeln. 

 

Ähnlich finanziell brenzlig ist die Lage auch bei der Axa: „Insgesamt beobachten wir im Wohngebäudegeschäft neben der anhaltenden Inflation und vermehrt auftretenden Elementarereignissen einen steigenden Großschadentrend und sind zudem mit verschlechterten Rückversicherungsbedingungen konfrontiert“, berichtet ein Unternehmenssprecher auf Anfrage von DAS INVESTMENT. „Hiervon ist auch unser Wohnungseigentümer- und Hausverwalter-Konzept betroffen“, bestätigt er entsprechende Medienberichte über Kündigungen stark defizitärer Verträge. 

Axa: „Großteil des Bestandes verläuft gut“ 

Aber entscheidend sei: „Ein Großteil unseres Wohnungseigentümer-und-Hausverwalter-Bestandes verläuft gut“, betont der Axa-Sprecher mit Blick auf die Police, für die mehrere Tarifbausteine individuell wählbar sind. „Wir managen unseren Bestand stets professionell und mit bestem Gewissen, um unserer Verantwortung für das gesamte Kollektiv gerecht zu werden. Dazu gehört es, neue Kundinnen und Kunden zu bedarfsgerechten Prämien abzusichern, aber leider auch vorhandene Risiken nachhaltig zu sanieren. Um uns zukunftssicher aufzustellen, müssen wir uns in wenigen Ausnahmefällen auch von Verträgen trennen.“ 

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Mit Blick auf den nun vielfach bevorstehenden Wechsel zu einem anderen Versicherer räumt die Axa ihren Vertriebspartnern ein, dass sie die Verträge selbst kündigen. Das geht aus einem Schreiben an Versicherungsmakler hervor, das der Redaktion von DAS INVESTMENT vorliegt. Demnach könnten die Verträge aber auch „im gegenseitigen Einvernehmen aufgehoben“ werden. Andernfalls würden die Verträge automatisch durch den Versicherer gekündigt. Dies solle jeweils zur nächsten Hauptfälligkeit der Police passieren. Bei Sachversicherungen hat sich hierzulande eingebürgert, diesen Stichtag ab dem zweiten Versicherungsjahr jeweils auf den 1. Januar zu legen. 

HDI stellt Vertrieb über Maklerpools ein 

Wie in der vorigen Woche berichtet, können Versicherungsvermittler ab sofort private Kompositversicherungen des HDI nicht mehr über ihren Maklerpool einreichen. Das geht aus einem offiziellen Schreiben der Tochtergesellschaft des Hannoveraner Branchenriesen Talanx hervor, das der Redaktion von DAS INVESTMENT vorliegt. „Die Lage am Versicherungsmarkt für Privatkunden ist aktuell insbesondere durch die Verluste in der Kfz-Versicherung, aber auch im privaten Sachversicherungsgeschäft schwierig“, heißt es darin zur Begründung. 

Viele Kommentare in Facebook-Gruppen 

In den zwei größten Facebook-Gruppen „Versicherungsvermittler Deutschland“ und „Versicherungsmaklerforum Deutschland“ von Betreiber Andreas Lohrenz reagierten die Mitglieder mehrheitlich gelassen und zeigten teilweise Verständnis für die Maßnahmen der HDI. Manche klagten aber über hohen Zusatzaufwand ohne entsprechenden Ertrag, der demnächst droht. Denn die von den HDI-Schreiben verunsicherten Kunden dürften um klärende Gespräche bitten. Ihre Verträge müssten dann gegebenenfalls umgedeckt werden. 

„Verrückt, was im Moment im Markt los ist“ 

„Es ist verrückt, was im Moment im Markt los ist“, kommentiert ein Mitglied der Facebook-Gruppe „Versicherungsvermittler Deutschland“. „Erst die Janitos, die alle Kfz herauswirft, dann die Rhion, jetzt HDI, dann Axa in ihrem MFH-Konzept. Wo soll das noch hinführen?“ Er berichtet in dem sozialen Netzwerk weiter, die Axa habe alle über ihn vermittelten Wohnungseigentümer-und-Hausverwalter-Verträge gekündigt – auch komplett schadenfreie Policen. Diese seien jeweils direkt über ihn – also ohne Maklerpool – abgeschlossen worden. 

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