IW-Experte Michael Voigtländer
So riskant ist der deutsche Immobilienmarkt
Michael Voigtländer leitet das Kompetenzfeld Finanzmärkte und Immobilienmärkte beim Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Foto: Institut der deutschen Wirtschaft
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) beobachtet die Vergabe von Wohnimmobilienkrediten in Deutschland inzwischen sehr kritisch. Was steckt dahinter? Michael Voigtländer und Jonas Zdrzalek vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln haben den Wohnungs- und Häusermarkt untersucht.
Die Finanzstabilität hängt weniger vom Kreditvolumen insgesamt als vielmehr davon ab, ob Haushalte aufgrund von Überlastungen ihre Kredite nicht mehr bedienen können und ob bei einer anschließenden Zwangsvollstreckung ein Immobilienpreis unterhalb der Restschulden erzielt wird. Es gilt: Je kurzfristiger die Zinsbindungen sind, je weniger getilgt wird und je höher der Beleihungsauslauf ist, desto größer sind die Risiken für das Bankensystem.
Trotz der besonderen Bedeutung der Ausgestaltung der Kreditprodukte gibt es in Deutschland bislang keine amtlichen Daten, welche die Kreditusancen nach Haushalten und deren Einkommen erfassen. Eine solche Datenbasis wird derzeit erst von der Deutschen Bundesbank (2021) aufgebaut, bislang werden nur Daten zu Zinsbindungen ausgewiesen. Allerdings gibt es zwei private Institutionen, die Daten zu Kreditprodukten erheben und die diese Daten für die vorliegende Studie zur Verfügung gestellt haben:
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Die Finanzstabilität hängt weniger vom Kreditvolumen insgesamt als vielmehr davon ab, ob Haushalte aufgrund von Überlastungen ihre Kredite nicht mehr bedienen können und ob bei einer anschließenden Zwangsvollstreckung ein Immobilienpreis unterhalb der Restschulden erzielt wird. Es gilt: Je kurzfristiger die Zinsbindungen sind, je weniger getilgt wird und je höher der Beleihungsauslauf ist, desto größer sind die Risiken für das Bankensystem.
Trotz der besonderen Bedeutung der Ausgestaltung der Kreditprodukte gibt es in Deutschland bislang keine amtlichen Daten, welche die Kreditusancen nach Haushalten und deren Einkommen erfassen. Eine solche Datenbasis wird derzeit erst von der Deutschen Bundesbank (2021) aufgebaut, bislang werden nur Daten zu Zinsbindungen ausgewiesen. Allerdings gibt es zwei private Institutionen, die Daten zu Kreditprodukten erheben und die diese Daten für die vorliegende Studie zur Verfügung gestellt haben:
- Der Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) sammelt von seinen Mitgliedsunternehmen regelmäßig Daten zu Kreditprodukten und den Einkommen der Kunden (Hofer, 2021). Diese Unternehmen umfassen dabei die meisten Großbanken und viele auf Immobilienfinanzierungen spezialisierte Banken.
- Die Transaktionsplattform für Immobilienfinanzierungen Europace liefert Daten zu den über die Plattform vermittelten Immobilienfinanzierungen. Über die Europace-Plattform werden etwa 20 Prozent aller Wohnungsbaufinanzierungen in Deutschland vermittelt.
Abbildung 3 zeigt die Entwicklung der Zinsbindungsfristen in Deutschland. Lange Zinsbindungen geben den Kreditnehmern eine hohe Planungssicherheit, denn eine mögliche Erhöhung der monatlichen Kreditbelastung ist erst nach Ablauf der Zinsbindung möglich. Wie sich zeigt, sind die Anteile langfristiger Zinsbindungen deutlich angestiegen, vor allem gibt es eine langfristige Verschiebung zu Zinsbindungen von mehr als zehn Jahren.
Im Oktober 2021 hatte fast die Hälfte der Wohnungskredite eine Zinsbindung von mehr als zehn Jahren, im Oktober 2010 war es nur knapp ein Drittel. Kredite mit einer Zinsbindung von weniger als fünf Jahren hatten im Oktober 2021 einen Marktanteil von rund 17 Prozent. Variable Darlehen, die zu einem starken Anstieg der Kreditbelastungen in den USA im Vorfeld der Finanzmarktkrise beitrugen, kommen in Deutschland lediglich auf einen Anteil von 10 Prozent bei den Neuabschlüssen.
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