7orca-Researcher Maximilian Kühl Zeitenwende made in Japan: U-Turn in der Notenbankpolitik?
Marktteilnehmer wetten auf Ende der ultralockeren Geldpolitik
Wegen dieser Gemengelage tippen Investoren vermehrt auf eine Anpassung der Geldpolitik, ersichtlich anhand der Spekulationen auf japanische Staatsanleihen (JGBs). Japans Währungshüter deckeln die Rendite 10-jähriger JGBs auf 0,5 Prozent und realisieren die Kontrolle der Zinskurve über den Kauf oder Verkauf der JGBs.
Seit dem Jahresbeginn wurde diese Grenze mehr als 25 Prozent der Zeit überschritten. Die Bank of Japan musste mit dem massiven Kauf einheimischer Staatsschulden im Wert von 150 Milliarden US-Dollar entgegenwirken, so dass sich erstmalig mehr als 50 Prozent der japanischen Staatsschulden in den Händen der Zentralbank befinden.
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Wahl zwischen explodierender Staatsverschuldung und teurem Zinsdienst
Den Problemen der Fortführung der bisherigen ultralockeren Geldpolitik stehen die Kosten steigende Refinanzierungen bei einer restriktiven Politik gegenüber. Der japanische Staat sitzt inzwischen auf einem Schuldenberg, der 262 Prozent des Wirtschaftsleistung des Landes entspricht. Das japanische Finanzministerium hat errechnet, dass heute ein einprozentiger Zinsanstieg zu ungefähr 250 Milliarden US-Dollar Zinstilgung drei Jahre später führen würde.
Dilemma für Zentralbankchef
Kazuo Ueda bleibt keine gute Option – lediglich die Wahl zwischen beiden Übeln. Im Umfeld steigender Inflation ist das Mandat der Bank of Japan klar definiert: Preisstabilität geht vor monetärer Staatsfinanzierung. Uedas Aufgabe wird es nun sein, einen geordneten Ausstieg aus der von ihm konzipierten Politik zu gestalten. Sollte ihm dieser Spagat in den kommenden Monaten gelingen, ist zu vermuten, dass der japanische Yen wieder an Stärke gewinnen könnte.
Über den Autor:
Maximilian Kühl ist als Senior Quantitative & Economic Researcher für die Entwicklung der Currency-Overlay-Investmentprozesse beim Hamburger Währungsspezialisten 7orca Asset Management verantwortlich. Zudem forscht er zu makroökonomischen FX-Themen, deren Resultate er für alle internen und externen Stakeholder aufbereitet. Neben der Entwicklung, Dokumentation und Implementierung von Risikomodellen hat Maximilian Kühl zuvor im Asset Management der Warburg Bank Prognosemodelle konzipiert. Er hält einen Master in Quantitative Finance und einen Bachelor in Volkswirtschaftslehre.
7orca Asset Management betreut mehr als 10 Milliarden Euro von institutionellen Anlegern, schwerpunktmäßig Altersversorgungseinrichtungen, Asset Managern, Family Offices, Stiftungen und Versicherungen.