Themen für 2022 Zentralbanken, Arbeitsmarkt und Inflation bewegen das Kapital
Mehrere Schlüsselthemen beeinflussen derzeit die wirtschaftliche Entwicklung und die Kapitalmärkte. Eine der zentralen Fragen ist, wie die Märkte auf nachlassende Konjunkturimpulse, einen veränderten Arbeitsmarkt und anhaltenden Inflationsdruck reagieren werden.
2021 war in vielen entwickelten Volkswirtschaften ein außergewöhnlich gutes Jahr für Margen und Unternehmensgewinne. Fiskalische Anreize in Rekordhöhe sorgten dafür, dass die Verbraucher mehr Geld ausgaben. Gleichzeitig hielt die lockere Geldpolitik die Kreditkosten niedrig und stützte die Preise von Vermögenswerten.
Aktienbewertungen gesunken – aber auf hohem Niveau
Für 2022 sind die Aussichten nach wie vor solide. Die fiskalischen Stützungsmaßnahmen, das globale Wachstum und damit auch die Margen haben aber ihren Höhepunkt möglicherweise überschritten – zumindest vorerst. Die Rentabilität der Unternehmen, vor allem der US-amerikanischen Large-Caps, ist jedoch nach wie vor robust. Daher können sie ihre Aktienrückkaufprogramme wieder aufnehmen und die Dividendenausschüttungen erhöhen. Trotz solider Renditen an den US-Aktienmärkten und vielen Börsen außerhalb der Vereinigten Staaten im Jahr 2021 haben die starken Gewinne die Bewertungen sinken lassen – auch wenn sie im historischen Vergleich insbesondere am US-Markt nach wie vor hoch sind.
Steigende Löhne könnten Unternehmen belasten
Vor diesem Hintergrund könnten die kommenden Monate für Unternehmen, die auf ein schwächeres Wirtschaftswachstum nicht vorbereitet sind, schwieriger werden. Darüber hinaus ist es möglich, dass anhaltende Unterbrechungen der Lieferkette und stetiger Inflationsdruck zu einem Rückgang der Nachfrage nach bestimmten Waren und Dienstleistungen führen. Steigender Lohndruck könnte ebenfalls die Gewinnspannen schmälern, vor allem in Anbetracht der sich verändernden Zusammensetzung der Erwerbsbevölkerung und der neuen Stärke der Gewerkschaften. Da die Arbeitgeber mit einem Arbeitskräftemangel konfrontiert sind, haben die Angestellten einen größeren Verhandlungsspielraum. Dadurch könnte sich die jahrzehntelange Stagnation der Reallöhne umkehren.
Ein weiterer neuer Kostenfaktor für viele Unternehmen sind Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Von der Reduzierung des Verbrauchs fossiler Brennstoffe bis hin zur Verringerung der Abhängigkeit von Standorten in Ländern mit schlechter Menschenrechtslage – solche Schritte kosten zunächst Geld. Werden sie aber gut gemacht, können sich Unternehmen mit einer ganzheitlichen und langfristigen Strategie gegenüber weniger engagierten Konkurrenten einen Vorteil verschaffen.
Für Investoren bedeutet das:
- Das Wachstumspotenzial der Unternehmensgewinne scheint 2022 ungewisser. Das macht widerstandsfähige, Cashflow generierende Unternehmen attraktiver.
- Die attraktivsten Unternehmen dürften jene sein, die die Herausforderungen in der Lieferkette, den Lohndruck und die Kosten für die Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen effektiv bewältigen können.
Zentralbanken bewegen sich in unterschiedliche Richtungen
Die geldpolitischen Maßnahmen im Jahr 2022 werden für die Kapitalmärkte weltweit von entscheidender Bedeutung sein, da die Zentralbanken rund um den Globus unterschiedliche Wege einschlagen: Einige bleiben akkommodierend, während viele andere die Geldpolitik straffen.