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ZEW-Studie Einkommensschere öffnet sich weiter

Zu den Ergebnissen gehört, dass vom jährlichen Anstieg des Wirtschaftswachstums bei den unteren 40 Prozent der Gesellschaft kaum etwas ankommt. Dagegen sind die höchsten Einkommen in den Jahren von 1991 bis 2014 jährlich um durchschnittlich 1,3 Prozent gewachsen. Breite Schichten der Bevölkerung haben laut ZEW weder über steigende Arbeitseinkommen noch Vermögenserträge einen Anteil am steigenden Wohlstand.

Zweifel an Sozialer Marktwirtschaft

„Wohlstand für Alle verspricht den Deutschen die Soziale Marktwirtschaft. Doch spätestens seit der Wiedervereinigung klaffen Anspruch und Wirklichkeit bei diesem Versprechen weit auseinander“, sagt Martin Ungerer, ZEW-Forscher und Mitautor des im Auftrag der Bertelsmann Stiftung erstellten Gutachtens.

Der ZEW-Studie zufolge ist ein wesentlicher Grund dieser Ungleichheit die unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklung einzelner Regionen in Deutschland. Die Chancengerechtigkeit etwa zwischen den Geschlechtern sei dagegen gestiegen, lediglich 13 Prozent der Einkommensungleichheit lassen sich im Jahr 2014 noch darauf zurückführen, während es im Jahr 1992 19 Prozent waren.

Einkommensunterschiede zwischen Ost und West

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„Während wir positive Entwicklungen mit Blick auf die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen feststellen, besteht auch mehr als 25 Jahre nach der Wiedervereinigung ein großer Einkommensunterschied zwischen Menschen aus Ost- und Westdeutschland“, so Ungerer. Ein weiterer Faktor, der sich ebenfalls in zunehmendem Maße auf die Ungleichheit auswirkt, sei die wirtschaftliche Lage des Elternhauses.

Trotz des Beschäftigungsbooms der vergangenen zehn Jahre kletterte die Armutsrisikoquote laut ZEW-Studie von 1962 bis 2015 hierzulande von 9,8 Prozent auf 15,4 Prozent und erreicht damit aktuell einen Höchststand. Die betroffenen Gesellschaftsgruppen haben sich geändert: „Während in den Jahren des Wirtschaftswunders vor allem alleinstehende Rentenempfänger von Armut bedroht waren, sind es aktuell Einpersonenhaushalte im erwerbstätigen Alter“, heißt es.

Besonders kritisch sei zudem die seit Ende der 1980er-Jahre stark gestiegene Armutsdauer zu bewerten. Lag die durchschnittliche Verweildauer unterhalb der Armutsrisikogrenze 1991 noch bei etwa 2,5 Jahren, so ist diese den Forschern zufolge seit 2008 auf mehr als drei Jahre gestiegen.

Um die Wohlstandsentwicklung seit den 1950er Jahren anschaulich zu machen, haben die Forscher einen Indikator entwickelt, der die Entwicklung von Ungleichheit, Armut und Wirtschaftswachstum in Deutschland zusammenfassen soll.

„Der Verlauf des Indikators zeigt, dass die Wirtschaft der Bundesrepublik bis zum Vorabend der deutschen Wiedervereinigung stark und inklusiv gewachsen ist. Danach allerdings verläuft die Wohlstandssteigerung auf einem wesentlich flacheren Niveau“, sagt Ungerer. Möglichst viele Menschen an den Wohlstandsgewinnen in Zukunft teilhaben zu lassen, bleibe somit eine der zentralen Herausforderungen für eine tragfähige soziale Marktwirtschaft.

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