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Vermögensverwalter meint Warum die Zinsen vorerst oben bleiben

Von in AnalysenLesedauer: 3 Minuten
US-amerikanische Gebäude, die nach New York aussehen. Im Vordergrund geht ein Mann daran vorbei
Die Staatsverschuldung der USA ist auf eine Quote von 121 Prozent des Bruttoinlandsprodukts angewachsen. Das könnte dazu beigetragen haben, dass die Marktzinsen auf einem sehr hohen Niveau verharren. | Foto: Birte Penshorn mit Midjourney

Obwohl führende Zentralbanken sichtlich erkennbar einen Zinssenkungszyklus eingeschlagen haben, verharren die langfristigen Marktzinsen auf Rekordniveau. So notieren zehnjährige US-Staatsanleihen mit 4,4 Prozent jährlicher Rendite nahe am Zehnjahreshoch. Ähnliches gilt in Deutschland, wo die Zinsen bei 2,4 Prozent jährlicher Rendite verharren. Dies ist insofern ein schlechtes Zeichen, als die Anleihemärkte davon ausgehen, dass die Inflation mittelfristig wohl noch nicht wieder auf ein vertrauenserweckendes Niveau eingedämmt werden kann.

Dies ist wohl vor allem eine Folge nicht nachhaltiger Staatsdefizite, welche in den USA zum Stichtag 30. September 2024 die Staatsverschuldung auf eine Quote von 121 Prozent des Bruttoinlandsprodukts anwachsen lassen hat. Marktteilnehmer befürchten hier zu Recht, dass eine Regierung versucht sein könnte, die Staatsschulden mit Hilfe von Inflation wieder auf ein erträgliches Maß zu drücken. Den USA helfen aktuell solide Wachstumsraten und ein ausgeprägter Innovationsgeist der Wirtschaft.

Andere EU-Länder ähnliche Entwicklung bei Staatsschulden wie die USA

Andere Länder wie Frankreich, Italien oder Großbritannien haben einen ähnlichen Entwicklungspfad bei den Staatsschulden wie die USA hinter sich. Frankreich mit 112 Prozent des BIP, Großbritannien mit 102 Prozent des BIP und Italien bei 137 Prozent des BIP. Allerdings fehlen diesen Ländern die robusten Wachstumszahlen der Wirtschaft, um die Schuldentragfähigkeit sicherzustellen. Dementsprechend haben sich die Renditeaufschläge gegenüber Deutschland, welches dank Schuldenbremse (ohne „Sondervermögen“, sprich Schulden) eine vergleichsweise geringe Verschuldung aufweist, deutlich erhöht.

Für französische Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit muss der französische Staat 3,11 Prozent pro Jahr bezahlen, das heißt über zehn Jahre 7,1 Prozent mehr als der deutsche Staat. Italienische Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit notieren bei 3,6 Prozent pro Jahr. Großbritannien sogar bei über 4,6 Prozent pro Jahr. Insgesamt scheint das Vertrauen der Anleger gegenüber Großbritannien in Bezug auf die Inflationsbekämpfung und die Schuldentragfähigkeit des Staates am meisten belastet zu sein.

Weiterhin hohe Zinsen ein Problem für den Immobilienmarkt

Die nach wie vor vergleichsweise hohen Zinsen bedeuten speziell für den Immobilienmarkt weiter Ungemach. Einige Projektentwickler und die sie finanzierenden Banken hatten gehofft, das Zinshoch aussitzen zu können und Ende 2024 wieder auf bessere Finanzierungskonditionen bauen zu können. Da dies nun aufgrund der befürchteten Inflationsprämien zunichtegemacht wurde, werden einige Banken perspektivisch gezwungen sein, die Solidität der Projektentwicklungen kritisch zu hinterfragen, mit potenziellen Abschreibungen und in der Folge wohl Kreditausfällen.

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Auch ein zweites Segment hatte wieder auf fallende Zinsen gehofft: die Private-Equity-Branche. Mit großen Fremdkapitalhebeln wurden Portfoliounternehmen erworben. Da nun mangels günstiger Refinanzierungsmöglichkeiten die potenziellen neuen Käufer fehlen beziehungsweise aufgrund veränderter Kalkulation Preisabschläge gefordert werden, droht auch in diesem Segment ein unsanftes Erwachen. Mittlerweile zwei Jahre mit einem Zinsniveau, wie es zuvor gute zehn Jahre nicht gegeben hat, fordern einen Tribut.

Für Anleger kann das vergleichsweise hohe Zinsniveau spannend sein, wenn die Inflation aufgrund mangelnder Wachstumsaussichten und aufgrund des technologischen Fortschritts, welcher in der Regel deflationär wirkt, entgegen der landläufigen Marktmeinung doch eingedämmt bleibt.


Über den Autor:

Michael Thaler ist Vorstand der Top Vermögen in Starnberg.  

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