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Zinspolitik der USA Was uns der Dot Plot über die Zukunft der Zinsen verrät

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Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank:

Das nennt sich ein Einstand nach Maß. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit als Fed-Präsident dreht Jerome Powell an der Zinsschraube. Der Notenbankpräsident gab einen optimistischen Konjunkturausblick, gleichzeitig wurde aber auch auf den nur graduellen Anstieg der Inflationsrate verwiesen.

Die Median-Schätzung der Fed-Offiziellen sieht insgesamt drei Zinserhöhungen im laufenden Jahr vor. An der Zinseinschätzung für das Jahr 2018 hat sich somit gegenüber den im Dezember abgegebenen Projektionen keine Änderung ergeben. Nach wie vor gibt es auch Stimmen, die weniger als zwei weitere Zinserhöhungen im laufenden Jahr für angebracht halten. Eine aggressivere Gangart der US-Notenbank steht also in den kommenden Monaten nicht an. Dagegen wurde die Median-Schätzung für den Leitzins der Jahre 2019 und 2020 angehoben. Dies spiegelt sich auch in den Schätzungen für die Inflationsrate wider: Die Fed-Offiziellen erwarten für die kommenden Jahre auch eine höhere Inflationsrate.

Das von der Fed bevorzugte Inflationsmaß, die Kernrate der privaten Konsumausgaben, lag zuletzt bei 1,5 Prozent. Für ein forscheres Vorgehen der Währungshüter besteht deshalb in den kommenden Monaten kein Grund. Es sollte auch bedacht werden, dass der 3-monatige US-Dollar-Libor zuletzt über Gebühr anstieg. Der höhere Geldmarktsatz nimmt bereits weitere Zinserhöhungen vorweg, was bereits jetzt schon wesentlich restriktiver wirkt als es die US-Notenbank derzeit wünscht.

Jerome Powell hält also an einem vorsichtigen Vorgehen fest und betritt somit die Fußspuren seiner Vorgängerin. Das ist gut so, denn Kontinuität schafft Vertrauen. Ohne Vertrauen der Finanzmärkte wäre die US-Notenbank nicht die bedeutendste Notenbank der Welt.

Rudolf Besch, Volkswirt der Deka-Bank:

Die Fed hat beim Zinsentscheid gestern Abend erwartungsgemäß ihr Leitzinsband um 25 Basispunkte in den Bereich 1,50 Prozent bis 1,75 Prozent angehoben. Dieser Zinsschritt war seit mehreren Monaten von den FOMC-Mitgliedern kommunikativ gut vorbereitet worden.

Die geänderten makroökonomischen Projektionen beinhalten eine stärkere wirtschaftliche Dynamik, einen niedrigeren Verlauf der Arbeitslosenquote, ein leichtes Überschießen der Inflation. Dieser makroökonomische Rahmen sorgt insgesamt für einen restriktiveren Leitzinspfad als bislang. Allerdings erwarten die FOMC-Mitglieder weiterhin mehrheitlich insgesamt drei Leitzinsschritte für 2018.

In der anschließenden Pressekonferenz war Jerome Powell bemüht, geldpolitische Kontinuität zu demonstrieren. Wir erwarten genau wie die Fed derzeit zwei weitere Leitzinsschritte in diesem Jahr.

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