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Von in USALesedauer: 3 Minuten
Frankfurter Finanzzentrum am Abend
Frankfurter Finanzzentrum am Abend: Vermögensverwalter Andreas Schyra beleuchtet die Zinspläne von EZB und Fed. | Foto: Imago Images / greatif

Noch vor wenigen Monaten übertrafen sich die Volkswirte bei der Anzahl der für das laufende Kalenderjahr erwarteten Zinssenkungen der US-Notenbank (Fed). Mittlerweile scheint allseits Realismus eingekehrt zu sein und die regelmäßig errechnete Wahrscheinlichkeit von Zinsschritten lässt auf maximal eine Senkung im vierten Quartal schließen

Die volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den USA stützen diese Erwartungshaltung und lassen sogar einen unveränderten Leitzins bis zum Jahresende nicht unwahrscheinlich erscheinen:

  • Die Berichtsaison über das erste Quartal 2024 verdeutlicht, dass die US-Wirtschaft weiter gut läuft und vor zwischenzeitlich erwarteten rezessiven Tendenzen gewappnet ist.
  • Das Preisniveau verharrt auf einem leicht erhöhten Niveau, was auch Jerome Powell mittlerweile zu einem Statement veranlasste, welchem zu entnehmen ist, dass ursprünglich von einem schnelleren Rücklauf der Inflationsraten ausgegangen wurde.
  • Zudem liegt in den USA nahezu Vollbeschäftigung vor.

EZB wird Fed bei der ersten Zinssenkung zuvorkommen

All diese positiven Nachrichten sind kaum verwunderlich, denn die ausbleibende Unterstützung der Notenbank wird in nie gesehenem Umfang durch staatliche Ausgaben kompensiert. Die Argumente, welche ein oder gar mehrere Zinssenkungen der US-Notenbank in 2024 erwarten lassen, schwinden quasi von Woche zu Woche.

In der Eurozone wird für die Juni-Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) von einer ersten Zinssenkung im Umfang von 25 Basispunkten ausgegangen. Die EZB würde der Fed mit einer derartigen Vorgehensweise vorweglaufen, was eher unüblich ist. Der historische Vergleich der Notenbankzinsen verdeutlicht, dass ein verfrühtes Handeln der EZB im Regelfall eine zeitnahe Kehrtwende zur Folge hatte: Im Jahr 2011 erhöhte die EZB ihren Leitzins von 1,0 Prozent in zwei Schritten auf 1,5 Prozent. Im gleichen Zeitraum verharrte die US-Zinskurve unverändert bei 0,25 Prozent. Nach dem damaligen Vorauseilen der EZB, verringerte diese ihren Leitzins binnen kurzer Zeit wieder auf das Ausgangsniveau und in den Folgejahren sogar bis auf die Nulllinie.

Historie lässt an einer frühzeitigen Zinssenkung der EZB zweifeln

Zugegebenermaßen hinkt dieser historische Vergleich, weil sich die Eurozone zum damaligen Zeitpunkt in einer existenzbedrohenden Krise befand. Der Vergleich der beiden Zinskurven verdeutlicht jedoch, dass eine erste Zinsanpassung überwiegend zunächst in den USA initiiert und wenig später erst in der Eurozone vollzogen wurde. Es bleibt daher spannend, ob die zu erwartende Zinsverringerung in Euroland tatsächlich nachhaltiger Natur sein wird.

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Eine Notenbank, welche ihren Leitzins bereits senkte ist die Schweizerische Nationalbank (SNB). Deren Leitzins wurde im März 2024 bereits von 1,75 auf 1,5 Prozent angepasst. Die Eidgenossen merken nun jedoch bereits, dass die Inflationsraten nicht weiter nachgeben, sondern leichte Steigerungen zu verzeichnen sind. Die Zweitrundeneffekte und insbesondere anhaltende Lohnsteigerungen stellen nicht nur in der Schweiz eine der größten Herausforderungen bei einer anhaltenden Inflationsbekämpfung dar und könnten auch die EZB zukünftig vor weitere Aufgaben stellen, um ihr Ziel der Preisniveaustabilität wieder einzuhalten und möglichst langfristig zu verteidigen.

 

Andreas Schyra
Andreas Schyra © PVV AG

Über den Autor:

Andreas Schyra ist Vorstandsmitglied des Vermögensverwalter PVV AG und Dozent an der FOM Hochschule.

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