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Ausblick für Vermögensverwalter
Die 3 Top-Herausforderungen für Wealth Manager
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Ausblick für Vermögensverwalter Die 3 Top-Herausforderungen für Wealth Manager

Strategie-Meeting
Strategie-Meeting: Wealth Management – Branche im Umbruch, Chancen voraus? Das fragt Infront-Chef Zlatko Vucetic in einem aktuellen Gastbeitrag zu den wichtigen Herausforderungen. | Foto: RODNAE Productions / Pexels

Die Vermögensverwaltungsbranche durchlebt stürmische Zeiten. Der langanhaltende Kurseinbruch drückt auf die Ergebnisse – wie auch auf die Stimmung der Kunden. Zudem bestehen einige Day-to-day-Herausforderungen für Wealth Manager, die strategisches Handeln erfordern. Welchen Herausforderungen müssen sich Wealth Manager derzeit stellen und wie lässt sich das Fortbestehen von Unternehmen in volatilen Zeiten gewährleisten? Derzeit stehen hier drei grundlegende Aspekte im Fokus: Compliance, Cybersicherheit und Wettbewerb. 

So sehen sich Wealth Manager heute zwar vor grundlegenden Herausforderungen, doch sind diese nicht unüberwindbar. Durch die zunehmende Komplexität der Richtlinien steigen die Kosten in der Gewährleistung der Compliance. Zusätzlich nimmt die ständige Bedrohung durch Cyberangriffe weiter zu und hat sich zu einem ständigen Problem in der Verwaltung stattlicher Mittel und sensibler Daten entwickelt. Hinzu kommt der intensive Wettbewerb in der Branche, welcher von den Wealth Managern ständige Innovationen und Anpassungen erfordert, um langfristig relevant zu bleiben und sich von einer wachsenden Zahl von Mitbewerbern abzuheben.  

Compliance: Regulierung wird zum Kostenfaktor 

Aufgrund der zunehmenden Komplexität der Regulatorik schnellen die Kosten für die Gewährleistung aller Richtlinien in die Höhe. Die Vermögensverwaltungsbranche stellt sich vermehrt breiter auf und erweitert Datenbanken, um Erkenntnisse über Kunden, Anlagen und Unternehmen noch detaillierter gewinnen zu können. Gleichzeitig werden die Anforderungen der Aufsichtsbehörden hinsichtlich der Datenschutzrichtlinien immer umfangreicher. Klar ist zudem: auch in Zukunft werden diese Richtlinien ständig weiter verfeinert und erweitert. Für Wealth Manager bedeutet dies einen ständigen Mehraufwand bei der Einhaltung der Regulatorik. 

Zlatko Vucetic, CEO bei infront
Zlatko Vucetic © infront

Beispielsweise bedingt die Zunahme verhaltensorientierter Regulierungsansätze einen Anstieg beim Datenmanagement. Ein Blick auf die Verordnungen über Märkte für Finanzinstrumente (Mifir) und die zweite Richtlinie über Märkte und Finanzdienstleistungen (Mifid II) genügt, um die Komplexität an dieser Stelle zu erkennen. 

Der regulatorische Wandel hat auch dazu geführt, dass Unternehmen transparenter machen müssen, was sie ihren Kunden in Rechnung stellen. Zudem sind Manager dazu verpflichtet, ihren Kunden mindestens vierteljährlich Bericht zu erstatten. Hinzu kommt, dass mit dem Wachstum des Umwelt-, Sozial- und Governance-Sektors weitere Vorschriften auf den Plan gerufen werden, sodass Verwalter noch mehr Daten liefern müssen, um die Compliance-Anforderungen vollständig zu erfüllen.  

Verstärkt intelligente Technologie einsetzen

In diesem komplexen Umfeld lohnt es sich verstärkt intelligente Technologie einzusetzen: Die Vorteile sind hier vielfältig, die Datenqualität wird verbessert, die Datensicherheit gewährleistet und Prozessautomatisierungen ermöglicht. Zusätzlich stärken intelligente Technologien durch analytische Fähigkeiten das allgemeine Marktverständnis. 

 

Regtech-Lösungen und Business-Process-Management-Plattformen, die Technologien wie die robotergestützte Prozessautomatisierung einsetzen, sind hier von Nutzen. Diese Technologien steigern die Effizienz, indem sie dabei helfen, regulatorische und kundenbezogene Berichte und andere Prozesse zu automatisieren.

Cybersicherheit: „Das Schiff sichern“

Die zweite Sorge der Wealth Manager ist die Cybersicherheit. Nach Schätzungen wird der Wealth Management- und Asset-Management-Sektor bis 2025 ein Gesamtmarktvolumen von 145 Billionen Dollar erzielen – ein äußerst attraktives Ziel für Kriminelle. 

Der anhaltende Digitalisierungsschub und auch die zunehmende Remote-Arbeit öffnet Einfallstore für Cyberkriminelle. Insbesondere die Sensibilität der Daten macht den Schutz zu einer besonderen Herausforderung mit oberster Priorität. Gerade in puncto Kundeneinlagen und Datenverwaltung ist die Aufrechterhaltung sicherer Verbindungen zwischen Büro und Remote-Arbeitsplatz enorm wichtig. 

 

In diesem von zahlreichen Bedrohungen geprägten Umfeld müssen Wealth Manager drei Herausforderungen parallel managen: menschengemachte Herausforderungen, prozessbezogene Probleme sowie den technischen Ansatz. 

Der menschliche Ansatz zielt auf Mitarbeiterschulungen in Sachen Cyber-Hygiene ab, denn einzelne Mitarbeiter sind häufig Hauptziele für Phishing-, Ransomware- und Business-Email-Compromise (BEC-) Angriffe. Bei Letzteren imitieren die Kriminellen echte Personen, um Mitarbeiter dazu zu bringen, Zahlungen auf von ihnen kontrollierte Konten zu überweisen. Die Mitarbeiter sollten kontinuierlich geschult werden, damit sie über die neuesten Sicherheitsbedrohungen und Angriffsstrategien informiert sind.  

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Eine weitere wesentliche Änderung, die Effizienz und Cybersicherheit erhöht, besteht in den drei folgenden Maßnahmen: keine Dateien mehr manuell hochzuladen, sich weniger auf Excel zu verlassen und Software-as-a-Service-Anbieter (SaaS) zu nutzen. Was Excel betrifft, so können Tabellenkalkulationen nicht verschlüsselt werden, sodass weitere Sicherheitslücken entstehen. 

Außerdem sind die Daten in Tabellenkalkulationen fehleranfällig durch die manuelle Dateneingabe, hinzu kommt die mangelhafte Datenverwaltung in Tabellenkalkulationen, diese erschwert im Umkehrschluss die Erstellung von Prüfpfaden. SaaS-Anbieter können Unternehmen eine rationalisierte Datenverarbeitung, Automatisierung und verbesserte Sicherheit bieten. 

Wettbewerbslandschaft im Wandel

Die dritte alltägliche Sorge der Vermögensverwalter ist der Wettbewerb. Eine Reihe neuer Akteure hat kürzlich das Marktumfeld betreten und bieten zusätzliche Konkurrenz für bestehende Anbieter. Etablierte Verwalter fürchten mitunter ihre sichere Position im neuen Marktumfeld. Der Wettbewerb wird sowohl von Investmentbanken und Vermögensverwaltern, sowie Retailbanken und Versicherern derzeit umgekrempelt und verschärft.  

Die Digitalisierung im Bereich der Vermögensverwaltung hat hier in den letzten Jahren maßgeblich zu einer zunehmenden Demokratisierung des Sektors geführt. Einige spekulieren sogar, dass große Technologieunternehmen wie Google, Apple und Amazon in diesen Bereich einsteigen und das untere Ende des Marktes bedienen könnten. Diese Unternehmen kennen die Verbraucher bereits sehr gut und wissen, wie sie die Technologie einsetzen können, um die Verbraucher anzusprechen, und sind möglicherweise sogar in der Lage weiter an der Kostenschraube zu drehen und deutlich günstigere Dienstleistungen anzubieten. 

 

In diesem Wettbewerbsumfeld können sich die Wealth Manager durch eine stärkere Personalisierung wieder auf ihre Kunden konzentrieren. Dies kann durch eine Verbesserung des Technologieangebots erreicht werden, indem beispielsweise KI-Funktionen hinzugefügt werden, um bessere Erkenntnisse aus Daten zu gewinnen und den Kunden eine umfassende Beratung zu bieten, im Gegensatz zu der üblicherweise angebotenen stückweisen Beratung. 

Verwalter können zudem verstärkt auf Wealthtech-Lösungen setzen, um Kunden besser in Anlageentscheidungen und den Handel einzubinden. Hierbei nutzen sie ihre Expertise, ihr Wissen zu Kundenpräferenzen und ihre Verbindungen – Mehrwerte gegenüber neueren, rein digitalen Konkurrenten. Im Bereich der digitalen Beratung bietet der Einsatz von Robo-Advisors neben den traditionellen Kanälen den Unternehmen bessere Möglichkeiten, Kunden anzusprechen und die Konkurrenz abzuwehren. 

Hinsichtlich den Bedürfnissen der jüngeren Generationen ein signifikanter Faktor, so stieg laut einer McKinsey-Studie die Akzeptanz digitaler Beratung von 43 Prozent im Jahr 2018 auf 59 Prozent im Jahr 2021. So findet sich hier der Schlüssel zur Gewinnung von Generationen wie den Millennials und der Generation Z. Angesichts der Billionen, die sie von ihren Eltern erben werden, ein nicht außer Acht zu lassendes Marktsegment.

Langlebigkeit in einer sich ständig wandelnden Branche 

Die dreifache Bedrohung durch Compliance, Cybersicherheit und Wettbewerb stellen sehr unterschiedliche Punkte dar, essenzieller denn je sind die Qualität und Sicherheit von Daten. Um zu überleben, müssen Wealth Manager eine bessere Übersicht und Kontrolle über ihre Organisationen erlangen, und das bedeutet auch, dass sie die Datenkapazitäten mithilfe von Technologie verbessern und schützen müssen. Da allerdings mehr Technologie meist höhere Kosten mit sich bringt, gelangen viele Manager zu dem Schluss, über eine Konsolidierung Skaleneffekte einer größeren Organisation zu erzielen. Ein Trend, der in der Regel größere, gut kapitalisierte Organisationen wie Investment- und Universalbanken begünstigt. 

 

Dies muss jedoch nicht immer der Fall sein: Der wirksame Einsatz von Technologie ist nicht die Domäne der großen Unternehmen. Vielmehr muss ein Schwerpunkt darauf liegen, wie die Manager die Technologie einsetzen, um sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Kunden ein effizientes Nutzererlebnis zu schaffen. So können Wealth Manager Zeit für Verwaltungsaufgaben verkürzen und schließlich mehr Zeit damit verbringen, einen Mehrwert für den Kunden zu schaffen. 

Ohne Zweifel befindet sich die Branche bereits im Wandel. Dieser bringt neben Risiken aber auch zahlreiche Chancen mit sich. Kunden hingegen, die leicht auf alle benötigten Informationen zu ihren Portfolios zugreifen und über mehrere Kanäle mit ihren Beratern interagieren können, werden bei ihren Unternehmen bleiben. Dieser Ansatz trägt wesentlich dazu bei, die Langlebigkeit in einer Branche zu sichern, die sich in einem ständigen Umbruch befindet.

Über den Autor: 

Zlatko Vucetic ist Chef von Infront Financial Technology, einem norwegischen Software-Dienstleister für die internationale Finanzbranche. Das Unternehmen aus Oslo beschäftigt mehr als 500 Mitarbeiter in 13 Ländern Europas und in Südafrika. Die 3.600 Infront-Firmenkunden mit mehr als 90.000 professionellen Anwendern erhalten globale Marktdaten, Nachrichten und Analysen sowie Beratungen zur Einhaltung regulatorischer Vorgaben.

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