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  • Trumps Zölle: Was kommt als Nächstes?

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Von in Aktiver Ansatz aus ÜberzeugungLesedauer: 9 Minuten
Porträt von William McKinley (1843-1901), Vorbild von Donald Trump, auf einer alten Dollarnote
Porträt von William McKinley (1843-1901), Vorbild von Donald Trump, auf einer alten Dollarnote: Zölle wirken sich in der Regel negativ auf die Wirtschaft aus, da sie das Wachstum dämpfen und gleichzeitig die Inflation anheizen. | Foto: Imago Images / Panthermedia
Anthony Willis

Die Nachrichtenagenda wird vollständig von der Zollpolitik des US-Präsidenten beherrscht – und geht in die zweite Runde: 10 Prozent Zölle auf fast alle US-Importe und noch höhere Zölle auf Waren aus Ländern wie China, Japan und Indien sowie der Europäischen Union – auch wenn ein Teil davon nun für 90 Tage ausgesetzt ist. Dennoch bleibt es beim Basiszollsatz von 10 Prozent, und auch die 25 Prozent auf Autos, Stahl und Aluminium gelten weiter.

Die US-Regierung rechtfertigt die Maßnahmen mit der Ausrufung eines nationalen Notstands – begründet mit Sorgen um die nationale und wirtschaftliche Sicherheit. Hintergrund sind anhaltend hohe Handelsdefizite der USA im Warenverkehr mit dem Ausland.

Wie die neuen Zölle die Weltwirtschaft verändern könnten

Nachdem die Märkte weltweit stark nachgegeben hatten, geht es nun wieder aufwärts. Die Zölle werden indes erhebliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben und könnten die Inflation in den USA anheizen sowie das Wachstum verringern. Sollte die angekündigte Maßnahme in vollem Umfang umgesetzt werden, würde der durchschnittliche Zollsatz auf ein Niveau steigen, das zuletzt in den 1930er-Jahren während der Großen Depression in den USA erreicht wurde – also in einer Zeit, in der das weltweite Handelsvolumen deutlich geringer war und die globalen Lieferketten längst nicht so eng verflochten waren wie heute. Der sogenannte effektive Zollsatz – ein nach Handelsvolumen gewichteter Durchschnitt aller Zölle auf US-Importe – bewegt sich bereits jetzt am oberen Ende der bisherigen Erwartungen. Im Falle einer vollständigen Umsetzung könnte er das historische Niveau der 1930er-Jahre sogar übertreffen.

Bis vor Kurzem ging die Mehrheit der Marktbeobachter noch von einem durchschnittlichen effektiven US-Zollsatz zwischen 12 und 14 Prozent aus. Doch diese Einschätzung ist ins Wanken geraten: Inzwischen erscheinen Werte zwischen 20 und 24 Prozent realistischer – vor allem, da zusätzliche sektorale Zölle, etwa auf Autos, bereits angekündigt wurden oder noch folgen dürften. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr lag der effektive Zollsatz gerade einmal bei 2,5 Prozent.

Die wirtschaftlichen Folgen könnten erheblich sein. Erste Schätzungen deuten darauf hin, dass das US-Wirtschaftswachstum in diesem Jahr um 1 bis 1,5 Prozentpunkte niedriger ausfallen könnte. Gleichzeitig dürfte die Inflation um einen ähnlichen Wert zulegen – also ebenfalls um 1 bis 1,5 Prozentpunkte.

Zwar wäre dieses Szenario nicht zwangsläufig gleichbedeutend mit einer Rezession in den USA. Doch es würde eine spürbare Wachstumsdelle mit sich bringen – begleitet von höherem Preisdruck, sinkenden Unternehmensgewinnen und einem Vertrauensverlust bei Konsumenten und Unternehmen. Letzteres wiederum könnte das Wachstum zusätzlich belasten.

 

Gewinne für den Staat, Verluste für die Verbraucher

Auch international sind bereits Folgen spürbar: Besonders in Asien geraten Volkswirtschaften unter Druck, die sich in den vergangenen Jahren zu wichtigen Exportdrehscheiben für den US-Markt entwickelt haben. Die Risiken für das weltweite Wirtschaftswachstum sind daher offensichtlich.

US-Präsident Donald Trump argumentiert, dass die eingeführten Zölle nicht nur die heimische Industrie stärken, sondern auch zusätzliche Staatseinnahmen generieren würden – Geld, das etwa für Steuersenkungen genutzt werden könne. Sollte sich der Handel in ähnlichem Tempo wie bisher entwickeln, könnten die Zölle laut Schätzungen bis zu 600 Milliarden US-Dollar einbringen. Das entspräche rund 2,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts – und damit dem Doppelten der größten Steuererhöhung in der modernen US-Geschichte.

Das renommierte Peterson Institute for International Economics bezeichnet die Zölle in ihrer Gesamtheit als die „größte Steuererhöhung seit mindestens einer Generation“. Die wirtschaftliche Belastung für private Haushalte wäre erheblich: Der durchschnittliche US-Haushalt müsste demnach mit Mehrkosten von über 1.200 US-Dollar pro Jahr rechnen.

Zölle bremsen das Wachstum und treiben die Preise – eine heikle Mischung

Zölle wirken sich in der Regel negativ auf die Wirtschaft aus, da sie das Wachstum dämpfen und gleichzeitig die Inflation anheizen – eine klassische stagflationäre Entwicklung. Unternehmen und Verbraucher dürften sich zunächst zurückhalten, während sie die Lage analysieren und versuchen einzuschätzen, wie stark die Zölle ihre Entscheidungen und Kosten beeinflussen werden.

Für Unternehmen stellt sich die Frage: Sollen sie die zusätzlichen Kosten selbst tragen – was ihre Gewinnmargen schmälert – oder diese an die Kunden weitergeben, was die Preise erhöht? Beide Optionen sind mit wirtschaftlichen Risiken verbunden.

Auch die US-Notenbank Federal Reserve gerät durch diese Entwicklung unter Druck. Denn Zölle bedeuten nicht nur Gegenwind für das Wirtschaftswachstum, sondern erhöhen zugleich den Preisauftrieb. Die Fed muss daher besonders wachsam sein, um zu verhindern, dass sich die zuletzt gestiegenen Inflationserwartungen dauerhaft verfestigen.

Steht ein globaler Handelskrieg bevor?

Die Anzeichen sind momentan alles andere als beruhigend. Doch eines ist klar: Sollte es zu einem Handelskrieg kommen, wird er nicht die ganze Welt gleichermaßen betreffen. Vielmehr deutet vieles auf eine Konfrontation zwischen den USA und China hin.

Die Vereinigten Staaten sind eine vergleichsweise abgeschottete Volkswirtschaft. Sie stehen nur für rund 15 Prozent der globalen Importnachfrage – im Gegensatz zu ihrer dominanten Rolle bei internationalen Finanzströmen oder im Militär. Der Welthandel ist also nicht zwangsläufig auf die USA angewiesen.

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