Andere Wirtschaftsräume können auch ohne die Vereinigten Staaten florieren. Die Europäische Union, die zwölf Mitglieder des transpazifischen Handelsabkommens CPTPP, Südkorea und weitere offene Volkswirtschaften vereinen zusammen rund 34 Prozent der weltweiten Importnachfrage – mehr als doppelt so viel wie die USA.
Ungewöhnliche Allianzen in Zeiten wachsender Spannungen
Sogar Länder, die traditionell nicht eng zusammenarbeiten, rücken angesichts der US-Zölle näher zusammen: China, Südkorea und Japan denken über eine gemeinsame Reaktion nach – ein deutliches Signal dafür, wie sehr der zunehmende Handelskonflikt zusammenschweißen kann.
Für die Handelspartner der USA stellt sich nun eine schwierige Frage: Wie reagieren, ohne die Lage weiter zu verschärfen? Denn Washington hat unmissverständlich klargemacht, dass auf jede Vergeltung neue Zölle folgen könnten. Ein globaler Handelskrieg ist vielleicht noch abzuwenden – doch die wirtschaftlichen Fronten verhärten sich spürbar.
Zölle als politisches Druckmittel – und ihre möglichen Folgen
Die von den USA eingeführten Gegenzölle basieren auf einer einfachen Berechnung: dem bilateralen Handelsdefizit mit dem jeweiligen Land. Diese Vorgehensweise lässt wenig Raum für Differenzierung, schafft aber ein gewisses Maß an Flexibilität – zumindest für Länder, die über politischen Zugang zur US-Regierung verfügen und diesen auch nutzen können. Die Liste dieser privilegierten Staaten dürfte allerdings überschaubar sein.
Wie die betroffenen Länder auf die US-Zölle reagieren, wird unterschiedlich ausfallen. Einige könnten sich für wirtschaftspolitische Maßnahmen im eigenen Land entscheiden – etwa durch konjunkturstützende Programme, um die negativen Effekte der Zölle abzufedern und eine weitere Eskalation zu vermeiden. Andere hingegen könnten eine konfrontativere Strategie wählen und selbst Zölle erheben.
Der US-Finanzminister Scott Bessent hat bereits gewarnt: „Wenn Sie Vergeltung üben, wird es zu einer Eskalation kommen. Wenn man keine Vergeltungsmaßnahmen ergreift, ist dies die Höchstmarke.“ Damit beschreibt er das Dilemma vieler Staaten: Die Entscheidung zwischen Eskalation und Zurückhaltung ist strategisch heikel.
Der wahrscheinliche Fahrplan der betroffenen Länder dürfte daher so aussehen: zunächst versuchen, durch Gespräche Zugeständnisse zu erreichen – und erst im Falle eines Scheiterns zu Gegenzöllen greifen. Ob die USA in solchen Verhandlungen zu Kompromissen bereit sind, bleibt jedoch fraglich.
Während Donald Trumps erster Amtszeit galten Zölle vor allem als Hebel, um günstigere Handelsabkommen auszuhandeln. Nun aber scheint eine grundlegendere wirtschaftspolitische Haltung dahinterzustehen: Trumps Team verfolgt offenbar das Ziel, die Produktion ins eigene Land zurückzuholen und die USA stärker vom globalen Handel abzukoppeln – mit allen wirtschaftlichen Risiken, die ein solcher Paradigmenwechsel mit sich bringt.
Sollten die Vereinigten Staaten tatsächlich den Rückzug aus der globalen Handelsordnung antreten, wären die Auswirkungen erheblich – für die USA selbst wie auch für ihre Handelspartner. Um spürbare Schäden für das globale Wachstum zu vermeiden, müssten etwaige Verhandlungen rasch und konstruktiv geführt werden.
Zölle, Unsicherheit und Marktreaktionen: Warum die Lage komplex bleibt
Trotz einiger neuer Entwicklungen bleibt die Lage im internationalen Handel angespannt – auch wenn es trotz des Aufschubs mittlerweile unwahrscheinlich ist, dass die USA nachgeben werden. Die Märkte sind gefallen, doch nun geht es wieder bergauf.
Die am Freitag, 4. April angekündigten chinesischen Gegenmaßnahmen – Zölle in Höhe von 34 Prozent auf ausgewählte US-Importe – haben die ohnehin fragile Stimmung zusätzlich belastet. Dennoch handelt es sich nach wie vor eher um einen bilateralen Konflikt zwischen den USA und einzelnen Handelspartnern als um einen globalen Handelskrieg. Klar ist jedoch: Der wirtschaftliche Schaden dürfte vor allem in den Vereinigten Staaten selbst spürbar sein.
Zugleich steigt mit jeder neuen Eskalation die Wahrscheinlichkeit, dass andere Volkswirtschaften – insbesondere China und Europa – Maßnahmen ergreifen, um die negativen Folgen der amerikanischen Handelspolitik zu kompensieren. Denkbar sind fiskalische oder geldpolitische Impulse, die das Wirtschaftswachstum stützen sollen.
Die Kursbewegungen an den Märkten deuten bereits auf eine gewisse Bereinigung hin. Ob dies jedoch eine kurzfristige Reaktion bleibt oder der Beginn einer nachhaltigen Trendwende ist, wird sich in den kommenden Tagen zeigen – insbesondere dann, wenn erste Signale über mögliche Verhandlungen mit den USA auftauchen.
Viele negative Entwicklungen – wie die konjunkturelle Abschwächung und deren Folgen für die Unternehmensgewinne – sind mittlerweile weitgehend in den Kursen berücksichtigt. Wir sehen daher erste Chancen für attraktive Einstiege. Aufgrund der anhaltend hohen Schwankungen bleiben wir jedoch vorsichtig, beobachten den Markt täglich und passen unsere Positionen entsprechend an.
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