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Zürcher Rotlichtmilieu schwindet Banker sind weniger spendabel

Lesedauer: 3 Minuten
Die Etablissements auf der Langstrasse schließen und werden durch Hipster-Bars, Techno-Clubs und sogar eine Herberge für Rucksacktouristen ersetzt. Das Sex-Geschäft ist wie auch die Finanzbranche dazu übergegangen, sich in Zurückhaltung zu üben.

“Die Zeiten haben sich geändert”, sagt Kevin Joliat, Geschäftsführer des Nachtclubs Petit Prince im Zentrum von Zürich. “Die Banker müssen nun wirklich aufzeigen, wer der Kunde war, warum sie das Geld ausgegeben haben und ob das wirklich nötig gewesen ist”, erklärt Joliat, der früher mal für die Zürcher Kantonalbank gearbeitet hatte.

Der Niedergang der erotischen Unterhaltung unterstreicht einen kulturellen Wandel in Zürich, während die Stellen im Bankensektor zurückgehen und sich die öffentliche Meinung gegen überhöhte Bonuszahlungen richtet.

Das hat zusammen mit den kleineren Budgets für die Unterhaltung von Kunden die Clubs und Bars einer wichtigen Kundenbasis beraubt.

Bei den Banken seien die Spesenrichtlinien restriktiver geworden, stellt Balz Stückelberger fest, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands der Banken in der Schweiz mit Sitz in Basel.

“Es mag aber auch mit Sparen zu tun haben, dass man heute gezielter vorgeht, mit mehr Prozessen und Reglementen”, sagt Stückelberger. “Und in denen kommt dann einfach ein Nachtklub nicht vor.”

Während in New York die Polizei die Prostituierten vom Times Square vertrieb und in London das Vergnügungsviertel Soho von einem Immobilien-Boom übermannt wird, leidet das Rotlichtmilieu in Zürich auch unter den Auswirkungen der Bankenkrise von 2008.

Damals musste die UBS, die größte Schweizer Bank, vom Steuerzahler gerettet werden. Seit 2009 ist die Zahl der Vollzeitkräfte bei Finanzdienstleistern in der Schweiz um 6000 auf 105.000 gefallen, zeigen Statistiken der Schweizerischen Nationalbank.

Auch der Anteil der Bankenbranche an der nationalen Wirtschaft hat sich dem Forschungsinstitut BAK Basel zufolge verringert. In Zürich ist die Straßenprostitution in bestimmten Gegenden und zu vorgegebenen Zeiten erlaubt.

Jeder Sexarbeiter benötigt eine Prostitutionsgewerbebewilligung der Polizei, wie aus dem Handbuch Straßenstrich der Stadt hervorgeht. Seit dem Hoch von 252 Bordellen im Jahr 2011 ist die Zahl bis Ende 2013 auf 160 gesunken, sagt Judith Hödl, die Sprecherin der Zürcher Stadtpolizei.

Die Anzahl an Prostituierten, die nach Zürich gekommen sind, ging ihren Angaben zufolge im vergangenen Jahr erstmals seit mindestens 2010 wieder zurück. Auch die Gastronomie bekommt die Auswirkungen der weniger spendablen Banker zu spüren.
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