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Aktualisiert am 28.01.2020 - 10:45 Uhrin FondsLesedauer: 4 Minuten

„Zufrieden bin ich erst, wenn wir Marktführer sind“

Christian Wrede
Christian Wrede

DAS INVESTMENT.com: Eine der Kernaussagen von Fidelity lautet „Langfristig investieren heißt in Aktien investieren“. Ist diese Auffassung noch zeitgemäß? Christian Wrede: Absolut. Aktien enthalten eine gewisse Risikoprämie, und diese Prämie kriegen Sie über vernünftige Zeiträume auch zurück. Dieser Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe von DAS INVESTMENT (August 2009).

Titelgeschichte: BRIC-Staaten - Comeback der Super-Märkte

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>> zum Abo-Service & Einzelheftbestellung DAS INVESTMENT.com: Die mal länger und mal kürzer dauern … Wrede: Das gehört zum Wesen dieser Anlage. Eine sicherere Alternative sind Bundesschatzbriefe, aber dort bekommen Sie mit etwas Glück gerade die Inflationsrate heraus. Wenn Sie real eine vernünftige Rendite wollen, sind Aktien ein absolutes Muss. Und was die jüngste Durststrecke betrifft: Es stimmt, dass globale und europäische Aktienfonds in den vergangenen zehn Jahren im Durchschnitt ein Nullsummenspiel waren. Für unser Flaggschiff Fidelity European Growth gilt das jedoch nicht. Dessen Wertzuwachs seit Juni 1999 beträgt fast 60 Prozent. DAS INVESTMENT.com: Trotzdem setzen auch Sie verstärkt auf Long-Short-Produkte, etwa mit den neuen Fidelity Active Strategy Funds. Wrede: Wir glauben, dass es durchaus einen Mehrwert generiert, wenn ein Fondsmanager in manchen Aktien Short gehen kann. Die Ergebnisse des Fast European Fund, den es bereits seit fast fünf Jahren gibt, bestätigen das. DAS INVESTMENT.com: Im laufenden Jahr gehört der Fidelity Fast Europe zu Ihren Fonds mit den höchsten Zuflüssen. Haben Sie also endlich ein Produkt gefunden, das Ihre Abhängigkeit vom European Growth Fund verringert? Wrede: Auch der European Growth gehört 2009 mit Nettozuflüssen von über 100 Millionen Euro wieder zu den Aktivposten. Insgesamt haben wir in den ersten fünf Monaten mehr als 500 Millionen Euro neu eingesammelt, wobei mit 200 Millionen Euro ein sehr großer Teil auf unsere sieben Lifecycle-Fonds entfällt. Seit November gab es per saldo in keinem einzigen Monat Rückflüsse. DAS INVESTMENT.com: Die Bilanz für 2008 sieht, was das für deutsche Anleger verwaltete Vermögen betrifft, dennoch verheerend aus. Wrede:Was bei einer Aktienquote von 85 Prozent und einem Kursverfall von über 40 Prozent logisch ist, uns aber natürlich nicht freut. Wenn die Assets under Management um 40 Prozent sinken, gehen auch die Erträge und unsere Margen runter. Dennoch waren wir 2008 profitabel und hatten sogar leichte Nettomittelzuflüsse. 2009 ist für uns zudem sehr gut angelaufen. Wenn die Börsen wieder steigen, wird uns das zusätzlich Schwung verleihen. DAS INVESTMENT.com: Nehmen Sie die Abhängigkeit vom Auf und Ab der Börsen so hin, oder arbeiten Sie verstärkt daran, andere Produktbereiche jenseits der Aktie auszubauen? Wrede: Aktien werden immer einen Großteil unserer Assets ausmachen, aber breiter gestreut als bisher. So hat es sich in den vergangenen Monaten in der Statistik durchaus positiv ausgewirkt, dass viele unserer Kunden in China und in Indien investiert sind. Trotzdem wollen wir den Anteil von Renten und Immobilien in den kommenden Jahren verstärken. DAS INVESTMENT.com: Die von Ihnen angesprochenen Lifecycle-Fonds existieren teilweise bereits seit 2003. Trotzdem verwaltet der größte von ihnen, der Fidelity Target 2020, gerade einmal 160 Millionen Euro. Können Sie damit zufrieden sein? Wrede: Zufrieden bin ich erst, wenn wir Marktführer sind. Doch mit den aktuellen Zuflüssen sind wir auf einem guten Weg. Großen Erfolg haben wir im Moment vor allem in der betrieblichen Altersvorsorge, wo immer mehr Firmen die Vorzüge der Target-Fonds erkennen. Diese Entwicklung wird sich beschleunigen, wie das Beispiel USA zeigt: Von den 40 Milliarden Dollar, die Fidelity dort im laufenden Jahr netto einsammeln konnte, entfallen über 5 Milliarden Dollar auf die baugleichen Freedom Funds. DAS INVESTMENT.com: Käufer des Fidelity Target 2010 dürften im kommenden Jahr enttäuscht sein, weil sie voraussichtlich weniger herausbekommen, als sie eingezahlt haben. War dieser Fonds 2008 angesichts des engen noch verbleibenden Zeithorizonts nicht zu offensiv aufgestellt? Wrede: Das Problem bei diesem Fonds ist, dass manche Anleger aus heutiger Sicht zu spät, nämlich erst 2005 oder 2006, eingestiegen sind. Deshalb überlegen wir derzeit, ob wir die Target-Fonds künftig nicht generell drei oder vier Jahre vor dem Zieldatum für größere Neuanlagen schließen müssen. DAS INVESTMENT.com: An der Anlagepolitik auf der Schlussgeraden ändert sich nichts? Wrede: Nein. Wer rund zehn Jahre in einem Target-Fonds investiert ist, hat genügend Puffer aufgebaut, um auch ein Jahr wie 2008 zu überstehen. Natürlich ist das Portfolio kurz vor dem Ziel bei allen Target-Fonds deutlich konservativer aufgestellt als in den Anfangsjahren. Sieben Jahre vor Schluss liegt die Aktienquote bei 60, ein Jahr vor Ablauf bei 14 Prozent. Dennoch bleiben Aktien bis zuletzt ein fester Bestandteil. Erst dann fahren wir die Quote komplett runter. DAS INVESTMENT.com: Was momentan bei privaten Anlegern und auch bei vielen Beratern besser ankommt, sind Riester-Fonds mit ihrer Mischung aus staatlicher Förderung und der Garantie der eingezahlten Beiträge. Haben Sie nie darüber nachgedacht, auch in dieses Geschäft einzusteigen? Wrede: In dem einen oder anderen Versicherungsprodukt sind unsere Fonds ja als Baustein enthalten. Etwas Eigenes werden wir aber schon deshalb nicht machen, weil wir für die Garantie mit unserer eigenen Bilanz haften müssten. Das ist nicht unser Geschäft, und das Thema Garantie sehen wir ohnehin kritisch. DAS INVESTMENT.com: Weil jede Garantie Geld kostet? Wrede: Nicht nur das. Kritisch ist auch, dass die Kunden bei vielen Riester-Angeboten die mit der Garantie verbundenen Kosten nicht klar nachvollziehen können. Darüber hinaus sind wir generell von Garantiekonzepten nicht überzeugt, die in bestimmten Marktsituationen massiv von Aktien auf Renten umschalten Das birgt häufig die Gefahr, dass die damit verbundenen Mittelflüsse zulasten anderer Anteilsinhaber gehen.

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