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Zum 90. Geburtstag von Warren Buffett „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“

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Flexibel bleiben, ohne beliebig zu werden

Die Geduld und die dementsprechend langfristige Ausrichtung der Investments von Warren Buffett dürfen jedoch nicht mit einer dogmatisch-starren Haltung à la „Ich kaufe heute Titel und schaue mal in 20 Jahren nach, was daraus geworden ist“ verwechselt werden. Warren Buffett hat vielmehr wiederholt bewiesen, dass er über eine ausgesprochene Flexibilität und Lernfähigkeit verfügt.

Dies ist umso bemerkenswerter, als er teilweise sogar über Jahrzehnte verfolgte Grundhaltungen noch im hohen Alter revidiert hat, wenn er es für notwendig hielt. Gerade vor Kurzem hat er diese Flexibilität mit dem teilweisen Ausstieg aus Bankenaktien und mit dem Einstieg in Goldminenaktien wieder unter Beweis gestellt.

 Auch seine Aversion gegen Tech-Aktien hat er vor wenigen Jahren zumindest teilweise aufgegeben, indem er erstmals im Jahr 2016 Apple-Aktien für knapp eine Milliarde US-Dollar erwarb. Zugegeben, Apple bildet sozusagen den Technologie-Leuchtturm im Portfolio seines Investmentunternehmens Berkshire Hathaway, viele andere namhafte Technologiewerte sind hingegen bei Buffett nicht vertreten.

Immerhin hat er aber mit dem Apple-Investment im stolzen Alter von 86 Jahren noch einmal einen ganz neuen Weg eingeschlagen. Lebenslang flexibel zu sein, ohne dabei beliebig zu werden – das ist sicherlich eines der ganz entscheidenden Erfolgsgeheimnisse von Warren Buffett und steht jedem Investor gut zu Gesicht.

 Buffett selber hat diese Flexibilität zu einem strukturellen Grundpfeiler seiner Anlagephilosophie gemacht, indem er regelmäßig vergleichsweise hohe Liquidität vorhielt und damit über Jahrzehnte hinweg gerade dann in der Lage war zu investieren, wenn die Märkte unter Druck gerieten.

 Erste Diversifizierung von Assetklassen mit 14 Jahren

Warren Buffett folgt bereits seit frühester Jugend klaren Prinzipien, zu denen auch die Diversität zählt. So wurde er nach seinem ersten Aktienkauf drei Jahre zuvor mit gerade einmal 14 Jahren Grundstücksbesitzer und hatte in einem Alter weit vor der Volljährigkeit schon zwei verschiedene Assetklassen als Investor abgedeckt. Dieser Linie blieb er bei Berkshire Hathaway immer treu.

 So ist seine Beteiligungsgesellschaft in Unternehmen aus den verschiedensten Geschäftsfeldern investiert: Die Bandbreite seiner vergangenen und gegenwärtigen Beteiligungen umfasst unter anderem Autoversicherer, Batteriehersteller, Fast-Food-Ketten, Technologieanbieter, globale Getränkemarken, Kreditkartenanbieter und Finanzdienstleister sowie eine Eisenbahngesellschaft. Sämtliche Beteiligungen an Fluggesellschaften hat er hingegen noch in diesem Jahr aufgrund der Covid-19-Pandemie verkauft.

Bodenständig und global zugleich

Seit Beginn seiner Geschäftstätigkeit im Jahr 1956 hat Warren Buffett über viele Jahrzehnte häufig – aber nicht immer – deutlich höhere Renditen erzielt als die Leitindizes. Sein Erfolgsgeheimnis war dabei sicherlich die Mischung aus Gelassenheit und Geduld, mit der er seine Investments tätigte.

Seine Bodenständigkeit mag ihm dabei geholfen haben, vor allem wenn es darum ging, so manchen Hype – den Zusammenbruch der sogenannten Dotcom-Blase im Jahr 2000 verfolgte er aus einer Beobachterrolle – nicht mitzumachen. Denn so erfolgreich Buffett an den Kapitalmärkten rund um den Globus gewesen ist, so verwurzelt ist er auch immer mit seiner Heimat geblieben. Denn noch heute lebt er in dem Einfamilienhaus in Omaha, das er 1958 für gerade einmal 31.500 US-Dollar erworben hat.

 Allerdings ist seit einigen Jahren Warren Buffetts Anlagephilosophie nicht mehr unumstritten, nicht zuletzt im Hinblick auf sein jenseits von Apple doch nach wie vor überschaubares Engagement in Tech-Aktien. Aber auch hier lässt sich aus seinem Leben eine Lehre ziehen: Auch wenn man über viele Jahrzehnte als Kapitalmarktprofi tätig war, ist man nie dagegen gefeit, vielleicht auch einmal nicht richtig zu liegen – oder sich zumindest dieses Vorwurfs erwehren zu müssen.

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