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Zum Tod von Heinz Gerlach: Jeden Tag Dallas oder Denver

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In der Branche war Gerlach umstritten. Denn der gelernte Steuergehilfe, der sich selbst gerne als der „älteste Anlegerschützer“ Deutschlands betitelte, beschränkte sich nicht nur aufs Schreiben und Kritisieren. Als Unternehmensberater bot Gerlach den Emissionshäusern Beratungsleistungen an. Dabei soll er auch mit unbegründeten Strafanzeigen gegen Emissionshäuser, die ihm keinen Beratervertrag geben wollten, gearbeitet haben. In mehr als 30 Jahren häufig anderer Meinung als Gerlach war Dieter E. Jansen, Gründer und ehemaliger Vorstand der Cash Medien AG. Dies führte bisweilen auch zu gerichtlichen Auseinandersetzungen. „Heinz Gerlach war ein polarisierender, kritischer Geist, der nicht immer den geradlinigsten Weg gegangen ist“, erinnert sich Jansen gegenüber DAS INVESTMENT.com. Ganz wertfrei, so Jansen, müsse man jedoch anerkennen, Gerlach habe viel getrommelt, „den Finger auf Wunden gelegt“ und den geschlossenen Fonds ins Bewusstsein vieler Anleger gebracht. Zu Gerlachs Klienten zählte auch die insolvente Falk-Gruppe, deren Chefs wegen Betrugs vor Gericht standen. Allerdings behauptet Gerlach, den Betrug mit aufgedeckt zu haben. „Das ist die geilste Branche“, äußerte sich Gerlach in einem Spiegel-Interview  zum Beteiligungsmarkt. „Ich habe hier jeden Tag 'Dallas' oder 'Denver'“. Heinz Gerlach hatte ein unglaubliches Detailwissen: Spielend konnte er jederzeit aus Jahrzehnte zurückliegenden Protokollen und Urteilsbegründungen zitieren. Er hatte viel Humor und junge, weniger erfahren Personen der Branche gewährte er stets Welpenschutz. Doch Gerlach hat polarisiert und hatte viele Feinde. Am 9. August wäre er 65 Jahre alt geworden. Die Szene der Finanzdienstleister und Anlageberater ist um eine schillernde Persönlichkeit ärmer geworden. 

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