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Zurück in die Spur: Das braucht die Wirtschaft jetzt

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Wie machen es die Schweden? Aus Mauldin´s Aufzeichnungen zitiert: „What current retirees get is a direct function of what current employees pay. If during a recession the revenue goes down, then the social security payments go down. You can actually have a case where your retirement pension goes down within a given year rather than up, if the country is in recession. In essence, their social security costs are indexed to GDP.“

Gute Idee.

Dank seiner volkswirtschaftlichen Elastizität schaffte Schweden mit +5,6% Wirtschaftswachstum einen der stärksten Turnarounds in 2010, bei einem Einbruch in 2008/09 der mit jenem in Deutschland vergleichbar war. Schweden war Anfang der 1990er ein Sanierungsfall. Eine hausgemachte Bankenkrise half als Denkanstoß zu out-of-the-box Maßnahmen. Dies darf als Hinweis darauf verstanden werden, dass binnen relativ kurzer Zeit Veränderung möglich wird, wenn ausreichend Wille in einer Gesellschaft vorhanden ist.

Europa hat es als Gemeinschaft noch einfacher als Schweden damals, sich an Strukturreformen zu versuchen, weil es an eigenen Beispielen lernen könnte. Italien arbeitet unter Monti daran. Spanien wird zunehmend dazu gezwungen. Die PIGs sind inmitten des schmerzhaften Anpassungsprozesses. In den Kernländern Kontinentaleuropas ist hingegen das Problembewusstsein hierzu schwach ausgeprägt.

Wie könnte auf europäischer Ebene eine Beschleunigung der Lernerfahrung erzielt werden?

Merkel scheint diese Woche der Aggregation von EFSF und ESM via Treffen der Finanzminister zustimmen zu wollen. Ein vernünftiger Schritt. Die nachstehenden Charts zeigen, wie instabil das europäische Makrogefüge immer noch ist.





Es ist davon auszugehen, dass wir in Griechenland, Portugal und Irland weitere Hilfsmaßnahmen sehen werden. Der harmlose Contagion-Effekt von griechischen CDS Kontrakten lädt alle drei ein, sich an weiteren, lokal akzeptierten Formen eines Schuldenschnitts zu versuchen. ESM und EFSF bleiben in ihrem derzeitigen Format lediglich Hilfskonstruktionen, auch wenn der ESM als permanenter Schirm aufgesetzt ist. Ebenso dient die vereinbarte Schuldenbremse zwar als politisches Commitment, nicht aber als Substitut für institutionelle Reformen in Richtung Fiskalunion (siehe Aufweichungsversuche von Spanien und Ungarn).

Ein ESM mit dem Mandat als inner-europäisches IMF Äquivalent und Eurobonds als Finanzierungs-pool sollten, neben der ECB, den verstärkten Regulierungsbehörden und dem traditionellen Dreieck Rat/Parlament/Kommission ein Institutionengefüge bilden, mit Hilfe dessen sich Europa auf die Reform seiner strukturellen Defizite konzentrieren könnte.

Es bleibt viel zu tun.

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