Trotz Zweifler Warum eine Entdollarisierung auch auf lange Sicht unwahrscheinlich ist
Der US-Dollar ist mit großem Abstand die wichtigste Handelswährung auf der Welt und konnte diesen Status auch schon sehr viele Jahre erfolgreich verteidigen. Über 80 Prozent der Devisengeschäfte und über 50 Prozent der Handelsabrechnungen weltweit werden in US-Dollar abgerechnet. Nur so kann in einer globalisierten Welt einfach und sicher Handel betrieben werden. Insbesondere Schwellenländer sind von dieser Thematik stark betroffen.
Verkauft eines dieser Länder Waren oder Dienstleistungen ins Ausland, werden diese meistens mit US-Dollar bezahlt. Die eingenommenen Devisen können dann wieder für andere Importe aus dem Ausland verwendet werden.
In letzter Zeit wurde immer häufiger darüber spekuliert, solche Transaktionen auch in anderen Währungen abzuwickeln. Beispielsweise soll Saudi-Arabien in Erwägung ziehen, für seine Ölexporte nach China den Yuan als Zahlungsmittel zu akzeptieren.
Aber welche Auswirkungen hätte das für Saudi-Arabien? Wenn das Land mehr Yuan für seine Exporte erhält, als es für andere Importe wieder ausgeben kann, dann häufen sich Yuan Devisenreserven an. Dieser Devisenüberschuss muss letztendlich von der lokalen Zentralbank sicher und liquide aufbewahrt werden. An diesem Punkt sind wir wieder beim US-Dollar. Denn für diesen Fall eignet sich kein Markt besser als der Markt für amerikanische Staatsanleihen. In diesem rechtssicheren Rahmen, ohne Kapitalverkehrskontrollen und einem Gesamtvolumen von über 20 Billionen US-Dollar werden die Kriterien Sicherheit und Liquidität bestmöglich erfüllt.
Im Gegensatz dazu findet man in China auf der einen Seite zwar auch einen sehr liquiden Markt, auf der anderen Seite lassen Kapitalverkehrskontrollen und eine mangelnde Rechtssicherheit aber große Zweifel aufkommen.
Schuldenstreit und mögliche Ölexporte in Yuan heizen Diskussion um Entdollarisierung an
Neben dem chinesischen Yuan gibt es viele weitere Währungen, die ähnliche Mängel aufweisen. Russland hält mit seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine weiterhin nicht nur Europa, sondern die ganze Welt in Atem. In Brasilien ist die Regierung von Korruption zerfressen. Und in Argentinien kann man fast die Uhren nach der nächsten Staatspleite stellen.
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Aber auch die Währungen anderer Industrienationen lassen Zweifel offen. Dem Euro liegt eine fragile Währungsunion, aber keine Fiskalunion zugrunde, in der nur wenige Länder über ein angemessenes Kreditrating verfügen. Und in Japan hat die Bank of Japan in den letzten Jahren so massiv Staatsanleihen aufgekauft, dass der Markt viel zu illiquide geworden ist.
Ein Schuldenstreit und mögliche Ölexporte in Yuan werden immer wieder die Spekulationen über ein Ende der Dominanz des Greenback anheizen. Bei genauerer Betrachtung wird jedoch deutlich, dass eine Entdollarisierung auch auf lange Sicht mehr als unwahrscheinlich ist.
Über den Autor:
Christopher Lindken ist Portfoliomanager bei der Gap Vermögensverwaltung in Köln.