Zwischen Hoffen und Bangen
(Quelle: DAS INVESTMENT) Die Kursstürze an den weltweiten Börsenplätzen haben deutschen Aktien besonders schwer zugesetzt. Eine vollständige Erholung der großen Dax-Werte ist zumindest auf absehbare Zeit nicht in Sicht. Obwohl zahlreiche Finanzexperten raten, eine Krise auszusitzen, und vor hektischen Reaktionen warnen, flüchteten Anleger aus Aktien und Aktienfonds.
Kein Wunder, dass immer mehr Banken und Finanzprofis den Rotstift bei ihren Dax-Prognosen ansetzen. Wie nervös Experten derzeit sind, zeigt sich in der enormen Bandbreite, in der sich der deutsche Leitindex in den kommenden Monaten bewegen könnte. Die Spezialisten der Deutschen Bank haben ihr Kursziel für das Jahresende von 9.000 auf 8.300 Punkte gesenkt. Sollte sich die Situation weiter verschlechtern, könnten beim Index Ende 2008 auch 6.000 Punkte zu Buche stehen. Dort ist die Landesbank Baden Württemberg (LBBW) bereits angekommen. Deren Experten nahmen ihr Drei-Monats-Ziel für den Dax noch einmal von 6.500 auf 6.000 Punkte zurück.
Und auch die Kollegen von der DZ Bank sehen sich gezwungen, ihre Dax-Ziele zu reduzieren. Auf Sicht von sechs Monaten halten sie nun statt 7.900 nur noch 7.400 Punkte für möglich, binnen Jahresfrist trauen sie dem Index nur noch 7.600 Punkte zu. Vorher hatten sie das Potenzial noch auf 8.300 Punkte beziffert. Anleger sollten sich aber nicht zu sehr darauf verlassen: Im Vorjahr mussten die DZ-Banker ihre Dax-Prognosen mehrmals nacheinander korrigieren – allerdings nach oben.
Nach Ansicht der meisten Analysten besteht mittelfristig durchaus Grund zur Zuversicht. Schließlich seien die 30 Dax-Unternehmen weiter günstig bewertet – selbst unter der Berücksichtigung von wahrscheinlichen Rückstufungen bei den Gewinnerwartungen. Die Dividendenrendite im Dax liegt inzwischen über 3 Prozent und damit über dem langjährigen Schnitt.
Es gibt mehrere Gründe dafür, dass gerade deutsche Standardwerte aus dem Dax die Auswirkungen der Börsenturbulenzen so kräftig gespürt haben. So wird Deutschland wegen seiner hohen Exportquote als eher konjunktursensitiv angesehen. Von einer Abschwächung oder womöglich einer Rezession in den USA wäre Deutschland folglich besonders stark betroffen. Zudem wies der deutsche Aktienmarkt im vergangenen Jahr die beste Wertentwicklung in der westlichen Welt auf. Allein der Dax schaffte 2007 ein Plus von 22 Prozent. Viele Anleger realisieren daher auch Gewinne.
Schlecht stehen derzeit konjunkturempfindliche Werte da wie die Autokonzerne BMW und Daimler, aber auch der Zulieferer Continental. Firmen, deren Produkte der Mensch nicht unbedingt zum Leben braucht, geraten in einem Wirtschaftsabschwung unter Druck. Andere wie Versorger, Telekomanbieter und Pharmaunternehmen hingegen behaupten sich in der Krise: Denn Strom und Gas werden immer gebraucht, telefoniert wird ebenfalls immer und Menschen erkranken auch, wenn es der Wirtschaft schlecht geht. Allerdings finden sich im Dax mit Eon, RWE, Deutscher Telekom, Bayer, Merck und dem Dialysespezialisten FMC vergleichsweise wenige dieser defensiven Werte.