Kristina Bambach im Podcast „She Speaks Finance“ „Jeder definiert Nachhaltigkeit anders“

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Barbara: Du hast bei deinem Arbeitgeber eine Nachhaltigkeitsstrategie etabliert. Wie sieht die in der Praxis konkret aus? Wählst du da speziell nachhaltige Fonds aus oder nach welchen Kriterien richtest du dich?

Kristina: Wir investieren nur in Aktien selbst. Wir haben keine nachhaltigen Fonds bei uns in den Produkten. Aber wir schauen uns bei jedem einzelnen Investment an, wie das Unternehmen seine Umsätze generiert. Sprich: Wir schließen komplette Branchen aus, wie zum Beispiel Nuklearenergie und Kohle. Da sagen wir: Es gibt so viel tolle Geschäftsmodelle und so viele tolle Branchen. Firmen müssen damit kein Geld verdienen, genauso wie mit Waffen. Was ich mal aus der Praxis berichten kann, das kriegt man als Privatanleger häufig gar nicht so mit, ist zum Beispiel das Thema Alkohol, was ziemlich kontrovers ist.

Die einen sagen: Ich trink auch mal ein Gläschen Sekt, wenn es was zu feiern gibt. Andere sagen, dass sie keine Alkoholproduzenten im Portfolio haben wollen. Für uns ist das schwer umzusetzen. Das zeigt sich beispielsweise an der Lufthansa. Die Firma hat einen gewissen Anteil an Alkohol in ihren Umsätzen, weil sie an Bord Alkohol verkauft. Das heißt, wenn ich jetzt sehr strikt wäre, könnte ich Aktien der Firma als Portfoliomanagerin nicht kaufen, weil da ein minimaler Anteil am Umsatz mit Alkohol verdient wird, obwohl das Geschäftsmodell auf dem Fliegen basiert. Da könnte man dann mit Umsatzgrenzen arbeiten. Also man kann entweder sagen, ich schließe die ganze Branche aus oder man kann eben sagen, wir schließen ab 10 Prozent Umsätzen aus.

 

Das machen wir in unseren Fonds. Wir sagen zum Beispiel, dass wir Alkohol und Tabak ab einem Umsatzanteil von 10 Prozent ausschließen. Dann haben wir etabliert, dass wir auch auf soziale Kriterien und Governance-Kriterien wie Geldwäsche, Korruption, Menschenrechte, Zwangsarbeit und Kinderarbeit achten. Diese Punkte muss man sich auch anschauen, weil da natürlich große Risiken liegen. Es ist ethisch nicht vertretbar und birgt ein großes Reputationsrisiko. Diese dritte Säule ist die, die beim Thema nachhaltiges Investieren immer so ein bisschen untergeht. Sie nennt sich auch aktives Engagement.

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Man kann, wenn man eine Investition tätigt, auch aktiv mitwirken. Ich kann mit dem Unternehmen in Kontakt treten und sagen: Ihr habt ein Problem. Ihr verschwendet zum Beispiel Wasser. Kümmert euch darum, ich finde das als Aktionär nicht gut. Oder ich gehe auf die Hauptversammlung, wenn ich Aktien von diesem Unternehmen habe und sage: Hey, ich stimme auf dieser Hauptversammlung nach Nachhaltigkeitskriterien ab. Sprich, wenn der Vorstand nicht nachhaltig agiert, dann entlaste ich ihn nicht. Das heißt, man kann auch nach den Investments noch aktiv werden und nicht nur bei der Auswahl der Investments.

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