Upgrade oder Unfug? Was der Ethereum-Merge für die Krypto-Welt bedeutet

Seit rund drei Jahren bestimmt ein Thema die Debatten in der Ethereum-Gemeinde: der Wechsel von Proof of Work zu Proof of Stake. Vor wenigen Wochen war es dann endlich so weit: Nach einigen Verzögerungen läuft die Ethereum-Blockchain, immerhin nach Bitcoin das zweitwichtigste Krypto-Asset-System, nun nach dem Proof-of-Stake-Verfahren. Das Besondere bei Ethereum: Das Netzwerk ist im Vergleich zu Bitcoin sehr viel facettenreicher. Es kann nicht nur Überweisungen verarbeiten, sondern auch sogenannte Smart Contracts, also Programmcode, speichern, weshalb hier auch viele Non-Fungible Tokens zu Hause sind.
Um neue Ether schürfen zu dürfen, müssen die Miner seit der Umstellung auf Proof of Stake eine relativ hohe Summe eigener Coins vorweisen. Erst wenn ihr Vermögen eine gewisse Grenze überschreitet, nehmen sie an der Lotterie teil, in der ermittelt wird, wer der Blockchain den nächsten Block hinzufügen darf. Aktuell liegt diese Schwelle bei 32 Ether, was nach aktuellem Kurs rund 42.000 Euro entspricht. Die Stakeholder gehen mit ihrem eingesetzten Vermögen ins Risiko. Sie haften dabei insbesondere für Ausfälle der eigenen Rechner oder fehlerhafte Blöcke, die das Netzwerk destabilisieren könnten.
Die Umstellung brachte einige Vorteile: In erster Linie sinkt der Energieverbrauch des Ethereum-Netzwerks. Bislang gelten Kryptowährungen als regelrechte Stromfresser. Eine Studie der Universität von Mexiko etwa zeigt, dass allein das Bitcoin-Mining im Jahr 2020 75,4 Terawattstunden Strom verbrauchte. Dies entspricht mehr als dem Stromverbrauch von Österreich mit 69,9 TWh im selben Zeitraum oder Portugal mit 48,4 TWh. Schätzungen der Universität Cambridge zufolge stammt der Großteil des für das Mining von Kryptowährungen verwendeten Stroms aus Kohle und Erdgas, obwohl die Nutzung von Wasserkraft in China auch eine wichtige Rolle spielte, bis das Mining von Kryptowährungen dort verboten wurde.
Der Betrieb der Blockchain wird aber nicht nur preiswerter, weil weniger Strom verbraucht wird. Auch die Kosten für die Hardware sind geringer: Für die Proof-of-Work-Verfahren sind teure Spezialrechner notwendig, für Proof of Stake reichen einfache Heimcomputer. Der Schwenk ist somit ein wichtiger Schritt zu einer nachhaltigen Infrastruktur. Eins zu null für das Ether-Upgrade.
Zweiter Pluspunkt: Der Weg für weitere Verbesserungen ist geebnet. So soll die Leistungsfähigkeit des Ethereum-Netzwerks mittelfristig auf bis zu 100.000 Transaktionen pro Sekunde steigen, kündigte Ethereum-Erfinder Vitalik Buterin an. Zum Vergleich: Das Bitcoin-Netzwerk schafft etwa sieben Transaktionen pro Sekunde. Mit der wachsenden Geschwindigkeit sinken die Transaktionskosten. Nicht selten steigen bei der Proof-of-Work-Methode die Gebühren auf mehrere Hundert US-Dollar, weil die hohe Nachfrage nach Transaktionen kaum gedeckt werden kann. Für viele Anwendungen sind solche Kosten nicht rentabel.