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Aktualisiert am 20.05.2020 - 15:34 Uhrin Nachhaltigkeit, ESG & SRILesedauer: 5 Minuten

Aktienexperte über Nachhaltigkeit Ratings besser auf den Prüfstand stellen

Windpark: Weltweit werden 40 Prozent der Vermögenswerte unter Einbezug von Nachhaltigkeits-Kriterien verwaltet.
Windpark: Weltweit werden 40 Prozent der Vermögenswerte unter Einbezug von Nachhaltigkeits-Kriterien verwaltet. | Foto: imago images / blickwinkel

Wohin es führen kann, wenn sich fast alle Investoren zu sehr auf die Urteile von Rating-Agenturen verlassen, hat die globale Finanzkrise gezeigt. Es genügt schon, dass eine Handvoll Experten Fehlschlüssen aufsitzt und ihre Einschätzungen plötzlich revidieren muss, damit ein ganzer Markt auf dem falschen Fuß erwischt wird. Etwas ähnliches kann uns auch bei Nachhaltigkeits-Ratings drohen. Deswegen sollten Asset Manager sich nicht allein auf die Urteile der Agenturen verlassen.

Inzwischen werden rund 40 Prozent der weltweiten Vermögenswerte unter Einbezug von Nachhaltigkeits-Kriterien verwaltet. Das entspricht einer Summe von 31 Billionen US-Dollar. Dazu gehören sogenannte reine ESG-Fonds (ebenso wie Ansätze, bei denen ESG-Kriterien in einen klassischen Investment-Prozess integriert sind.

Bei der Portfoliokonstruktion nutzen die Asset Manager meist Nachhaltigkeits-Ratings, um zu entscheiden, ob sich ein Wertpapier oder dessen Emittent unter Nachhaltigkeitsaspekten für ein Investment qualifiziert.

Das ist grundsätzlich sinnvoll, denn bei Nachhaltigkeits-Ratings geht es ebenso wie bei den klassischen Bonitäts-Ratings um eines: einen komplexen Sachverhalt – in diesem Fall das Nachhaltigkeitsprofil eines Unternehmens – in einer eindeutigen Zahl oder Bewertung abzubilden und damit vergleichbar zu machen. Das kann Investoren Orientierung bei der Anlageentscheidung geben.

Doch was Orientierung geben soll, ist selbst schon Gegenstand einer schwierigen Entscheidung: die Auswahl der „richtigen“ Rating-Agentur. Denn Agenturen, die Firmen unter Nachhaltigkeitsaspekten analysieren, bewerten und vergleichen, gibt es einige.

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Sie arbeiten mit höchst unterschiedlichen Ansätzen, Methoden und Daten. Zu den bekannten Namen in Deutschland zählen beispielsweise Sustainalytics und Oekom. Allerdings mischen auch die großen klassischen Rating-Agenturen wie S&P, Fitch und Moody’s oder Indexanbieter wie MSCI und FTSE Russell mit eigenen Angeboten in diesem Markt mit.

Wir beobachten zudem, dass sich viele Investoren zu sehr auf die Nachhaltigkeits-Ratings verlassen, ohne weitere Überlegungen anzustellen. Dazu definieren sie zum Beispiel einen bestimmten Schwellenwert, welches Rating einer bestimmten Agentur ein Wertpapier aufweisen muss, um ins Portfolio zu kommen.

Damit laden sie nicht nur einen Teil ihrer Verantwortung ab, sondern lagern letztlich auch einen Teil ihrer Investmentkompetenz an die jeweilige Agentur aus. Das ist aus drei Gründen problematisch.

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