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Aktualisiert am 20.06.2018 - 11:03 UhrLesedauer: 4 Minuten
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Europäische Aktien Gewinnwachstum stützt soliden Ausblick

Dylan Ball, Templeton Global Equity Group

Ein Blick auf Europa als Ganzes zeigt: Vieles spricht dafür, dass die Fundamentaldaten weiterhin robust bleiben.

Weil jedoch bestimmte Kennzahlen, etwa die industrielle Produktion (IP) und der Einkaufsmanagerindex (PMI), eine sehr positive Entwicklung verzeichnen, sind im laufenden Jahr möglicherweise keine erheblichen Verbesserungen zu erwarten. Andererseits gibt es auch keinen Grund zu der Annahme, dass der Konjunkturmotor abkühlen könnte. Im Gegenteil: Das Umfeld für das Gewinnwachstum dürfte sich weiter verbessern.

Aufwärtspotenzial bei europäischen Gewinnen

Europa ist mit Blick auf die Erholung der Unternehmenserträge seit dem Ende der weltweiten Finanzkrise erst seit fünf oder sechs Quartalen wieder auf Kurs. Damit liegt der Kontinent drei bis vier Jahre hinter den USA zurück. Entsprechend sehen wir erhebliches Aufwärtspotenzial bei den Unternehmensgewinnen in Europa.

Vorausgesetzt die politischen Risiken bleiben überschaubar, rechnen wir mit höheren Unternehmensgewinnen in Europa. Die verbesserte konjunkturelle Entwicklung sollte nach einem gewissen Zeitraum dazu führen, dass die quantitative Lockerung (QE) beendet und  die Geldpolitik zumindest teilweise gestrafft wird. Ab 2019 dürften dann schließlich auch die Leitzinsen im Euroraum angehoben werden.

Betrachtet man die Sektoren an den europäischen Aktienmärkten, stellen Titel aus den Bereichen Energie, Materialien und Finanzen mehr als ein Drittel des MSCI Europe Index, der Unternehmen mit hoher und mittlerer Kapitalisierung aus 15 europäischen Industrieländern umfasst. Viele dieser Unternehmen schlagen sich in der Regel gut bei steigender Inflation und steigenden Anleiherenditen, da die Inflation üblicherweise die Rohstoffpreise ankurbelt und Finanzunternehmen tendenziell profitieren, wenn die Renditekurve steiler wird.

Ein steigendes Zinsumfeld dürfte somit der Ertragslage in Europa zugutekommen.

Gewinnhebel als Positivfaktor

Andererseits rechnen wir nicht damit, dass die Überschüsse in Europa wieder auf die Höchststände von vor zehn Jahren klettern werden, da inzwischen die Hebelwirkung im Bankensystem fehlt.

Der Gewinnhebel ist auf Unternehmensebene hingegen beträchtlich. Aufgrund von Arbeitsmarktreformen in Spanien, Frankreich und – vor einigen Jahren – auch in Deutschland ist die Kostenbasis europäischer Unternehmen nun weitaus flexibler. Die höhere Rentabilität sollte es diesen Unternehmen erleichtern, ein verbessertes Ergebniswachstum zu erzielen.

Und was noch viel wichtiger ist: Dieser Leverage-Effekt schlägt nicht in der Bilanz, sondern in der Gewinn- und Verlustrechnung des Unternehmens zu Buche. Gewinnsteigerungen beruhen im Wesentlichen auf einer niedrigeren Kostenbasis und eventuell auf höheren Preisen. Sie beruhen weniger darauf, dass Bankensystem und Unternehmen mit zusätzlichem Fremdkapital versorgt werden.

In den USA durchlief die Industrie Anfang der 2000er Jahre eine ähnliche Entwicklung und konnte letztlich ihre Wettbewerbsfähigkeit erheblich verbessern. Europa steht momentan erst am Anfang dieses Weges.

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