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in Inflation & DeflationLesedauer: 4 Minuten

Hüfners Wochenkommentar „Zeit außergewöhnlicher Renditen am Aktienmarkt kann nicht unendlich dauern“

Martin Hüfner, Chefökonom von Assenagon Asset Management

Der Arbeitsmarkt war noch nie ein Musterbeispiel für das Funktionieren der Marktwirtschaft. Dazu gibt es hier viel zu viele sozial begründete Rücksichtnahmen, Rigiditäten und Besonderheiten. Aber das was wir im Augenblick an Fehlsteuerung erleben, geht weit über das Übliche hinaus. Er erklärt – zumindest zum Teil – das ärgerliche Phänomen, dass wir trotz guter Konjunktur eine so niedrige Inflation haben.

Ich will einmal zwei Extreme herausgreifen. Das eine ist die Lage des deutschen Arbeitsmarktes heute. Die Konjunktur boomt, die Arbeitslosigkeit geht zurück. Die Unternehmen suchen händeringend Arbeiter und Angestellte. Und wie reagieren die Löhne?

Sie steigen nicht schneller, sondern eher langsamer. Laut der Statistik der Bundesbank hat sich die Zunahme der Effektivverdienste der Arbeitnehmer in den letzten zwei Jahren in Deutschland trotz des Facharbeitermangels von 2,8 % auf 2,4 % verringert. Wie soll da die Inflation steigen?

Lohnquote in Deutschland

 

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Arbeitnehmerentgelt in % des Volkseinkommens, gleitender Durchschnitt
Quelle: Bundesbank; Grafik: Assenagon

Das andere Extrem liegt schon etwas zurück. Es betrifft die Zeit nach der ersten Ölkrise Mitte der 70er Jahre. Damals war die Konjunktur schwach. Die Arbeitslosigkeit ging hoch. Gleichzeitig sind die Löhne aber nicht weniger gestiegen, sondern mehr. Zweistellige Erhöhungen waren keine Seltenheit. Das trieb die Inflation auch in Deutschland bis auf zeitweise 8 %. Die Bundesbank musste alle Kraft zusammennehmen, um ein noch größeres Ausufern der Geldentwertung zu verhindern.

Beides sind Ausnahmesituationen. In der überwiegenden Mehrzahl der Jahre verhielt sich der Arbeitsmarkt glücklicherweise mehr oder weniger theoriegerecht. Immer dann, wenn es weniger Arbeitslose gab, stiegen Löhne und Gehälter stärker. Immer dann, wenn die Beschäftigung zurückging, erhöhten sie sich langsamer. Das ist die berühmte Mechanik der Phillips-Kurve.

Wie lassen sich diese unterschiedlichen Entwicklungen erklären? Die Begründung liegt darin, dass Löhne nicht nur Teil des anonymen Marktmechanismus sind zum Ausgleich von Angebot und Nachfrage und zur Beseitigung gesamtwirtschaftlicher Ungleichgewichte. Sie sind immer auch Einkommen und beeinflussen damit die Verteilung in der Gesellschaft.

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