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Internationale Unternehmensanleihen „Wir suchen gute Namen mit schlechten Adressen“

Vantil Charles, Portfoliomanager und Analyst des Capital Group Global Corporate Bond Fund: „Wir konzentrieren uns auf die Fundamentaldaten des Emittenten“
Vantil Charles, Portfoliomanager und Analyst des Capital Group Global Corporate Bond Fund: „Wir konzentrieren uns auf die Fundamentaldaten des Emittenten“

Ist das aktuelle Makroumfeld gut für internationale Unternehmensanleihen?

Vantil Charles: Wenn ich mir die Welt und das synchrone – und noch dazu moderate – Weltwirtschaftswachstum so ansehe, halte ich das aktuelle Umfeld für Unternehmensanleihen für gut.

Ich gehe davon aus, dass die Geldpolitik, insbesondere die Rückführung der expansiven Notenbankmaßnahmen, entscheidend dazu beiträgt, dass es so bleibt. Sie dürfte für einen moderaten Zinsanstieg und eine etwas höhere Inflation sorgen. So lange dies so bleibt, dürften die Zeiten für internationale Unternehmensanleihen gut sein.

Abgesehen von der Geldpolitik, was hat internationale Unternehmensanleihen zuletzt am stärksten beeinflusst?

Charles: Anfang 2017 sorgte die Politik für große Unsicherheit am Markt. Wichtige Wahlen in Europa ließen zunehmenden Populismus befürchten. Die Einzelheiten des Brexits waren alles andere als klar, und der Sieg von Präsident Trump hat viele Gewissheiten der US-Politik infrage gestellt. Doch jetzt ist längst nicht mehr so viel von politischen Risiken die Rede: Die Märkte haben auf die meisten Wahlergebnisse in Europa positiv reagiert, und die Regierungsbildung in Deutschland ist abgeschlossen. Die Brexit-Verhandlungen sorgen aber weiter für Unsicherheit.

Neben einigen noch immer ungelösten politischen Schwierigkeiten achtet man daher jetzt wieder stärker auf das Wachstum in den USA, das Gewinnpotenzial der Unternehmen und die Wachstumsaussichten Chinas.

In den USA standen politische Veränderungen im Mittelpunkt, insbesondere die Steuerreform. Glauben Sie, dass sie große Auswirkungen auf internationale Unternehmensanleihen hat?

Charles: Die niedrigere Unternehmenssteuer könnte US-Emittenten nützen. Man muss aber wissen, dass sich andere Länder revanchieren könnten. So haben viele europäische Finanzminister schon verlauten lassen, dass die Trump-Administration mit ihrer Steuerreform ausländische Unternehmen diskriminiere. Ja, kurzfristig dürften die Reformen US-Unternehmensanleihen nützen, doch drohen in Zukunft ungewollte Folgen. Viel wird meiner Ansicht nach davon abhängen, wie schnell die Reform umgesetzt wird.

Stark betroffen von den politischen Veränderungen könnten Technologieunternehmen mit gut geführten Kassen sein. Sie könnten den einmaligen Steuerabschlag bei der Repatriierung im Ausland gehaltener Barmittel für Aktienrückkäufe nutzen. Früher haben sie Fremdkapital eingeworben, um Rückkäufe zu finanzieren. Mit Blick auf die Folgen der politischen Veränderungen bin ich daher abwartend.

Wie setzen Sie all dies in Ihrem Portfolio um?

Charles: Die Portfoliopositionierung beruht auf einem optimistischen Konjunkturausblick, allerdings mit anhaltender Unsicherheit. Alle Assetklassen waren zuletzt nicht sehr volatil, was zu einer gewissen Vorsicht mahnt. Wir bevorzugen daher eher defensive Unternehmen. Das führte zu einer höheren Gewichtung von Sektoren wie Versorgern, unserer größten Übergewichtung im Portfolio.

Das Portfolio besteht vor allem aus stabilen Qualitätsunternehmen, wobei wir auch andere Einzelwertchancen nutzen. Solche Titel, die meist als risikoreicher gelten, können für mehr Ertrag sorgen.