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Michael Hasenstab: „Wenn ich nachts wach liege, dann liegt das am Jetlag.“

Michael Hasenstab
Michael Hasenstab
San Mateo, Kalifornien, 91.000 Einwohner, ist eine überschaubare Provinzstadt. Doch der Eindruck täuscht: Dort befindet sich eine der drei US-Niederlassungen von Franklin Templeton – und der Arbeitsplatz von Michael Hasenstab, dem Star-Rentenfondsmanager. 120 Milliarden Dollar überblickt er. Mit 37 Jahren. Hasenstab kennt sich aus in der Provinz: Studium in Minnesota am Carleton College. Internationale Beziehungen und Volkswirtschaftslehre. Mit nur 21 Jahren kommt er 1995 zu Franklin Templeton, seinem ersten und bisher einzigen Arbeitgeber. Eine Auszeit nutzt er, um seine Doktorarbeit über die Entwicklung des chinesischen Aktien- und Rentenmarktes zu schreiben, und zwar im fernen Canberra. Denn Hasenstabs Mutter stammt aus Australien, und er selbst hat neben der US- auch die australische Staatsbürgerschaft. Vor-Ort-Recherche ist für Hasenstab unverzichtbar Im April 2001 kehrt Doktor Hasenstab zurück. Ein Glücksfall für die US-Gesellschaft, denn er beschert ihnen mittlerweile üppige Mittelzuflüsse: Allein dem Templeton Global Bond (WKN: 971 663), der aktuell 39 Milliarden Euro auf die Waage bringt, vertrauten Anleger allein 2010 16 Milliarden Dollar an. Von der großen Summe, die er verwaltet, lässt sich Hasenstab weniger beeindrucken: „Es handelt sich meist um Ersparnisse, die die Leute zum Beispiel fürs Rentenalter anlegen, das wiegt für mich schwerer als die Summe an sich.“ Obwohl er sich dessen sehr wohl bewusst ist, lässt sich Hasenstab nicht um den Schlaf bringen: „Wenn ich nachts wach liege, dann liegt das am Jetlag.“ Wie sein prominenter Arbeitskollege Mark Mobius spürt Hasenstab den Märkten vor Ort nach, im akribischen Länder-Research sieht er den Dreh- und Angelpunkt seines Erfolgs. „Wir analysieren die Länder von Grund auf und vor Ort. Es geht einfach nichts über persönliche Gespräche, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was sich hinter den Zahlen verbirgt. Außerdem bekommt man vor Ort den besten Eindruck vom wirtschaftlichen Zustand eines Landes“, erläutert Hasenstab. Der Hang zum Reisen geht möglicherweise auf seine Kindheit zurück: Seine Eltern – Vater Architekt aus Holland, Mutter Rechtsanwaltsgehilfin – nahmen ihn bereits im zarten Alter von sechs Monaten mit auf Reisen ins Ausland – keineswegs selbstverständlich für eine Kindheit in Olympia im beschaulichen US-Bundesstaat Washington. Von den Eindrücken, die er auf seinen Geschäftsreisen mitnimmt, lässt er sich weit mehr inspirieren als von Rentenindizes: Die etablierten Märkte Japan, Europa und die USA lässt er je nach Marktlage auch schon mal komplett links liegen. „Die Indexschwergewichte sind in der Regel auch die größten Schuldner mit teils auch schlechter Kreditqualität“, erläutert Hasenstab, der kontinuierlich auf der Jagd nach Marktungleichgewichten ist, da sie überdurchschnittliche Erträge ermöglichen. Der Erfolg des Templeton Global Total Return (812 926) und des Templeton Global Bond ist Hasenstab bislang nicht zu Kopf gestiegen: Er gilt als unprätentiös. Statussymbole? Fehlanzeige. Er fährt einen schwedischen Mittelklassewagen. Mehr ist jedoch kaum zu erfahren. Hasenstab schirmt sein Privatleben strikt ab. 
„Frei von jeder Benchmark“ DAS INVESTMENT: Sie managen den Templeton Global Total Return Fund und den Templeton Global Bond Fund – worin unterscheiden sich die Fonds? Michael Hasenstab: Die Anlagestrategie ist identisch, bei beiden Fonds gehe ich frei von jeder Benchmark vor und kaufe weltweit Rentenpapiere. Beim Global Total Return Fund kann ich allerdings zusätzlich noch Firmen- und Wandelanleihen ins Portfolio nehmen. Und wann funktioniert Ihre aktive Anlagestrategie besonders gut? Hasenstab: Auch in Zeiten steigender Zinsen lassen sich relativ hohe Renditen ohne große Laufzeit- und Kreditrisiken einfahren. Zusatzerträge lassen sich dann am ehesten über Währungsmanagement generieren. Das hat besonders 2009 hervorragend geklappt: Da hat etwa der Global Bond Fund auf Dollar-Basis ein Plus von 18,8 Prozent gemacht, der Vergleichsindex JP Morgan Global Government Bond legte dagegen nur um 1,9 Prozent zu. Wann ging die Taktik nicht auf? Hasenstab: 2008 verlief relativ enttäuschend. Da lag der Global Bond 5 Prozentpunkte hinter dem Index – aber dennoch mit 7,4 Prozent im Plus. Und 2005 lagen wir mit 3 Prozent im Minus, der Index aber mit 6,5 Prozent

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