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Stimmen zum Aufkaufprogramm der EZB „Ich bin ziemlich baff“

Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) Mario Draghi hat die Erwartung einer weiteren geldpolitischen Lockerung im Dezember geschürt. Es habe eine sehr breite Diskussion über alle verfügbaren geldpolitischen Instrumente gegeben, sagte Draghi im Anschluss an die EZB-Ratssitzung am Donnerstag. Dazu gehöre auch eine Senkung des bereits negativen Einlagensatzes.

Der EZB-Rat hatte zuvor wie erwartet beschlossen, die Leitzinsen unverändert bei 0,05 Prozent zu lassen. Bei der Sitzung im Dezember solle geprüft werden, ob die Geldpolitik die Konjunktur ausreichend stimuliere, so der Notenbank-Chef. Ansonsten sei die EZB bereit, alle Instrumente zu nutzen.

Andreas Bley vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken ist nicht begeistert von einer weiteren geldpolitischen Lockerung. „Die von Draghi für Dezember in Aussicht gestellte Entscheidung birgt mehr Risiken als Vorteile. Sie ist auch unnötig: Die niedrige Inflation ist eine Folge der niedrigen Ölpreise und nicht der schwachen Konjunktur", meint Bley. Negative Einlagensatz wieder im Spiel Kritik an den Äußerungen übt auch Kristian Tödtmann von der Dekabank: "Ich bin ziemlich baff. Die größte Überraschung ist für mich, dass der negative Einlagensatz nun wieder im Spiel ist.“ So hätte er es nicht erwartet, weil es noch vor einem Jahr hieß, die Zinsen hätten ihre Untergrenze erreicht, erklärt Tödtmann. Im Prinzip sehe es seiner Ansicht danach aus, als ob sich die EZB gegen die Fed stelle. Solange bis die ihre Geldpolitik strafft und eine gewisse Aufwertung des Dollar zulässt.

Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) meint, Marktteilnehmer, die einen Beschluss zur QE-Ausweitung erhofft hatten, bekamen zumindest einen Hinweis auf einen möglichen Schritt der EZB im Dezember. Es ist wenig wahrscheinlich, dass die EZB die damit forcierten Erwartungen enttäuschen wird.

Michael Schubert von der Commerzbank ist nicht sonderlich überrascht über Draghis Aussagen. "Wir erwarten im Dezember eher eine Aufstockung der Anleihekäufe, möglicherweise begleitet von einer offenen Verlängerung, so dass sie nämlich nicht mehr sagen bis September 2016, sondern ein offenes Ende proklamieren", sagt Schubert. Ähnlich sieht es auch Jan Holthusen, Analyst bei der DZ-Bank: "Weitere expansive Maßnahmen sind damit vorprogrammiert. Am wahrscheinlichsten ist für uns, dass das Anleihekaufprogramm verlängert wird, ohne dass die EZB ein Enddatum kommunizieren wird."

 

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