Miss-Germany-Wahl als Karriereweg „Das Klischee, dass die Teilnehmerinnen nur im Bikini über einen Catwalk laufen, ist überholt“

Celine Nadolny mit ihrer Schärpe als Vize Miss Germany 2022
Celine Nadolny mit ihrer Schärpe als Vize Miss Germany 2022: „Ich würde behaupten, als 45-jähriger Thomas hätte ich mindestens die Hälfte aller dummen Kommentare und Nachrichten nicht erhalten und hätte auch nicht so hart kämpfen müssen, um in renommierten Magazinen einen Platz zu bekommen."
© Celine Nadolny

DAS INVESTMENT Academy: Warum hast du dich vor zwei Jahren dazu entschlossen, an dem Miss-Germany-Wettbewerb teilzunehmen? Waren das vor allem persönliche Gründe oder hatte das auch einen unternehmerischen Hintergrund?

Celine: Es waren tatsächlich ausschließlich persönliche Gründe. Ich wollte mich selbst herausfordern. Als eher introvertiert Leseratte, die sich nur allzu gerne und oft hinter ihren Stapeln aus Büchern versteckt hat, war Miss Germany schon ein großer Schritt raus aus meiner Komfortzone.

Auf einmal musste ich Radio- und TV-Interviews geben, Vorträge halten, war in Twitch-Livestreams und stand auf einer gigantischen Bühne vor abertausenden Menschen. Das sind Erfahrungen, die mich geformt haben und die ich niemals mehr missen möchte. Zudem wurde ich immer wieder aus meinem gewohnten Umfeld gerissen, habe mehrere Wochen ohne mein Team und meine Liebsten auskommen müssen und unglaublich viele neue Personen kennengelernt.

Im Gegensatz zu manch anderen Teilnehmerinnen war es nicht meine Intention, mit der Teilnahme Reichweite oder Aufmerksamkeit zu erregen. Ich hätte auch nie damit gerechnet, so weit zu kommen und mich heute Vize Miss Germany nennen zu können.

 

Der Miss-Germany-Wettbewerb ist mit vielen negativen Klischees behaftet. Welche davon sind zutreffend und welche nicht?

Celine: Davon kann ich leider ein Lied singen.

So ziemlich alle negativen Klischees der Vergangenheit sind auf mich schon während der Teilnahme aber vor allem nach dem Finale eingeprasselt.

Kollegen distanzierten sich von mir und schoben mich in die Modelbranche ab. Viele rümpften öffentlich oder hinter vorgehaltener Hand die Nase und manch eine Person neidete mir mal wieder den Erfolg. Aber ähnliche Statements, die allzu gerne als „konstruktive Kritik“ bezeichnet werden, bekam ich auch schon davor immer mal wieder. Ich würde es schlichtweg als Sexismus einstufen. 

Dass Miss Germany im Jahr 2024 immer noch ein Schönheitswettbewerb ist, ist definitiv ein längst überholtes Klischee. Normschön zu sein ist kein Kriterium mehr, dass einen in diesem Wettbewerb irgendwie weiterbringt. Stattdessen geht es vielmehr um die innere Schönheit, die man ausstrahlt, weil man selbst oder schlichtweg für eine Sache brennt.

Trotzdem gab es in meiner Staffel noch einen Catwalk, über den ich gelaufen bin und auch unsere Outfits wurden für jeden Auftritt beim Finale gewechselt. Wir haben auch noch irgendwelche Baustellen eröffnet, wurden permanent fotografiert oder gefilmt und standen für Mode- und Lifestyle Marken Model. Professionelles Make-up und ein Umstyling waren ebenfalls Teil meiner Miss Germany Reise. 

Miss-Germany-Wahl: Halbfinale mit Diskussionsrunde

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Dennoch hat sich hier aber ein klarer Wandel gezeigt, der immer noch ongoing ist. Das Halbfinale war beispielsweise eine Diskussionsrunde zu ganz unterschiedlichen Themen. Ich wurde damals zu meiner Meinung zur Frauenquote gefragt.

Das Klischee, dass die Teilnehmerinnen nur im Bikini über einen Catwalk laufen und sich den Weltfrieden wünschen ist vollkommen überholt.

Mittlerweile gibt es auch keine Krone mehr, sondern nur noch die Schärpe, die auch nicht mehr in den Landesfarben erstrahlt, und zusätzlich den Female Leader Award. Letzteres habe ich offen gestanden nicht so ganz nachvollziehen können. Das ist für mich dann doch irgendwie doppelt gemoppelt. Entweder, man lässt die Schärpe komplett weg oder beschränkt sich auf sie allein. Den Award dazu finde ich unnötig - aber das ist meine ganz persönliche Meinung und kein großer Kritikpunkt oder dergleichen. 

 

Wie hat sich der Wettbewerb im Laufe der Zeit verändert?

Celine: Zunächst einmal verändert er sich immer noch. Der Wandel ist noch nicht abgeschlossen und manches Mal würde ich mir wünsche, dass es noch schneller und vor allem durchgängiger umgesetzt würde.

Zentrales Merkmal ist heute die Mission der Frauen auf der Bühne und nicht mehr ihre Figur im Sinne von 90:60:90.

Mittlerweile wurde auch das Maximalalter der Teilnehmerinnen abgeschafft, aber einen Walk gab es auch beim diesjährigen Finale immer noch. Ich kann schon sehr gut nachvollziehen, dass es nicht leicht ist, das ganze Konzept von heute auf morgen um 180 Grad zu drehen. Das braucht Zeit und die sollte man dem Team von Miss Germany auch geben.

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