Anna Maria Miller (Gastautorin)
08.09.2022

Kunst als Anlageklasse Mit Meisterwerken fürs Alter vorsorgen

Anna Maria Miller
Anna Maria Miller: Die Investorin und Mitgründerin des Nürnberger Fintechs Snipinvest sieht in Bruchteilen von bekannten Kunstwerken eine interessante Beimischung fürs Depot.
© Leon Kopplow

Wer durch die alten Metropolen der Renaissance schreitet, kann bis heute sehen, dass die Kunst schon seit Jahrhunderten ein wichtiges Anlageinstrument für Unternehmerfamilien ist. Wenn man beispielsweise die Immobilien der Bankiersfamilie Medici in Florenz betrachtet, findet man überall Werke der damaligen Kunstsuperstars. Wer heute wie damals viel Bares einnimmt, investiert dieses in Vermögenswerte. Und wer es sich leisten kann, der investiert in die große Kunst.

Ein Bullenmarkt über Jahrhunderte hinweg 

Was lange zurückliegt, wird die wenigsten Anleger:innen für ihre eigene Zukunft interessieren. Aber jede Epoche hat ihre Stars und Sternchen – und diese gilt es als Anleger:in zu finden. Wer hätte in den 1980er Jahren in New York City erwartet, dass Jean Michel-Basquiat’s Untitled aus dem Jahr 1982 bei Sotheby’s 2017 für fulminante 110,5 Millionen US-Dollar versteigert wird?

Wohin nur mit dem Cash? 

Nach der beispiellosen Epoche der Niedrig- und sogar Negativzinsen der vergangenen Jahre ist wieder einmal deutlich geworden, dass Cash keinesfalls King ist. Aber Liquidität ist sicherlich Queen. Auch wenn die Börsen und hier natürlich insbesondere die Aktieninvestments eine spannende und vor allem liquide Möglichkeit bieten, Cash anzulegen, gibt es hier doch ein Problem:

Was nützt die Liquidität, wenn die Börse crasht und man genau dann wieder Cash benötigt?

Gar nichts.

Alternative Wertspeicher können deswegen nicht nur eine sinnvolle Ergänzung oder sogar Alternative sein, sie sind vielmehr ein Muss.

Blue Chip Art ist immer heiß begehrt – auch in der Krise 

Krisen erwischen in der Regel genau die am heftigsten, die sich keine Krise leisten können. Krisenresistente Investor:innen kaufen hingegen gerne in Zeiten der allgemeinen Not zu.

Hier unterscheidet sich Kunst, insbesondere von Aktieninvestments oder Anleihen. Ein künstlerisches Meisterwerk verliert seinen Kernwert auch dann nicht, wenn die Konjunktur stottert, die Umsätze einbrechen oder die ersten Einschnitte zulasten der Gläubiger anstehen.

Bei so einem Sachwert zeigt sich dann eine grundsätzliche Konjunkturunabhängigkeit. Vielleicht kann die allgemeine Nachfrage nach Kunst sinken und die jungen, neuen Wilden haben sicherlich ein paar Jahre Durststrecke vor sich. Aber die etablierten Meisterwerke der großen Künstler:innen? Die leiden kaum, denn das Angebot ist sowieso schon mehr als knapp.

Kleinanleger:innen könnten die Nachfrage bei gleichbleibendem Angebot boosten 

Eine der bekanntesten Grundregeln der Vermögensanlage sind Angebot und Nachfrage. Warum steigen die Kurse? Weil immer mehr einen Teil von einer sich verringernden, gleichbleibenden oder nur leicht wachsenden Anzahl eines Assets möchten. Das gilt aber nicht nur für Unternehmenswerte, sondern auch für die Kunst. Und obwohl die Einstiegspreise bei den Werken bekannter Künstler:innen, der sogenannten Blue Chip Art, schon so hoch sind, gibt es nach wie vor ein eher knappes Angebot, weshalb die Preise steigen.

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Dank neuer Finanzinstrumente wie dem Bruchteilseigentum können beispielsweise die Einstiegspreise für ein mehrere hunderttausend Euro wertvolles Unikat des US-amerikanischen Künstlers Andy Warhol nun auf 1 Euro pro Anteil verringert werden. Die einzelnen Eigentumsanteile werden dabei in einer Datenbank gespeichert.

 

Altersvorsorge soll kein Kostenrisiko sein – ansonsten kann die böse Überraschung kommen 

Ein weiterer Vorteil von Kunst? Sie ist kalkulierbar! Während viele Altersvorsorgeprodukte sich als Gewinnmaschine für die Emittent:innen und zeitgleich als Kostenfalle für die Anleger:innen entpuppen, kann man sich in Kunst leicht einarbeiten. Lagerung, Versicherung, etwas Verwaltung und offengelegte Provisionen, viel mehr gibt es nicht. Jede:r mit dem Anspruch, das eigene Investment zu verstehen, kann hier leicht Kosten und Ertragsmöglichkeiten in Relation setzen. Das funktioniert auch zu Hause am Küchentisch mit Bleistift, Papier und Taschenrechner. Und so soll es ja auch sein.

Alles auf eine Karte?

Sollte man deswegen nun alles auf Kunst setzen?

Niemals!

Aber Kunst kann eine attraktive Beimischung für viele Depots sein. Und es ist sicherlich die schönste Art, sein Geld zu investieren. 

Über die Autorin:  

Anna Maria Miller ist Investorin und Mitgründerin des Nürnberger Fintechs www.snipinvest.com, über das Privatanleger:innen in Bruchteilseigentum an etablierter Kunst investieren können. Die langjährige Kunstsammlerin setzt insbesondere auf bereits etablierte Kunst, überwiegend aus Deutschland und den USA.

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