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Acatis AI BUZZ US Equities „Wir messen Anlegerstimmung mithilfe künstlicher Intelligenz“

Jamie Wise hat Buzz Indexes ins Leben gerufen. Der Ableger des kanadischen Investment-Spezialisten Periscope Capital hat den Index BUZZ NextGen AI US Sentiment Leaders aufgelegt.
Jamie Wise hat Buzz Indexes ins Leben gerufen. Der Ableger des kanadischen Investment-Spezialisten Periscope Capital hat den Index BUZZ NextGen AI US Sentiment Leaders aufgelegt. | Foto: Buzz Indexes

Seit rund drei Monaten hat die Frankfurter Investmentschmiede Acatis einen neuen Aktienfonds, den Acatis AI Buzz US Equities. Der Fonds ist genau genommen ein Indexfolger, wenn er auch kein gewöhnlicher Aktien-ETF ist, der einen Markt abbildet. Vielmehr richtet er sich nach einem Sentiment-Index, dem BUZZ NextGen AI US Sentiment Leaders. Der Index enthält 75 Unternehmen, denen Anleger eine besonders gute Wertentwicklung zutrauen.

Aufgelegt wird der Index von dem kanadischen Anbieter Buzz Indexes. Das Unternehmen analysiert Aktien mithilfe künstlicher Intelligenz. Seit rund zwei Jahren ist der hauseigene Index BUZZ NextGen AI US Sentiment Leaders live.

Acatis-Chef Hendrik Leber und der Buzz-Indexes-Chef Jamie Wise trafen sich vor rund einem Jahr auf einer Investmentkonferenz. Aus dem Treffen entwickelte sich eine Zusammenarbeit, die in die Auflegung des Acatis AI Buzz US Equities mündete. Wie sich der Index zusammensetzt und was also der Acatis AI Buzz US Equities Neues kann, erläutert Periscope-Chef Jamie Wise im Interview.

DAS INVESTMENT: Herr Wise, Sie analysieren Daten, um daraus abzuleiten, welche Unternehmen bei Anlegern gerade sehr beliebt sind. Wie machen Sie das?

Jamie Wise: Wir verarbeiten eine sehr große Menge an Daten, vor allem von Online-Plattformen, auf denen sich Anleger über Investmentthemen austauschen. Unser System erkennt, ob in Beiträgen positiv, negativ oder neutral über ein Unternehmen geschrieben wird.

Die Anlegerstimmung zu beobachten und so Investmententscheidungen zu treffen, ist nicht neu. Was bringen Sie Neues ein?

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Wise: Das Thema ist auch wissenschaftlich schon ausgiebig untersucht worden. Wir möchten die Aktien mit dem höchsten positiven Anlegersentiment herauszufiltern. Dazu haben wir eine neue Methode entwickelt, mit der wir diese Stimmung messen. Es lassen sich mittlerweile Daten neu kombinieren, die früher so nicht zur Verfügung standen. Außerdem gibt es heutzutage Tools, die diese Daten auswerten.

Wie gehen Sie dabei vor?

Wise: Unsere Programme der Künstlichen Intelligenz (KI) werten Beiträge aus sozialen Netzwerken wie Twitter, Stocktwits, Facebook, aber auch Nachrichtenartikel, Blogbeiträge und Diskussionsforen aus. Auf einigen Plattformen können Nutzer ihre Beiträge kennzeichnen, dann verrät schon die Farbmarkierung, ob es eine positive oder negative Einschätzung ist. Von solchen Posts sind wir ausgegangen. Inzwischen erkennen unsere Modelle das auch automatisch. Wir untersuchen monatlich 20 Millionen Posts. Die Online-Kommentare werden von mehreren Spracherkennungsprogrammen analysiert, von sogenannten Ensemblern zusammengefasst und als „bullish“, „bearish“ oder „neutral“ eingestuft. Daraus erstellen wir eine Rangliste der Aktien, für die die Stimmung am besten beziehungsweise am schlechtesten ist.

Wie übertragen Sie die Erkenntnisse auf Ihr Portfolio?

Wise: Wir filtern 75 Aktien heraus, über die sich Anleger besonders positiv äußern. Sie kommen mit einer Gewichtung von 0,5 bis 3 Prozent in unser Indexportfolio. Zwischen 8 und 25 Titeln tauschen wir jeden Monat aus.

Wie grenzen Sie Ihr Anlageuniversum ein?

Wise: Angefangen haben wir mit 150 US-Standardwerten. Mittlerweile sind es etwa 350, die an wichtigen US-Börsen gehandelt werden. Es sind große Werte mit mindestens 5 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung. Denn nur für sie gibt es genug Kommentare, um ein repräsentatives Stimmungsbild zu ermitteln. Wichtig ist auch, dass der durchschnittliche Tagesumsatz an der Hauptbörse in den letzten drei Monaten bei mindestens 1 Million Dollar lag.