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Acatis AI BUZZ US Equities „Wir messen Anlegerstimmung mithilfe künstlicher Intelligenz“

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Wie stellen Sie sicher, dass die positive Stimmung für einen Titel nicht nur kurzlebig ist?

Wise: Aktien, die in den Index kommen, sollen nicht nur heute gut besprochen werden, sondern müssen über ein Jahr hinweg häufig positiv erwähnt worden sein. Und das nicht von 200 Personen, sondern von 20.000 oder 30.000.

Soziale Netzwerke sind anfällig für Manipulation. Auch Bots, also unechte Nutzer, können Posts versenden, um eine Diskussion zu beeinflussen. Wie schützen Sie sich davor?

Wise: Unsere Modelle können Manipulation erkennen. Uns stehen viele Informationen über die Nutzer von Plattformen zur Verfügung, zum Beispiel, ob jemand neu auf Twitter ist und ob er nur dort aktiv ist. Dann könnte das darauf hinweisen, dass von außen auf die Diskussion eingewirkt wird. Nutzer, deren Posts wir in unsere Analyse einbeziehen, müssen nicht nur fremde Beiträge weiterverbreiten, sondern auch eigene Inhalte posten. Verdächtig ist aber auch, wenn jemand 100 Posts am Tag versendet. Oder wenn plötzlich 100 Nutzer über Disney sprechen, die das nie zuvor gemacht haben. Das erkennt unser System. In der Regel wächst die Häufigkeit von Erwähnungen allmählich an. Gerade bei großen Unternehmen ist es schwer, zu manipulieren.

Analysieren Sie die Portfoliokandidaten im Nachgang auch noch klassisch nach fundamentalen Kriterien?

Wise: Nein, nur nach Anlegerstimmung. Wenn wir obendrein Fundamentalrecherche betreiben würden, wäre später unklar, was genau das Anlageergebnis befeuert hat.

Sie arbeiten mithilfe von künstlicher Intelligenz. Wie unterscheidet die sich eigentlich von der herkömmlichen Datenverarbeitung?

Wise: Das Lernen geschieht hier wie beim menschlichen Gehirn: Die Systeme werden trainiert, gewinnen an Erfahrung und können Dinge immer besser. Unsere Systeme brauchen Millionen Posts, damit ein Lernprozess in Gang kommt. Übrigens müssen wir unsere Systeme auch speziell auf das Thema Aktien mit seinen speziellen Wörtern und Satzstrukturen trainieren. Es nützt nichts, sie etwa an Restaurantkritiken trainieren zu lassen.

Welche Pläne haben Sie in näherer Zukunft?

Wise: Wir möchten unser Investment-Universum ausdehnen und nicht nur US-Aktien betrachten, sondern Unternehmen weltweit. Und wir wollen auch kleinere Unternehmen einbeziehen. Ein anderer Plan ist, auch Marken zu analysieren. Wir möchten unterscheiden können, auch auf nicht investmentspezifischen Plattformen: Wird die Marke Disney in Zusammenhang mit einem Freizeitpark erwähnt, oder ist das Thema auch für Anleger interessant? Wenn wir unsere Analysen in anderen Märkten als den USA durchführen, müssen wir zudem kulturelle Unterschiede berücksichtigen.

Wie meinen Sie das?

Wise: Die USA haben eine ausgeprägte Investmentkultur. In Kanada beispielsweise ist das Thema Geldanlage weniger präsent. Wir müssen die unterschiedlichen Investmentkulturen verstehen, um Unterhaltungen analysieren zu können.

Das klingt nach einer eher abstrakten Aufgabe.

Wise: Das stimmt. Aber wenn wir etwas Neues beginnen, starten wir immer mit einer abstrakten Frage.

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