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Bill Gross: “Money for Nothing”

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Dies ist jedoch noch nicht das Ende der Geschichte. Was ich soeben beschrieben habe, entspricht eher einer routinemäßigen Lehrbuchbeschreibung dessen, wie das Zentral- und Mindestreserve-Bankwesen seine produktive und dennoch potenziell destruktive Magie entfaltet. Worauf sich Gouverneur Bernanke mit seinem „im Grunde kostenfrei“-Kommentar bezogen haben könnte, ist die Tatsache, dass die Fed und andere Notenbanken, wie die Bank of England (BOE), die Zinszahlungen, die sie auf die gekauften US-Treasuries und britischen Gilts erhalten, in Wirklichkeit zurückzahlen. Sie erstatten sie der Regierung zurück, und auf diese Weise wird die Ausgabe von Treasuries kostenfrei.

Theoretisch sind es also die Gewinne der Fed, die nahezu täglich an das US-Finanzministerium zurücküberwiesen werden; dabei handelt es sich um die Zinszahlungen auf die 2,5 Billionen US-Dollar an US-Treasuries und Hypotheken, die am Markt erworben wurden. Diese jährlich überwiesene Summe beläuft sich derzeit auf über 100 Milliarden US-Dollar – ein Betrag, um den das Finanzministerium das eigene Defizit verringern kann. Wenn die Fed also jährlich Treasuries und Hypotheken im Wert von einer Billion US-Dollar erwirbt, was derzeit der Fall ist, finanziert sie letztlich 80% des Defizits kostenfrei.

Die Bank of England (BOE) und andere Notenbanken funktionieren auf ähnliche Weise. So verfasste der britische Finanzminister George Osborne erst im vergangenen Monat einen Brief an Mervyn King, den Vorsitzenden der BOE: Die Überweisung der APF-Zahlungen (das britische QE-Äquivalent), wird der Regierung ein effizienteres Cash-Management ermöglichen, das auf kurze Sicht mit Ersparnissen bei den staatlichen Schuldendienstzahlungen einhergehen sollte. Ersparnisse – in der Tat. Der Finanzminister begibt Gilts, diese werden im Rahmen des QE-Programms der BOE erworben, und die Zinszahlungen werden anschließend an das Finanzministerium zurücküberwiesen. Die sechs größten Notenbanken der Welt stellten seit Anfang 2009 Schecks im Wert von insgesamt sechs Billionen US-Dollar aus

Wie Schaubild 1 zeigt, stellten die sechs größten Notenbanken der Welt seit Anfang 2009 Schecks im Wert von insgesamt sechs Billionen US-Dollar aus, um dem Schuldenabbau des Privatsektors Einhalt zu gebieten. Dabei werden staatliche Kredite durch Zentralbankkredite besichert, deren Zinszahlungen anschließend an ihren Emittenten zurückerstattet werden. Sollten die Zinsen ansteigen und das Portfolio der Fed Verluste erfahren, wird dies in der Bilanz als Verbindlichkeit gegenüber dem US-Finanzministerium verbucht. Besser kann es nun wirklich nicht laufen. Money for nothing. Debt for free.