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Aktualisiert am 23.10.2014 - 12:42 UhrLesedauer: 4 Minuten

Blackrocks Risikomanager „Wir machen Risiken sichtbar“

Pierre Sarrau, Chef des Risikomanagements für das Multi-Asset-Geschäft bei Blackrock
Pierre Sarrau, Chef des Risikomanagements für das Multi-Asset-Geschäft bei Blackrock
DAS INVESTMENT.com: Was ist eigentlich Risiko für Sie?

Pierre Sarrau: Beruflich bedeutet es für mich, richtig zu beurteilen, mit welcher Wahrscheinlichkeit wir die Ziele der Kunden erreichen können. Die Bandbreite des möglichen Ertrags muss zur Risikobereitschaft des Anlegers passen. Das ist der Schwerpunkt meiner Arbeit.

Was benutzen Sie dafür?

Wir arbeiten insbesondere mit Konzentrationen und Korrelationen. Es besteht durchaus die Gefahr, dass Korrelationen durch Krisen stärker zunehmen. Umso wichtiger ist es, die Beziehungen zwischen Assets zu verstehen und zu versuchen, sein Portfolio entsprechend über unkorrelierte Anlageideen zu streuen.

Ein anderer Aspekt ist die Persistenz, die wir beobachten. Darunter verstehen wir die Frage, wie ein Markt über lange Zeit läuft. Etwa Anleihen, die seit rund 30 Jahren in einem Aufwärtstrend sind. Nur weil sich bestimmte Dinge historisch gut entwickelt haben und ihre Volatilität gering war, kann das zu der Illusion führen, solche Anlagen seien nicht riskant. Für uns ist das im Gegenteil ein Zeichen, dass diese Persistenz der Renditen das Risiko vergrößern könnte, Geld zu verlieren.

Wie eine Leiter, die man hinaufklettert.

Exakt. Man muss verstehen, ob die Bewertungen von Assets, die sich gut entwickelt haben, nicht inzwischen überzogen sind. Bewertungen sind ein weiterer Risikoindikator, den wir verwenden.

Das alles hätte Ihnen 2008 nicht geholfen, als alle Risikoanlagen gleichermaßen in den Keller rauschten.


So etwas fällt in unseren Bereich für Risiko-Ereignisse, einer weiteren wesentlichen Komponente in unserem Risikomanagement-Ansatz. Einerseits betrachten wir immer eine Sammlung möglicher Ereignisse und überlegen, wie der Markt dann reagieren würde. Andererseits denken wir auch über Szenarios nach, die man nicht vorhersehen kann.

Was eine Menge Fantasie erfordert.

Oftmals zu viel Fantasie. Ich hätte die Ereignisse des 11. September 2001 nie für möglich gehalten und auch nicht, dass Lehman Brothers 2008 verschwindet. Nein, in solchen Situationen geht es vor allem darum, in der Lage und willens zu sein, sich der Situation anzupassen.

Was treibt Sie aktuell um?

Wir denken vor allem darüber nach, wie wir mit unerwarteten makroökonomischen Ereignissen umgehen würden. Ein Beispiel dafür wäre ein Auseinanderbrechen des europäischen Währungsraums. Wir erwarten das zwar ganz sicher nicht, aber man muss auf jeden Fall darüber nachdenken, was dann passieren würde.

Die verantwortliche Gruppe umfasst Experten für Investments, Recht, Compliance und Beziehungen. Sollte also doch das Unerwartete eintreffen, sind wir in der Lage, schnell zu entscheiden und die Kundenportfolios entsprechend zu verändern.
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