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„Dass die Eurozone nicht zusammenpasst, ist nicht neu"

Robert Vitye
Robert Vitye
Warum die Eurokrise nicht überraschend kommt  

Der Euro schwächelt, die EZB druckt weiter Geld, in Spanien und Italien weitet sich die wirtschaftliche Notlage aus: Das sind die Nachrichten, die derzeit die Medienlandschaft beherrschen. Auch wenn einige Berufsoptimisten weiterhin behaupten, dass die Eurokrise langsam auf ihr Ende zusteuere – mit der Realität hat das wenig zu tun.

Dass der Euro ökonomisch weder vorne noch hinten zusammenpasst ist nicht neu – aber es ist noch immer unpopulär, dies öffentlich zu behaupten. Dabei lehrt uns ein Blick in die Vergangenheit, dass Währungsunionen wirtschaftlich unabhängiger Staaten im Grunde nicht funktionieren können.  

So erinnert die Geschichte der so genannten „Kronenzone“ fatal an das, was wir heute in Europa mit dem Euro erleben. Nach dem ersten Weltkrieg schlossen sich die Nachfolgestaaten des Habsburgerreichs (Österreich, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Bosnien- Herzegowina sowie Teile Jugoslawiens, Polens, Rumäniens und Italiens) zu einer Währungsunion unter der Führung Österreichs zusammen. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass die extreme Heterogenität der Ökonomien und die Überschuldung einzelner Mitgliedsstaaten ein Funktionieren der gemeinsamen Währung unmöglich machten.

In höchster Not und zur Abwendung des ökonomischen Scheiterns der Union und Österreichs ernannte die dortige Regierung im Jahr 1919 den damals wohl brillantesten Ökonomen Europas zum Finanzminister – Joseph Schumpeter. Dieser hatte die Lage bereits einige Zeit zuvor glasklar in seinem Aufsatz „Die Krise des Steuerstaates“ analysiert, in dem er zu dem Schluss kommt, dass es für eine derartige Krise nur eine ökonomisch vernünftige Lösung geben kann: einen Schuldenschnitt.

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Am Ende scheiterte Schumpeter jedoch an der politischen Realität: Keiner wollte dem Wahlvolk die Wahrheit sagen und ihm das Ersparte in Form von Staatsanleihen, Kriegsbonds und Lebensversicherungen wegnehmen. Man entließ den Finanzminister und wählte eine Option, von der er massiv abgeraten hatte – man druckte Geld. Schlussendlich zerfiel die Kronenzone nach zwei Jahren wieder in die einzelnen Nationalwährungen.  
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