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Goldanlage: Versicherung oder Hysterie?

Mirko Kohlbrecher, Spiekermann & Co
Mirko Kohlbrecher, Spiekermann & Co
Seit September 2011 befindet sich der Goldpreis in einer Konsolidierungsphase. Droht nun das Ende der Aufwärtsbewegung oder handelt es sich dabei lediglich um eine gesunde Gegenbewegung?

Langfristig ist Gold aus zwei Perspektiven zu betrachten: zum einen in seiner uralten Tradition als Versicherung gegen Vermögensverlust, zum anderen als Geldanlage und Zielobjekt manischer Hysterie. Beide Perspektiven haben zwei große Schnittstellen. Einerseits braucht der Geldanlage/Manie-Aspekt die Versicherungsmotivation unbedingt als Rechtfertigung. Andererseits kann Gold nur eine effektive Versicherung darstellen, wenn der Preis nicht zu hoch ist, nur leider wissen wir nie im Voraus, wann der Preis zu hoch ist. Es ist das Wesen einer Manie, eine irrationale Bewertung hervorzurufen, was die Idee der Versicherung zerstört. Das ist insbesondere dann von Bedeutung, wenn die Preise von ihren Hochs zurückkommen.

Gold ist eine Form der Katastrophenversicherung, in der die Prämie zusammen mit den Ängsten der Leute auf ein Niveau steigt. Dann wird allerdings die Wahrscheinlichkeit eines Auftretens der Katastrophe, gegen die das Gold versichern soll, signifikant überbewertet. Dies würde einer Situation entsprechen, in der Ihre Versicherung denkt, dass die Wahrscheinlichkeit für ein Abbrennen Ihres Hauses sich verdoppelt hat, und deswegen die Prämie vervierfacht.

Bei Gold liegt das Problem jedoch etwas anders. Niemand kann die Wahrscheinlichkeit einer finanziellen Katastrophe vorab berechnen und niemand kann den „richtigen“ Preis für Gold nennen. Das ist eine der Tatsachen, die das Gold so interessant und attraktiv machen. Es kann niemals Gegenstand einer statistischen Wertberechnung sein wie eine Rendite abwerfende Vermögensanlage. Auch können die Risiken, gegen die das Gold versichern soll, versicherungsmathematisch nicht berechnet werden.
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