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Aktualisiert am 28.10.2010 - 15:45 UhrLesedauer: 10 Minuten

Der 6. Kondratieff – Wohlstand in langen Wellen (Teil 1)

Foto: Fotolia
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Von der Erfindung der Dampfmaschine im 18. Jahrhundert, der Eisenbahn und der Elektrizität im 19. Jahrhundert bis hin zur Entwicklung des Automobils sowie der Informationsgesellschaft im 20. Jahrhundert verlief die Wirtschaft in fünf langen Wellen. Fünf große Wirtschaftszyklen, geprägt von Phasen langfristigen Wohlstandswachstums, an deren Ende sich zumeist eine Krise größeren Ausmaßes entlud. Anleger fragen sich: Markiert die Finanzkrise vielleicht die Geburt eines neuen 6. Wohlstandszyklus? Sind vielleicht die Bereiche Umwelt, Biotechnologie und Gesundheit die ökonomischen Kraftquellen von morgen? Können sie uns zurück auf einen nachhaltigen Wachstumspfad führen? Bei der Suche nach einer Antwort auf die Frage zur Entstehung langfristiger (Struktur-) Zyklen stößt man auf einen Ökonomen namens Nikolai Kondratieff. Er beobachtete langfristige Wirtschaftsschwankungen in Zyklen von 40 bis 60 Jahren, so genannte Kondratieffzyklen. Nach seiner Theorie stehen am Anfang eines jeden Zyklus neue technologische Errungenschaften, die zu Trägern eines lang anhaltenden Konjunkturaufschwungs werden. Vorausgesetzt, diese so genannten Basisinnovationen durchdringen nahezu alle Bereiche der Volkswirtschaft und lösen in der gesamten Wirtschaft neue Produktivitätsschübe aus. Seit der industriellen Revolution Ende des 18. Jahrhunderts bis heute unterscheidet er zwischen fünf Kondratieffzyklen: Die genannten Zyklen markieren Zeiten des Umbruchs – fünf lange Zyklen, in denen technologische Netze ganze Gesellschaften veränderten: • Alte Industriezweige wurden durch neue verdrängt.
• Unternehmenskulturen und -prozesse haben sich gewandelt.
• Neue Berufsfelder sind entstanden.
• Mit ihnen kamen mehrjährige Phasen langfristigen Wohlstandswachstums.
• Diese waren verbunden mit zumeist tendenziell steigenden Aktienmärkten. Im jüngsten langfristigen Zyklus sind es zum Beispiel der PC und das Internet, die das tägliche Leben und Arbeiten zum Teil radikal verändert haben. Und bei jedem dieser Strukturzyklen waren es die Finanzmärkte, die das Ende eines Zyklus durch übertriebene Spekulationen und zu sehr aufgeblähte Vermögenspreisblasen herbeiführten. Sie fungierten gleichzeitig auch als Beschleuniger des Aufschwungs. Finanzkrise – die Mutter des 6. Kondratieff? Zu Beginn eines neuen Kondratieffzyklus brauchen Unternehmer in der Regel reichlich Geld, um sich die Dampfmaschine, den (Liefer-)Wagen oder das IT-System kaufen zu können. Steigende Zinsen stören nicht, da die Unternehmer mit ihren produktiveren Anlagen schließlich auch mehr verdienen. Doch irgendwann, nach mehreren Jahren sind die neuen technologischen Netze erschlossen. Investitionen in das Gleiche rentieren sich immer weniger. Die Folge: Die Kreditnachfrage wächst langsamer, und am Ende tendieren die (Real-) Zinsen gegen Null. Das war so bei der Panik 1837, rund um die Zeit des Gründerkrachs 1873, der Weltwirtschaftskrise 1929 und den Ölkrisen 1974 sowie 1980. Und diese Tendenz war auch in den zeitlich nah aufeinander folgenden Krisen, der TMT-Bubble und der jüngsten Finanzkrise, zu beobachten.
Zusammenfassend nennt Kondratieff u. a. vier Kennzeichen, die eine Trendwende zu einem neuen Kondratieffzyklus einleiten: 1. Nutzungspotenzial alter Basisinnovation erschöpft (Zyklus von ca. 40 bis 60 Jahren).
2. Hoher Überschuss an Finanzkapital (versus Sachkapital).
3. Starke Rezessionsphase (Phase des Umbruchs).
4. Soziale/institutionelle Veränderungen.