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Comeback Europas Die Investmentlandschaft 2024

Containerhafen Rotterdam
Containerhafen Rotterdam: Europa wird mit einem KGV von 12 für die kommenden zwölf Monate gehandelt, die USA dagegen mit 19 – selbst bereinigt um Sektorunterschiede ist ein solcher Bewertungsabschlag beispiellos. | Foto: Imago Images / Jochen Tack

Das Wirtschaftswachstum wird sich abkühlen. Die Inflation auch – aber nicht genug. Die Aktienerträge werden schwach ausfallen, besser sieht es bei Anleihen aus. Die herausragende Stellung der USA an den globalen Aktienmärkten wird verblassen, während europäische Aktien zur Abwechslung positiv überraschen werden. Gleichzeitig werden die Schwellenländer an den Industrieländern vorbeiziehen. Hinter der Entwicklung der chinesischen Wirtschaft steht jedoch ein Fragezeichen, sodass wir Schwellenländer-Anleihen gegenüber Schwellenländer-Aktien den Vorzug geben. Das geopolitische Risiko dürfte nicht wesentlich abnehmen, zumal in den Ländern, auf die die Hälfte der weltweiten Wirtschaftsleistung entfällt, im Laufe des Jahres Wahlen anstehen, was zu einem leichten Anstieg der Marktvolatilität führen dürfte.

Alles in allem wird 2024 alles andere als ein gutes Jahr für die Investoren sein. Wir gehen aber auch davon aus, dass die enge Korrelation zwischen den Anlageklassen, die die Märkte in den letzten Jahren kennzeichnete und bedeutete, dass sich Aktien und Anleihen im Gleichschritt bewegen, etwas nachlassen wird. Das dürfte für ausgewogene Portfolios eine bessere Diversifizierung bedeuten (siehe Grafik 1).

Grafik 1: Rückbesinnung auf Fundamentaldaten. Globales Aktien-KGV, Rendite von US-Anleihen und realer US-Leitzins, Standardabweichung vom Durchschnitt

Quelle: Refinitiv, Pictet Asset Management. Daten vom 08.01.1971–08.11.2023.

Wachstum verhalten, dafür umso hartnäckigere Inflation

Das wirtschaftliche Umfeld ist nicht gerade vielversprechend: Das stagnierende Wachstum in den Industrieländern, die steigende Arbeitslosigkeit und eine Inflation, die einfach nicht zum Zielniveau der Zentralbanken zurückkehren will, werden die Investmentlandschaft prägen.

Wir gehen davon aus, dass die Inflation in den Industrieländern zurückgehen wird – wir prognostizieren für 2024 eine Rate von 3,0 gegenüber 4,7 Prozent in diesem Jahr. Da sich die Zentralbanken jedoch immer noch grämen, dass sie es zugelassen haben, dass die Inflation außer Kontrolle gerät, ist es unwahrscheinlich, dass sie sich in einen aggressiven Lockerungszyklus stürzen, solange die Inflation über dem Zielwert liegt.

 

Die Bank of England dürfte als erste große Zentralbank die Zinssätze senken. Aufgrund der drohenden Rezession könnte es bereits im Mai dazu kommen. Wir gehen davon aus, dass die US-Notenbank bei ihren Zinssenkungen vorsichtiger sein wird als vom Markt derzeit erwartet, rechnen aber dennoch mit zwei Zinssenkungen in der zweiten Jahreshälfte und einem Nachziehen der Europäischen Zentralbank.

Wenn es einen Lichtblick gibt, dann den, dass die größten Volkswirtschaften der Welt im Großen und Ganzen keine Rezession erleben werden. Wir gehen davon aus, dass die Industrieländer um 0,8 Prozent wachsen werden (2023: 1,5 Prozent), sich das Wachstum in den USA aber von 2,4 auf 0,9 Prozent abschwächen wird. Nach unserer Einschätzung ist der Markt hin- und hergerissen, ob den USA eine Rezession oder eine sanfte Landung bevorsteht, und unterschätzt die Möglichkeit eines anämischen Wachstums. Da es keine eindeutigen Marktblasen gibt – die Bilanzen der Unternehmen sind solide, die Bewertungen nicht überzogen und es gibt keine Anzeichen für eine Euphorie der Investoren –, dürfte ein Abschwung keinen schmerzhaften Teufelskreis auslösen.

In den Schwellenländern werden die wirtschaftlichen Bedingungen deutlich besser sein. Wir gehen davon aus, dass die Schwellenländer im nächsten Jahr ein robustes Wachstum von 3,9 Prozent verzeichnen werden, gegenüber 3,7 Prozent im Jahr 2023 und 2,8 Prozent im Jahr davor. Der Aufschwung Chinas nach der diesjährigen Durststrecke dürfte das Seinige dazu beitragen.