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Aktualisiert am 16.05.2018 - 16:41 UhrLesedauer: 6 Minuten
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Hoppe spricht Klartext Ist das Helikoptergeld bereits gelandet?

Matthias Hoppe, Senior Vice President und Portfolio Manager bei Franklin Templeton Solutions
Matthias Hoppe, Senior Vice President und Portfolio Manager bei Franklin Templeton Solutions

In der Theorie wird das Instrument des Helikoptergelds seit Jahrhunderten diskutiert. Der Philosoph und Wirtschaftswissenschaftler David Hume soll das Konzept im 18. Jahrhundert erfunden haben. Der einflussreiche britische Ökonom John Maynard Keynes bezog sich in den 1930er-Jahren darauf und 1969 sprach der amerikanische Volkswirt Milton Friedman (der später einen Nobelpreis erhielt) über den wortwörtlichen Abwurf von Bargeld aus Helikoptern, damit die Bürger es aufsammeln können.

Die Theorie dahinter ist, dass die Zentralbank in einer Volkswirtschaft, die deutlich unter ihren Möglichkeiten bleibt, das Wirtschaftswachstum und die Inflation dadurch ankurbelt, dass sie Geld „druckt“ und es vorbehaltlos an die Öffentlichkeit verteilt.

Helikoptergeld-Programme wurden in modernen Volkswirtschaften jedoch niemals ernsthaft als geldpolitische Instrumente in Erwägung gezogen. Es gibt zwar historische Beispiele für ihre Umsetzung (Weimarer Republik in den 1920er-Jahren und Simbabwe in den 1990er-Jahren beispielsweise), aber meist mit verheerenden Folgen für die Inflation.

Lockerungsmaßnahmen zeigen keine Wirkung

In den letzten Monaten wurde diese Art von Geldpolitik nun verstärkt ins Gespräch gebracht, sowohl in den Medien als auch von den geldpolitischen Entscheidungsträgern. Im März dieses Jahr bezeichnete Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Helikoptergeld als „äußerst interessantes Konzept“.

Seit acht Jahren beobachten wir bereits, wie global koordinierte Quantitative Lockerungs-Initiativen (QE) in einem noch nie dagewesenen Ausmaß auf den Weg gebracht worden sind. Keine davon hat bisher ihr Ziel erreicht. Dagegen wurden Anleger in höhere Risiken gedrängt und die Preise für Vermögenswerte sind gestiegen.

Einige Zentralbanken, darunter die Bank of Japan und die EZB, haben daher das Konzept der herkömmlichen quantitativen Lockerung hinter sich gelassen und negative Zinsen eingeführt. Damit wird Banken, die Einlagen im Bestand halten, eine Gebühr auferlegt, um sie zur Kreditvergabe zu bewegen. Trotz all dieser aggressiven Maßnahmen ist bislang jedoch noch keine deutliche Inflation der Verbraucherpreise eingetreten, ganz zu schweigen von nachhaltiger Nachfrage und nachhaltigem Wachstum.

Warum glauben wir, dass es beim Helikoptergeld anders sein würde? Um einen besseren Rahmen für diese Diskussion zu schaffen, sollten wir eine Frage beantworten: Wie unterscheiden sich die Helikoptergeld-Konjunkturprogramme von aggressiver QE-Geldpolitik?

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