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Interview FMA Finanzmarktaufsicht Österreich: „Mifid II wird die Honorarberatung stärken“

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Kleinere Unternehmen, die Honorar- und Provisionsberatung anbieten möchten, müssen sich rechtlich und personell getrennt aufstellen. Das ist ein Problem.

Ja, das wird für viele kleine Unternehmen schwierig zu bewerkstelligen sein und ist wohl mancherorts gar nicht umsetzbar. Wir achten als Regulator auf nationaler Ebene sehr stark auf die Proportionaliät. Wenn wir die Möglichkeiten hätten, in einem diskretionären Spielraum entsprechend zu gestalten, würden wir es tun. Aber auf EU-Ebene haben unsere Vorschläge an dieser Stelle keinen Eingang in den ‚technical advice’ der ESMA zur Mifid gefunden. Die kleinen Unternehmen werden sich folglich für den Beratungsansatz entscheiden, der für sie lukrativer ist.

Die Regulierung hat zuletzt insbesondere auch auf Marktmissstände und Skandale regiert. Ist das die Aufgabe einer funktionalen Regulierung?

Eine Anlassgesetzgebung ist niemals gut. Andererseits muss man sagen, wenn wir die Krise in 2008 und 2009 nicht gehabt hätten, wäre es nicht zu einer derart starken und schnellen Finanzmarktregulierung gekommen. Diese Regulierung ist ja nicht nur lästig für die Unternehmen, sondern hat ja auch viele positive Effekte im Sinne der Finanzmarktstabilität. Sie sorgt für mehr Anlegeschutz und fördert mehr Qualität in der Beratung.

Der abschließende Mifid-Text liegt noch nicht vor. Wenn er kommt, welchen Teil schauen sie sich zuerst an?

Aus unserer Sicht ist das Inducement-Thema für die österreichische Finanzdienstleistungsindustrie das Wesentliche. Also alles was Provisionen, Zuwendungen, Gebühren oder geldwerte Vorteile bezeichnet, die einem Wertpapierdienstleistungsunternehmen von einem Dritten oder umgekehrt gewährt werden. Die Kommission kann den Mifid-Text zwar noch in vielen Punkten ändern, aber die Richtung steht fest. Das Inducement-Thema etwa ist so komplex und politisch viel zu heikel, sodass ich keine grundsätzlichen Änderungen der Kommission mehr erwarte.

Wie ist der Zeitplan?

Die Umsetzung einer Richtlinie erfolgt in drei Stufen. Level 1 ist fertig. Der technical advice der ESMA liegt ebenfalls vor. Level 2 mit den finalen Bestimmungen muss bis Juli 2016 fertig sein. Dann folgt noch eine halbjährige Implementierungsphase beziehungsweise Übergangsfrist. Ab 3. Januar 2017 gilt die Mifid II dann EU-weit.