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Konsum in China Von Rohstoffen zu Karaoke

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Die globale Musikindustrie entdeckt China

Die Sorge um Chinas Rohstoffnachfrage ist sicherlich legitim. Mir scheint jedoch, dass das Aufblühen neuer Wirtschaftszweige und Dienstleistungen in China eine noch überzeugendere Story ist. Es ergeben sich neue Anlagechancen dadurch, dass sich der Verbrauchergeschmack ändert, die Löhne steigen und die Mittelschicht wächst. Heute finde ich in China Branchen, die es in den letzten Jahrzehnten noch nicht gab und die heute die Wirtschaft prägen.

Ein Beispiel dafür ist die Musik – Karaoke erfreut sich offensichtlich immer größerer Beliebtheit. Die Beliebtheit der verschiedenen chinesischen Musiker einzuschätzen ist in China jedoch noch komplizierter als in anderen Ländern. In den USA gibt es Billboard, eine Fachzeitschrift der Musikbranche mit Listen der meistverkauften Songs und Alben. In China dagegen gibt es mehrere Musikcharts. Ein chinesischer Anbieter für Musikvideo-Streaming will jetzt die Führung übernehmen, indem er sich mit Billboard zusammenschließt. Auf seiner Website sollen jede Woche die Statistiken für die chinesische Popmusik veröffentlicht werden. Inzwischen nimmt auch die globale Musikindustrie den zunehmenden Einfluss der chinesischen Verbraucher zur Kenntnis. Die US-Rockband Bon Jovi hat zum Beispiel kürzlich einen beliebten Titel auf Mandarin aufgenommen.

Noch ist der chinesische Musikmarkt dennoch klein. Nach Angaben der International Federation of the Phonographic Industry beliefen sich die geschätzten Einnahmen aus digitaler Musik für 2014 auf 91 Millionen US-Dollar. In den USA waren es dagegen 3,5 Milliarden. Statistiken zufolge hören über 400 Millionen Menschen in China online Musik. Die wenigsten davon sind allerdings bereit, dafür zu bezahlen. Es müssen neue Wege gefunden werden, Zuhörerschaft zu messen und Einnahmen zu erzielen. Eine Branchenwebsite, die wöchentlich die Beliebtheit der Titel anhand von Fan-Clicks misst, veröffentlicht diese Informationen zusätzlich zu Daten aus Microblog-Plattformen. Viele chinesische Fans sind dagegen bereit, dafür zu zahlen, dass ihre „Likes“ beziehungsweise Favoriten im Internet bekannt gegeben werden.

Kosmetik-Konsum: China schließt zu den USA auf

Die Verstädterung Chinas nimmt zu und die Prokopfeinkommen steigen. Da überrascht es nicht, dass das Land auch in anderen Konsumbereichen zu den USA aufschließt, zum Beispiel bei Kosmetika. Chinas Jahresumsätze an Schönheits- und Körperpflegeprodukten steigen schneller als die globalen Kosmetikumsätze. Voraussichtlich werden die gesamten Hautpflegeumsätze in Asien dieses Jahr fast die Hälfte des weltweiten Gesamtumsatzes an diesen Produkten ausmachen.

In Chinas Kosmetik- und Hautpflegemarkt dominieren größtenteils ausländische Marken, so dass die einheimischen Firmen noch Aufholbedarf haben. Südkorea spielt in diesem Bereich eine wichtige Rolle: Ein Viertel seiner Kosmetikexporte gehen nach China. Der Kosmetikvertrieb erfolgt in China durch Super- und Hypermärkte, Warenhäuser, Kosmetikfachgeschäfte und online.

Für die Musik- und Kosmetikbranche, aber auch für andere Branchen, sehen wir eine rosige Zukunft im bevölkerungsreichsten Land der Erde. Auch wenn China jetzt langsamer wächst als in den letzten Jahrzehnten, braucht uns das keine Sorgen zu machen. Wir denken, dass China weiterhin ein mächtiger globaler Wachstumsmotor sein wird, dessen Einfluss in diversen Wirtschaftszweigen noch viele Jahre lang zu spüren sein wird.

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