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Lorenzo Carcano: „Auch kleine Firmen haben Pricing Power“

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Dagegen ist die Auswahl bei kleinen und mittleren Unternehmen viel größer. Wir zählen rund 3.000 Werte, die über eine einigermaßen ausreichende Liquidität verfügen. Im Vergleich zu Large Caps stehen somit viel mehr interessante Investmentgelegenheiten zur Auswahl. Außerdem weisen Nebenwerte im Vergleich mit großen Titeln in der Regel ein deutlich höheres Wachstum auf.

Viele kleinere Firmen sind in Nischen tätig, das Wachstumspotenzial ist entsprechend höher, als es beispielsweise bei einem Large Cap wie etwa Siemens möglich wäre. Die historischen Daten belegen das eindeutig. Für uns ist dieser Punkt übrigens die fundamentale Begründung, warum eine langfristige Investition in Small Caps sinnvoll ist.

Aber das Research dürfte ungleich aufwendiger sein, oder?

Carcano:
Da kleinere Unternehmen von deutlich weniger Analysten beobachtet werden als große Konzerne, bietet sich hier eher die Aussicht, durch intensives Research und gezielte Aktienauswahl gute Ergebnisse zu erzielen. Denn wenn man nahe an diesen Unternehmen dran ist, kann man durch das Entdecken der Aktienmarkt-Ineffienzen einen Mehrwert erzielen.

Welche Rolle spielt die aktuelle Konjunkturlage für Small Caps?

Carcano:
Durch das geringe Wirtschaftswachstum erwarten wir im Nebenwerte- Bereich mehr Fusionen und Übernahmen. Die Verschuldung der europäischen Unternehmen insgesamt ist zurückgegangen. Die einzige Möglichkeit, in diesem eher mauen Wirtschaftsumfeld zu wachsen, sind Mergers-and-Acquisitions- Aktivitäten.

Denn angesichts der Kombination aus starken Bilanzen, nur geringen Möglichkeiten zu weiteren Kostensenkungen und moderatem Wachstumsausblick werden große Unternehmen und globale Marktführer vermehrt Wachstum durch Akquisitionen als strategische Option verfolgen. Dieser Prozess hat bereits angefangen, wird sich aber unserer Ansicht nach noch deutlich beschleunigen.

Und solche Unternehmensübernahmen sind bei kleineren Firmen häufige Kurs- beziehungsweise Werttreiber. In Verbindung mit der aktuell günstigen Bewertung der Nebenwerte dürfte dies dem M&A-Geschäft in diesem Segment neuen Schwung verleihen.

Sehen Sie weitere Vorteile?

Carcano:
Ja. Bei Large Caps sind die Sektoren wie Telekommunikation, Versorgung, Öl & Gas sowie Banken und Versicherungen ziemlich stark gewichtet und sind daher auch starken Regulierungsrisiken ausgesetzt. Damit haben die oft stark spezialisierten Unternehmen aus der zweiten Reihe weniger zu kämpfen. Denn Nebenwerte sind in diesen Branchen stark unterrepräsentiert. Das heißt, das Regulierungsrisiko ist bei Small und Mid Caps deutlich kleiner.

Also meinen Sie, dass jetzt ein guter Zeitpunkt ist, in europäische Small und Mid- Caps zu investieren.

Carcano:
Eindeutig. Nach einem Jahr der Underperformance spricht nun alles dafür, dass Nebenwerte aufholen werden. Unsere Untersuchungen zeigen, dass Nebenwerte in Rezessionen zwar schwächer abschneiden, in Zeiten einer Erholung der Konjunktur überflügeln sie aber die Standardaktien. Seit sich entsprechende Indizes vergleichen lassen, haben europäische Nebenwerte in puncto Wertentwicklung die Standardtitel deutlich übertroffen.

Dies gilt auch für das Gewinn und das Umsatzwachstum der dahinterstehenden Unternehmen. Aktuell haben wir ein mageres Wachstumsumfeld, das spricht für Werte, die in Nischen tätig und somit relativ unabhängig von der Konjunktur sind. Das heißt, selbst in Zeiten mit negativen, aber sich verbessernden Wachstumsraten bieten Nebenwerte bessere Aussichten.

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