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Schroders’ Investmentchef: „Deutschland ist eine Gefahr für die Eurozone“

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Unter diesen Umständen würde es nicht überraschen, wenn Griechenland zur Auffassung käme, dass eine Restrukturierung - sprich ein Zahlungsausfall -  zusammen mit dem Ausstieg aus der Eurozone das kleinere Übel darstellt. Auf diesem Gebiet kennen sich die Griechen aus, denn seit das Land 1829 ein moderner Staat wurde, hat es zwölf Mal den Bankrott erklärt und war mehr als die Hälfte der Zeit zahlungsunfähig.

Es könnte alles ganz anders sein. In einer politischen Union, oder zumindest in einer Wirtschaftsunion, wäre die Wirtschaftspolitik organisiert. Deutschland sowie andere nordeuropäische Länder mit relativ gesunden öffentlichen Finanzen und einem großen Außenhandelsüberschuss könnten ihre Wirtschaft stimulieren, um die deflationären Auswirkungen der staatlichen Sparmaßnahmen der PIIGS-Staaten auszugleichen. Eine steigende Nachfrage aus Deutschland und anderen nordeuropäischen Ländern würde die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen in Südeuropa ankurbeln sowie zum Wachstum in der Eurozone insgesamt und zum Abbau der chronischen Ungleichgewichte bei den Leistungsbilanzen beitragen. Wer allerdings auf einen so deutlichen Kurswechsel in der Wirtschaftspolitik in Deutschland hofft, wird vermutlich enttäuscht. Erst jüngst hat die deutsche Regierung ein Gesetz verabschiedet, demzufolge das Haushaltsdefizit bis 2016 fast vollständig abgebaut sein soll – von einer Stimulierung der eigenen Wirtschaft ist man weit entfernt.

Kann ein Land aus der Währungsunion austreten?

Oft wird das Argument angeführt, dass zu viele Staatsgelder zur Einführung des Euro investiert wurden, die eine Auflösung der Währungsunion undenkbar machen. Außerdem heißt es, dass ein schwaches Mitglied bei einem Austritt aus der Eurozone über Nacht ruiniert wäre, weil der Großteil seiner Verbindlichkeiten auf Euro lautet und seine Vermögenswerte plötzlich in einer abgewerteten „neuen Währung“ denominiert sein würden. Bei diesen Argumenten werden aber zwei Aspekte nicht berücksichtigt. Erstens kann im Falle eines Mitgliedstaats, der aus der Eurozone austreten möchte, wie nach jedem staatlichen Zahlungsausfall alles verhandelt werden. Zweitens ist es möglich, dass die Länder mit den starken Währungen aus der Eurozone austreten und Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien in der Gemeinschaftswährung zurücklassen. Die Auswirkungen der Neubewertung wären harmlos, denn diese Volkswirtschaften verblieben in einer unveränderten Lage. Zudem würden die Vermögenswerte der Länder, die aus der Eurozone austräten, auf eine aufgewertete „neue Währung“ lauten. Wie wäre es mit einer neuen D-Mark – auch wenn das populistisch klingt? Fast alles ist möglich, angefangen vom Austritt eines einzigen Landes über die Gründung eines oder mehrerer neuer Währungsgebiete bis hin zu einer Rückkehr zu allen nationalen Währungen, die vorher existiert haben.