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US-Zinsen Schwache Weltwirtschaft steht vor Stresstest durch die US-Notenbank

Ob die Federal Reserve am Donnerstag die Zinsen erhöht oder nicht - die erste Straffung der amerikanischen Geldpolitik seit fast zehn Jahren zeichnet sich ab.
Das ist eine Herausforderung für eine bereits von der nachlassenden Nachfrage in China und der Volatilität an den Finanzmärkten gebeutelte Weltwirtschaft. Am anfälligsten sind die Schwellenländer, in die billige Dollar im Überfluss geflossen sind und die es jetzt mit steigenden Finanzierungskosten und einem aufwertenden Greenback zu tun bekommen. Dieses Umfeld zwingt Janet Yellen, die Präsidentin der Notenbank, ihre Absichten auch mit Blick auf das internationale Publikum zu kommunizieren. Andernfalls riskiert sie, dass der Erfolg ihrer Geldpolitik durch deren Folgen jenseits der Grenzen der USA gefährdet wird. „Die Fed muss im Auge behalten, wie die Außenwelt reagiert“, auch wenn ihr Mandat nur die Vereinigten Staaten betrifft, sagte Rob Carnell, leitender Volkswirt bei der ING Bank in London. „Wenn sie strafft, muss sie deutlich machen, dass sie behutsam vorgeht und nicht den Volkswirtschaften den Boden unter den Füßen wegzieht, die ohnehin schon zu kämpfen haben.“ Einen Vorgeschmack darauf, was geschieht, wenn das Ausland ihre Botschaft nicht gerne hört, bekam die Notenbank vor zwei Jahren, als die Aktienmärkte in Schwellenländern fielen, nachdem der Eindruck entstanden war, die Fed werde ihre Anleiheankäufe einschränken. Die Zinserhöhungszyklen seit 1988 erfolgten im Unterschied zur jetzigen Situation nicht in einem Umfeld, in dem der Ausblick für die Weltkonjunktur sich eintrübte. Der Internationale Währungsfonds wird demnächst seine Wachstumsprognose von derzeit 3,3 Prozent für 2015 senken. 2004 hingegen wuchs die Wirtschaftsleistung um 5,4 Prozent; das Wachstum sank erst 2008 nach dem Ausbruch der Krise auf 3,1 Prozent. Die Gesamtkonstellation erklärt, weshalb Volkswirte keine große Zinserhöhung erwarten. „Der kommende Straffungszyklus wird vermutlich einer der am wenigsten aggressiven in der Geschichte der Fed sein. Die Normalisierung der Geldpolitik wird sich über viele Jahre hinziehen“, sagte Michael McDonough, Chefökonom bei Bloomberg Intelligence in New York. Die Möglichkeit unerwünschter Folgen im Ausland wäre ein Grund, eine Zinsanhebung in dieser Woche zu unterlassen, obwohl die Konjunktur in den USA anzieht, argumentierte Krishna Guha, Vizevorsitzender von Evercore ISI in Washington. „Der Offenmarktausschuss sollte das Signal ernst nehmen, das die Märkte hinsichtlich der Schwellenländer aussenden“, sagte Guha, ehemaliger Mitarbeiter der Federal Reserve Bank of New York. „Es hat den Anschein, als hätte er das Ausmaß der Schwäche der Schwellenmärkte, die Dollarstärke, die mit einer Straffung einherginge und die Möglichkeiten für unerwünschte Wechselwirkungen zwischen diesen beiden Faktoren unterschätzt.“ Notenbanker in mehreren reichen Ländern würden höhere US- Zinsen vermutlich begrüßen, denn sie würden Zuversicht für die größte Volkswirtschaft der Welt signalisieren und möglicherweise den Risikoappetit der Anleger anregen.
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