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in FinanzberatungLesedauer: 6 Minuten

Vor welchen Herausforderungen die Finanzberatung steht

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Ohne Mitwirkung des Anlegers keine bedarfsorientierte Finanzberatung

Das Angebot einer solchen, von der Anlagevermittlung unabhängigen Finanzberatung setzt die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen voraus. Dies beginnt beim Anleger, der zunächst in der Lage sein sollte, eine aktive Rolle bei der Definition seines Anlage- oder Absicherungsbedarfs zu übernehmen.

Darüber hinaus muss der Anleger bereit sein, eigenverantwortlich Entscheidungen unter Unsicherheit zu treffen, die langfristig Auswirkungen auf sein Vermögen und seine finanziellen Handlungsspielräume haben. Schließlich sollte er in der Lage sein, die Folgen seines Handelns zu tragen.

Bisher sind die Fähigkeit und die Bereitschaft hierzu in erster Linie in den Bevölkerungsschichten mit überdurchschnittlicher Bildung und hohem Einkommen festzustellen, während bildungsfernere Bevölkerungsgruppen mit unterdurchschnittlichem Einkommen kaum willens und in der Lage sind, fundierte Entscheidungen über die Absicherung ihrer existenziellen Bedürfnisse zu treffen.

Finanzielle Allgemeinbildung stärken


Diese Fähigkeit würde vielmehr voraussetzen, dass der finanziellen Allgemeinbildung der Bevölkerung ein größerer Stellenwert beigemessen wird als in der Vergangenheit. Eher beklagenswert als belustigend sind Umfrageergebnisse in Deutschland, nach denen die deutliche Mehrheit zwar davon überzeugt ist, in Finanzfragen kompetent zu sein, mehr als ein Drittel der Befragten aber die Hälfte der gestellten Fragen (maximal mittlerer Schwierigkeit) falsch beantwortet. Die erst auf lange Frist spürbaren Auswirkungen einmal getroffener Anlageentscheidungen bieten allerdings wenig Anreiz für die Inanspruchnahme einer umfassenden Finanzberatung, kann doch das Ergebnis einer bestimmten Anlageentscheidung im Nachhinein in der Regel keiner einzelnen Beratung zugeordnet werden.

Wichtiger für ein Einsehen in die Notwendigkeit, sich beraten zu lassen, ist vielmehr, dass späteren Anlegern schon in ihrer Ausbildungsphase allgemeine wirtschaftliche und finanzielle Grundkenntnisse vermittelt werden. Nur so ist zu verhindern, dass Finanzberatung als lästig empfunden wird.

Anleger fühlen sich überfordert

Beratungsgespräche scheitern oft in einer frühen Phase daran, dass sich der Anleger vom ihm überlegen erscheinenden Berater überfordert fühlt und in der Folge nur beschränkt rational reagiert. Zum einen überblicken Anleger ihren Beratungsbedarf gar nicht, da sie die gesamte Spannweite der für sie persönlich relevanten Anlage- und Absicherungsthemen nicht erkennen.
Des Weiteren sind nur wenige Anleger – auch in den Bildungseliten nicht – in der Lage, ihre persönliche Risikobereitschaft auszudrücken, geschweige denn zu quantifizieren.

Die Komplexität finanzieller Fragestellungen und der bei der Entscheidungsfindung zu berücksichtigenden Parameter einzelner Anlageprodukte führt dazu, dass der Anleger ab einem bestimmten Punkt im Beratungsgespräch die Aufnahme zusätzlicher Informationen verweigert.

Dies wird durch die Ergebnisse einer Umfrage des Fondsanbieters Fidelity bestätigt, in der weniger als die Hälfte der befragten deutschen Teilnehmer angegeben haben, dass sie die Inhalte eines Beratungsgespräch gänzlich verstehen. Die Bereitschaft, nach einem solchen Aufklärungsgespräch Anlageentscheidungen zu treffen, ist verständlicherweise bei den meisten Menschen begrenzt.
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