Christoph Fröhlich
12.05.2023

Trade-Republic-Gründer „Die Rentenlücke ist das größte gesellschaftliche Problem nach dem Klimawandel“

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Die Sache mit den Bewertungen

Der Aufstieg von Trade Republic ging lange Zeit mit immer neuen Rekordbewertungen einher. 2021 wurde das Fintech mit 4,3 Milliarden Euro bewertet, 2022 bereits mit 5 Milliarden. In Finanzierungsrunden sammelte das Gründer-Team insgesamt rund 1,3 Milliarden Euro. Von diesem Geldpolster zehrt das Unternehmen nun, wo Wachstum wieder seinen Preis hat und viele Start-ups ums Überleben kämpfen.

Dass die eigene Unternehmensbewertung nun vermutlich deutlich niedriger liegt, sei für Hecker nebensächlich, wie er im Interview erklärt. „Man muss immer schauen, in welcher Marktphase man sich befindet. Ich halte nicht viel von Momentaufnahmen. Die gleichen Bänker, die heute sagen, die Firma sei X wert, wollten letztes Jahr noch für 10 Milliarden einen Börsengang mit uns machen. Da muss man Ruhe bewahren.“

 

Die Aktienrente sei „in der Größe nicht ausreichend“

Dass Hecker sich optimistisch zeigt, liegt auch am Format des Sparplans. Der Großteil der Nutzer kaufe Monat für Monat mithilfe von Sparplänen, Aktien oder ETFs. „Das Geschäft ist auf das langweilige Sparen fokussiert.“

Hecker gibt sich überzeugt, dass die besten Tage noch vor ihm liegen. „Die Rentenlücke ist das größte gesellschaftliche Problem in Europa nach dem Klimawandel. Das Problem wird uns alle betreffen und der Markt ist gigantisch groß.“ Zwar habe der Staat das Problem mittlerweile erkannt und mit der Aktienrente („Dass wir die Worte Aktie und Rente in einem Satz verwenden, ist erst einmal gut“) erste Schritte zur Lösung unternommen. Doch der Weg sei noch weit. „Was wir da machen, ist ideologisch gut, aber in der Größe nicht ausreichend.“

Hecker fordert weiter den großen Wurf der Politik. „Wir benötigen in dieser Legislaturperiode eine Rentenreform, die endlich auch mal ambitioniert ist. Die über Vorteile redet und nicht nur über Downside-Protection und über Ausfallgarantien. Wir brauchen heute eine Incentivierung, damit es für den 18-Jährigen da draußen selbstverständlich ist, Geld anzulegen.“ Dieses „gesamtgesellschaftliche Umdenken“ müsse von der Politik gestartet werden.

„Meine Hoffnung wäre, dass wir irgendwann nicht mehr nur ein Friday For Future haben, sondern auch ein Friday For Future Wealth. Dass die Leute auf die Straße gehen und mehr von der Rente fordern.“

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