Nachhaltigkeitsexperte Jan Rabe
Wege zur Klimaneutralität
Jan Rabe leitet das Nachhaltigkeitsbüro von Metzler Asset Management. Foto: Metzler AM
Um CO2-Budgets einzuhalten, muss die Politik künftig strengere Regeln für Unternehmen aufstellen. Viele Investoren stellen sich bereits auf mehr Regulierung ein und Liquidität verschiebt sich zu Gunsten derer, die zu Klimazielen beitragen. Nachhaltigkeitsexperte Jan Rabe von Metzler Asset Management erklärt, wie sich der Trend in Aktienstrategien abbilden lässt.
Insbesondere Titel der Branchen Banken, Energie, Gebrauchsgüter, Automobile und Industriegüter hätten dadurch nicht nur mit höheren direkten Klimakosten zu kämpfen (zum Beispiel höhere Eigenkapitalhinterlegung von Krediten im Bankensektor oder steigende Aufwendungen und Abschreibungen im produzierenden Gewerbe), sondern wären zugleich von steigenden indirekten Klimakosten betroffen (zum Beispiel höhere Kapitalkosten bei der Refinanzierung). Wir erwarten, dass sich dies perspektivisch bemerkbar macht.
Abbildung 6: Strategie 2 – Verschiebung des CO2e-Fokus
MSCI ACWI: Veränderung der Grad-Celsius-Erwärmungspotenziale
Das Thema Nachhaltigkeit bewegt Unternehmen, Kapitalmärkte, Gesetzgeber. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die Analysen und Thesen der bedeutendsten Nachhaltigkeitsexperten, Top-Ökonomen und Großinvestoren – gebündelt und übersichtlich. Sie sollen dir die wichtigen Entwicklungen auf dem Weg zur nachhaltigen Gesellschaft und Finanzwelt clever und zuweilen kontrovers aufzeigen.
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Insbesondere Titel der Branchen Banken, Energie, Gebrauchsgüter, Automobile und Industriegüter hätten dadurch nicht nur mit höheren direkten Klimakosten zu kämpfen (zum Beispiel höhere Eigenkapitalhinterlegung von Krediten im Bankensektor oder steigende Aufwendungen und Abschreibungen im produzierenden Gewerbe), sondern wären zugleich von steigenden indirekten Klimakosten betroffen (zum Beispiel höhere Kapitalkosten bei der Refinanzierung). Wir erwarten, dass sich dies perspektivisch bemerkbar macht.
Abbildung 6: Strategie 2 – Verschiebung des CO2e-Fokus
MSCI ACWI: Veränderung der Grad-Celsius-Erwärmungspotenziale
Strategie 3: Die Grad-Celsius-Rotation
Während Strategie 2 voraussichtlich in der Portfoliokonstruktion bei der Allokation nach Branchen den größten Mehrwert liefern sollte, werden Portfoliomanager kurzfristig vor allem versuchen, Verlustrisiken („tail risks“) mithilfe einer Differenzierung nach Scope 1 bis 3 CO2e-basierten Erwärmungspotenzialen zu begrenzen.
Mittelfristig lässt sich das aggregierte Erwärmungspotenzial eines Portfolios dann nur noch durch ein Übergewicht von Titeln senken, die mit dem Ziel <2°C kompatibel sind (Abbildung 7). Wir veranschaulichen diese Rotation anhand eines Performancevergleichs zweier in etwa gleichgroßer Aktienkörbe: einem mit <2°C-Titeln (investiert) gegenüber einem mit >5°C-Titeln (leerverkauft).
Bislang war diese Rotation erheblich stärker bei Large Caps ausgeprägt (Portfolio A) als bei Titeln niedrigerer Marktkapitalisierung (Portfolio B).
Abbildung 7: Strategie 3 – die Grad-Celsius-Rotation gewichtete US-Dollar-Überschussrendite: <2-grad-celsius versus="">5-Grad-Celsius-Titel
Der Grund hierfür könnte in der Art und Weise liegen, wie Portfoliomanager ökologische Fußabdrücke ihrer Strategien reduzieren. Denn am effektivsten lässt sich dies mit Titeln hoher Marktkapitalisierung bewältigen, was nebenbei auch den Umschlag in Portfolios und die damit verbundenen Handelskosten niedrig hält. Zwei Gründe sprechen für eine anhaltende Rotation:
- Steigende Nachfrage gegenüber knappem Angebot
Lediglich 10 Prozent der Titel des globalen Aktienuniversums (MSCI ACWI) sind konform mit dem 1,5-Grad-Celsius-Ziel aus dem Pariser Klimaabkommen, und nur 20 Prozent bieten ein Erwärmungspotenzial < 2 Grad Celsius. Zwar dürften weitere Unternehmen künftig ihren CO2e-Fußabdruck senken. Jedoch sollte die Nachfrage das Angebot an Titeln, die dies mittelfristig bieten, deutlich übersteigen, was zu anhaltenden Überschussrenditen beitragen dürfte. - Überlegenheit gegenüber Verglaichindizes
Einzelne Kennzahlen werden sich nur dann als Standard durchsetzen, wenn sie komplexe Sachverhalte einfach und eindeutig darstellen. Dann werden sie bevorzugt von den Marktteilnehmern genutzt, um Anlagealternativen zu bewerten. Je mehr Anleger das Erderwärmungspotenzial als Kriterium für die Kapitalanlage wählen, desto stärker wird der Druck auf Portfoliomanager, Anlagestrategien entsprechend auszurichten, um besser als ein Vergleichsindex abzuschneiden. Denkbar ist in diesem Zusammenhang auch, dass Fondsbewertungsplattformen entsprechende Kennzahlen bei Vergleichen von Finanzprodukten aufnehmen und diesen Effekt somit verstärken.
Strategie 4: Passiver Flow als Renditetreiber
Darüber hinaus führt die EU-Initiative zu Standards für Klimaindizes dazu, dass auch passive Anlageprodukte verstärkt nach Erwärmungspotenzialen ausgerichtet werden. Die dadurch getriebene Nachfrage nach Titeln, die in entsprechenden Indizes geführt werden, lässt sich in aktiven Portfoliostrategien antizipieren. Auf welche Kennzahlen kommt es hier an? Die Technical Expert Group (TEG) der EU-Kommission schlägt vor, dies mithilfe von fünf Punkten zu definieren (Abbildung 8).
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