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Aktives Fondsmanagement Warum die Kennzahl Active Share so wichtig ist

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Warum der Vergleich mit dem Tracking Error? Beide Größen messen die Aktivität eines Managers, beschreiben aber verschiedene Aspekte. Das Active Share ist ein Gradmesser für die Aktienselektion, der Tracking Error ermittelt das systematische Faktorrisiko.

„Beide haben ihre Existenzberechtigung“, erklärt Thorsten Winkelmann, Manager des Allianz Wachstum Europa (848182). „Eine der Schwächen des Tracking Error ist allerdings, dass er nicht nur von den aktiven Entscheidungen des Fondsmanagers abhängt, sondern auch von der Volatilität des Gesamtmarkts.“

Am-Index-Kleber im Minus

Fonds, die weder ein hohes Active Share noch einen hohen Tracking Error aufweisen, kleben am Index. Die untersuchten Fonds dieser Gruppe wiesen nach Kosten gegenüber der Benchmark durchschnittlich ein Minus von 0,78 Prozent pro Jahr auf. Fonds mit hohem Tracking Error, aber geringem Active Share gehen weniger aktive Einzelpositionen ein, dafür aber Faktorwetten.

Das sind Wetten auf Länder-, Branchen- oder Stil-Allokationen wie Value und Growth. Auf hohe Werte bei beiden Kennzahlen kommen Stockpicker, die ein konzentriertes Portfolio haben. In der vierten Kategorie finden sich Stockpicker mit einem breit gestreuten Portfolio. Bei ihnen fallen weniger Faktorwetten an, sodass der Tracking Error gering ist.

Laut der Cremers/Petajisto-Studie weisen Letztere die höchste Outperformance auf, nämlich im Schnitt 1,39 Prozent pro Jahr. Als aktive Manager gelten solche, die auf ein langfristiges Active Share von über 60 Prozent kommen.

„Müssten sich Anleger anhand einer einzigen Kennzahl für ein Fondsinvestment entscheiden, müssten sie eigentlich das Active Share nehmen“, meint Philipp Langeheinecke, Geschäftsführer des Schweizer Analysehauses Finance-Doc. „Keine Kennzahl ist statistisch zuverlässiger, wenn es um die Vorhersage von künftiger Performance geht.“ Bleibt die Frage, warum so viele Fondsmanager an der Benchmark hängen.

„Vom Vergleichsindex abzuweichen stellt für Fondsmanager ein Karriererisiko dar“, meint Lutz Johanning, Professor an der WHU – Otto Beisheim School of Management. Je weiter man sich vom Index entfernt, desto eher kann man falschliegen – was vor allem in den indexhörigen 90er Jahren schnell passierte. Allianz-Manager Winkelmann: „Damals hatten sich viele Fondsstrategien von den fundamentalen Funktionsweisen der Wirtschaft gelöst.

Unternehmensgewinne spielten zeitweise kaum noch eine Rolle.“ Einen langfristigen Stockpicking-Ansatz unabhängig von der Benchmark umzusetzen sei deshalb „ein Akt der Courage“ gewesen – und ist es teilweise immer noch.

Wovon sich Winkelmann jedoch nicht abschrecken lässt: Das Active Share des Allianz Wachstum Europa lag in den vergangenen fünf Kalenderjahren bei durchschnittlich 87 Prozent. Bei allen Vorteilen hat die Kennzahl aber auch Schwächen.

„Das größte Problem ist der hohe Aufwand, um das Active Share monatlich zu berechnen. Dafür müsste man jede Position eines Fonds gegen seinen Vergleichsindex laufen lassen“, sagt Uwe Leonhardt, Vorstand des Vermögensverwalters Gecam.

„Entsprechend gibt es hierzulande keine Datenbank, die das auf Knopfdruck leistet.“ Ein Grund dafür dürfte auch sein, dass die Fondsgesellschaften wenig Drang verspüren, ihr komplettes Portfolio offenzulegen.

Kein Garant für eine Outperformance


Als zweiten Schwachpunkt nennt Leonhardt, dass das Active Share nur ein Indikator für Outperformance ist, aber kein Garant: „Fondsmanager, die ihr Portfolio weit von der Benchmark positionieren, können auch spektakulär daneben liegen.“

Weil Leonhardt nicht auf einen Active-Share-Datensatz zugreifen kann, analysiert der Gecam-Chef für seine eigenen Studien das Fonds-Universum anhand der Korelation der Fonds zu ihrer Benchmark.

Die mittlerweile in der siebten Auflage erschienene Gecam-Fondsstudie stößt im Grunde genommen in eine ähnliche Richtung wie Cremers und Petajistos Vorhaben. Auch sie zeigt, dass sich das Gros der europäischen Aktienfonds nah an der Benchmark bewegt.

In der jüngsten Studie liegt die Korrelation bei durchschnittlich 0,90. „Über 9.000 Fonds sind in Deutschland zugelassen, 80 Prozent davon bieten aber keinen Mehrwert“, so Leonhardt.

Eine der auffälligsten Ausnahmen ist der Waverton European Fund (A0MMFW), der aktuell ein Active Share von über 96 Prozent aufweist. Manager Oliver Kelton erzielte in den vergangenen fünf Jahren eine annualisierte Performance von 23 Prozent.


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