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Assenagon-Chefvolkswirt Martin Hüfner „Der US-Dollar wird bald bei 1,35 je Euro liegen“

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3. Was bedeutet die Euro-Aufwertung für die deut­schen Aktienmärkte?

Normalerweise geht man davon aus, dass sich eine Aufwer­tung negativ auf die Aktienkurse auswirkt. Der Unterschied zwischen dem amerikanischen S&P (der zuletzt weiter ge­stiegen ist) und dem DAX (wo es Minuszeichen gab) wird vielfach damit erklärt, dass die US-Unternehmen von der Dollarschwäche profitierten.

Diese Argumentation ist jedoch nicht stichhaltig. Zum einen darf man nicht nur die Exporte sehen, die unter einer Auf­wertung leiden. Gleichzeitig werden die Importe billiger. Sie entlasten die Kostenrechnung der Unternehmen und stär­ken den privaten Konsum (zum Beispiel durch niedrigere Benzinpreise). Die Aufwertung wirkt sich also sehr differen­ziert aus.

Zum anderen muss man berücksichtigen, dass Börsen mit einer aufwertenden Währung für weltweit operierende Anle­ger attraktiv sind. Sie führen zu Kapitalzuflüssen, die dann wieder kurssteigernd wirken können. Im bisherigen Verlauf des Jahres hat der DAX aus Sicht der Inländer um 6 % zu­gelegt. Das ist nicht schlecht, reißt aber niemanden vom Stuhl. Aus Sicht von Dollarinvestoren ergab sich dagegen ein Plus von 19 %. Solche Zuwächse kann man sich nicht entgehen lassen.

Im Übrigen entspricht die These von der kursdämpfenden Wirkung einer Aufwertung auch nicht der Realität. Wenn man die Entwicklung des DAX neben die Entwicklung des US-Dollarkurses stellt, dann gibt es genauso viele Fälle, in denen die Börsen bei einer Aufwertung des Wechselkurses nach oben gingen wie nach unten. Die statistische Korrela­tion zwischen den beiden Größen ist Null.

Für den Anleger

Ein US-Dollar von 1,35 klingt zunächst einmal schrecklich. Lassen Sie sich davon aber nicht ins Bockshorn jagen. Ein starker Euro muss die deutsche Börse nicht zwangsläufig dämpfen. Es stimmt allenfalls bei kurzfristiger Betrachtung, bei einzelnen, besonders wechselkursabhängigen Werten und in Zeiten, in denen es außergewöhnlich hohe Devisen­marktschwankungen gibt. Zudem wertet sich der Euro nicht so schnell auf. Längerfristig sollten Sie bei der Anlage aller­dings berücksichtigen, dass die Wechselkurse in absehba­rer Zeit nicht mehr so stabil sein werden und dadurch mehr Unsicherheit in die Märkte kommt.

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