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„Euro-Bonds bekämpfen nur die Symptome, nicht die ursächlichen Probleme der Währungsunion“

Jochen Felsenheimer von Assenagon Credit Management
Jochen Felsenheimer von Assenagon Credit Management
DAS INVESTMENT.com: Braucht Europa Euro-Bonds?

Jochen Felsenheimer: Natürlich kann man aus europäischer Sicht argumentieren, dass eine gesamteuropäische Haftung für 60 Prozent des Schuldenstandes eines Landes über die Emission von Euro-Bonds ein Schritt hin zu einer stabileren Währungsunion darstellt. Kurzfristig würde eine solche Maßnahme von den Märkten auch extrem positiv aufgenommen werden und vor allem die Situation in den Peripherieländern entspannen.

Man kann durchaus argumentieren, dass sich Euro-Bonds auch für die dadurch benachteiligten Länder im Nachhinein als das kleinere Übel erweisen könnten. Aber man sollte nicht vergessen, dass Euro-Bonds wiederum nur die Symptome bekämpfen, nicht aber die ursächlichen Probleme der Währungsunion.

DAS INVESTMENT.com: Welche Vor- oder Nachteile haben gemeinsame Schuldscheine?

Felsenheimer: Man sollte nicht unterschätzen, dass der Vollzug einer Transferunion letztlich nicht rückgängig gemacht werden kann, ohne einen Zusammenbruch des gesamten Währungsraums zu riskieren. Auch werden diese Anleihen nicht risikofrei sein.

Wenn man generös über die Verzerrung des Systemwettbewerbs zwischen den Mitgliedsländern hinweg sieht, bleibt ein ganz zentraler Kritikpunkt: Nämlich der der Anreizproblematik. Die folgende Aussage des italienischen Finanzministers Giulio Tremonti verdeutlicht das Problem: „Wir wären nicht da, wo wir jetzt sind, wenn wir Euro-Bonds gehabt hätten". Man könnte erwidern, dass wir nicht da wären, wenn Italien kein Staatsschuldenproblem hätte.

Genau dann, wenn Euro-Bonds als einfacher Weg aus der jetzigen Situation verstanden werden und dazu führen, dass die Anstrengungen auf nationalstaatlicher Ebene zum Schuldenabbau nachlassen, werden sie ihr Ziel verfehlen.

DAS INVESTMENT.com: Wie stehen Sie zu dem „Nein“ der Bundesregierung zu Euro-Bonds?

Felsenheimer: Natürlich würde die Einführung von Euro-Bonds zu einer Mehrbelastung der Länder führen, die unterhalb der durchschnittlichen europäischen Refinanzierungskosten am Markt Kapital aufnehmen können.

Realistisch betrachtet, gibt es aber keine Alternative, die nicht zu Lasten Deutschlands gehen würde. Deshalb scheint die Frage nach der Einführung von Euro-Bonds auch ein Mittel der Parteien zu sein, ihr politisches Profil zu schärfen. Letztlich bedeutet das "Nein" von Frau Merkel nur, dass sie in anderen Punkten Entgegenkommen der europäischen Partner einfordert.

DAS INVESTMENT.com: Was würden Euro-Bonds Deutschland kosten im Vergleich zur herkömmlichen Bundesanleihe?

Felsenheimer: Deutschland müsste sich nicht über Euro-Bonds refinanzieren, da die Emission von Bundesanleihen günstiger wäre. Würde sie es tun, wäre mit einem Spread-Aufschlag zwischen 100 und 200 Basispunkten zu rechnen.

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