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Aktualisiert am 07.09.2017 - 20:01 Uhrin InstitutionelleLesedauer: 3 Minuten

Kommentar aus der Redaktion Das wäre der Todesstoß für den Euro

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Nur eines hilft der Wirtschaft

Es klemmt an allen Ecken und Enden. Banken können kaum Kredite vergeben, und die Wirtschaft fragt kaum danach, weil sie nur bei gefestigten Rahmenbedingungen und guten Aussichten ihren Betrieb ausbauen würde. Doch beides bekommt sie von den Regierungen nicht geboten. Deshalb kommen Draghis milde Gaben nicht in der Wirtschaft an. Die Geldmenge M3, die alles kurzfristig verfügbare und damit zahlungsrelevante Geld enthält, wächst langsamer als vor der Finanzkrise. Stattdessen sparen die Euroländer Milliarden durch das künstlich gesenkte Zinsniveau. Müsste Italien seine heutigen Schulden zu Zinsen von 2008 bedienen, würden 33 Milliarden Euro mehr fällig, errechnete die Vermögensverwaltung Flossbach von Storch.

Warum sollte man also mit Draghi schimpfen?


Weil die EZB mehr kaputt macht, als sie hilft. Indem sie den Zins abgeschafft hat, bringt sie die Wirtschaft durcheinander. Geld fließt nicht mehr in die besten Investitionsprojekte, sondern auch in jedes noch so blödsinnige Unterfangen, sofern es mehr als 0 Prozent abwirft. Diese Projekte platzen, sobald die EZB den Zins hebt, ebenso wie die fit gespritzten Staatshaushalte. Europa am Tropf der Zinsen.



Weil aber angeblich nicht genug Geld in die Wirtschaft geht, kommt nun die Idee, den Menschen Geld zu schenken. Damit sie es ausgeben und die Nachfrage erhöhen. Draghi nannte dieses Helikoptergeld „ein sehr interessantes Konzept“. Kurz darauf ruderte die EZB zurück.

„Nein“, antwortete Direktor Benoît Cœuré auf die Frage, ob man so etwas erwäge. Hoffen wir, dass das stimmt. Denn es wäre der Todesstoß für den Euro als Wertaufbewahrungsmittel. Es hieße, dass man für Geld nicht mehr arbeiten muss (Banken müssen das jetzt schon nicht mehr). Was soll es dann noch wert sein? Abgesehen vom Effekt, dass alle nach einer Geldgabe gleich wieder auf die nächste warten. Wie kleine Kinder zu Weihnachten. Hilft das der Wirtschaft? Nein. Firmen werden ihren Betrieb nicht ausbauen, nur weil eine einmalige Nachfragewelle schwappt. Denn sie ändert nichts an den miesen Perspektiven und Rahmenbedingungen. Hier kann nur die Politik helfen, die EZB kann es nicht.

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