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Marktkommentar Nord/LB Wahlkampf und Zinsentscheid - Die USA halten die Welt in Atem

Defensiv gegen Turbulenzen

Tobias Basse:
Die globalen Aktienmärkte „glänzen“ 2016 mit stabilen Kursen – bis jetzt. Die erneuten FBI-Ermittlungen in der E-Mail-Affäre Hillary Clintons lassen den US-Präsidentschaftswahlkampf wieder stärker in den Fokus der Märkte rücken. Die Unsicherheit nimmt zu und lastet auf den Kursen der Dividendenpapiere. In der Summe rechnen die Marktteilnehmer aber noch immer weitgehend mit einem Wahlsieg der Demokratin. Sollte Donald Trump gewinnen, würde es zumindest kurzfristig zu heftigen Turbulenzen kommen. Trotzdem sollten Anleger auch in dieser Phase differenzieren und Chancen wahrnehmen. Falls die Wahl für den Republikaner wider Erwarten siegreich ausgehen wird, sehen wir vor allem Aktien aus defensiven Sektoren im Fokus der Anleger, denn sie können den Turbulenzen am besten trotzen. Auf Sektorenseiten sollten die Energie- und Konsumbranche profitieren.

Wachsende US-Wirtschaft – Zinserhöhung erwartet

Bernd Krampen:
Trotz einer Schwächetendenz im ersten Halbjahr konnte sich die US-Wirtschaft im dritten Quartal erholen und stieg um solide 2,9 Prozent (annualisiert). Grund genug, um mit einer Zinserhöhung der Federal Reserve im Dezember zu rechnen. Dennoch gehen wir von einer vorsichtigen Erhöhung von zunächst nur 25 Basispunkten aus. Einen gewissen Konjunkturoptimismus beim Blick auf die Wirtschaft der USA lösen auch die jüngst gemeldeten vorläufigen Zahlen zu den Einzelhandelsumsätzen aus. Im September verzeichnete der Einzelhandel einen Zuwachs um beachtliche 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat. Wir gehen davon aus, dass eine Leitzinsanhebung im Dezember der US-Konjunktur nicht schaden würde, sondern – ganz im Gegenteil – notwendig sein wird, um zum richtigen Zeitpunkt aus dem Tal der tiefen Zinsen hinauszukommen. Vor allem der US-Arbeitsmarkt präsentiert sich robust genug, um mit einer etwas weniger expansiven Fed-Geldpolitik auch weiterhin stabil bleiben zu können.

Die Fed-Geldpolitik bleibt auch der zentrale Einflussfaktor für das Marktgeschehen auf dem Devisenmarkt. Dieser geht mittlerweile aber weitgehend davon aus, dass die US-Notenbank im Dezember tätig werden will. Dieses Szenario müsste, unserer Meinung nach, bei einem derzeitigen Wechselkurs zwischen Euro und Dollar um 1,10 USD pro EUR auch mehr oder weniger eingepreist sein.

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Anleihen als Performancetreiber

Ron Große:
Ereignisse wie die US-Wahlen berühren das Portfolio des StiftungsPartners nur kurzfristig. Insbesondere Stiftungen sollten in Dekaden und nicht in Monaten denken. Demnach wird das Portfolio grundsätzlich strategisch ausgerichtet. Das Fondsmanagement legt langfristig an und blendet kurzfristige Faktoren aus. Daher gehen wir in jedem Fall weiterhin von der Renditekraft US-amerikanischer Unternehmensanleihen mit mittleren Laufzeiten aus. Selbst nach Währungsabsicherung erreichen wir einen deutlichen Renditeaufschlag gegenüber EUR-Unternehmensanleihen. Eine Zinserhöhung der Fed im Dezember hat der Markt bereits eskomptiert. Gleichsam haben wir die Liquiditätsquote bereits im August erhöht. Demnach sollte sich der mögliche Zinsschritt nicht negativ auf das Portfolio auswirken. Grundsätzlich gehen wir weiterhin von einer Seitwärtsentwicklung bei USD zwischen 1,08 und 1,15 aus und nutzen diese Range für taktische Absicherungen.

Anfang des Jahres haben wir einen Anstieg der Spreads zwischen Investmentgrade-Anleihen und Bundespapieren in Richtung 200 Basispunkten beobachtet, deshalb die Duration deutlich über sechs Jahre ausgeweitet und unter anderem in Unternehmensanleihen investiert. Mit einem wachsenden Zusammenlaufen der Spreads und des Kursanstieges der Rentenpapiere haben wir die Positionen mit äußerst geringer Restlaufzeitrendite Ende August verkauft. Dadurch gelang uns die durchgängige Outperformance der Benchmark (30 Prozent MSCI World; 70 Prozent REXP) und eine absolute Performance per Ende Oktober von über 3,50 Prozent sowie eine Ausschüttung von 2,25 EUR für 2016.

Anlagechancen 2017

Im aktuellen geldpolitischen Umfeld mag es sinnvoll sein, die Duration am US-Anleihemarkt langsam zu reduzieren und – im Rahmen der Möglichkeiten – Risikoprämien für Credit-Risk zu vereinnahmen. Zentral bleibt die Frage, ob ein eventueller Zinsanstieg in den USA auch eine Trendwende bei europäischen Zinsen einläutet oder nur von kurzer Dauer sein wird. Das stetige Wachstum der USA, das sich vor allem im dritten Quartal anhand vieler Wirtschaftsdaten manifestiert hat, spricht weiterhin für positive Konjunkturaussichten – und damit für globale Aktien. Gleichzeitig sind Aktien derzeit nicht deutlich überbewertet (Forward-KGV: 11,81). Die „Filets“, das heißt massive Unterbewertungen, sind jedoch nicht mehr vorhanden. Dennoch sehen wir weiterhin gute Chancen für eine Fortsetzung der positiven Aktienmarktentwicklung im kommenden Jahr.

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